Frauenversteher
zeitgleich mit ihrer besten Freundin telefonieren. Augen und Ohren sind dann bereits mit zwei, mitunter drei Informationseingangs- und Sendesignalen gleichzeitig beschäftigt. Für Frauen ist das überhaupt kein Problem, im Gegenteil streben sie geradezu danach, beim Fernsehgucken zugleich viele weitere Dinge zu erledigen. Das wäre bis zu diesem Punkt »paartechnisch« gesehen noch kein Problem, wenn die Frau nicht zusätzlich die Lust verspüren
würde, jetzt auch noch eine Unterhaltung mit dem neben ihr sitzenden Mann zu starten.
An dieser Stelle kollidieren die bisher nebeneinander laufenden Aktivitäten auf fatale Weise. Die Frau eröffnet mit einer interessierten Frage: »Erzähl doch mal, wie war es denn heute bei dir?« Haben Sie, meine Damen, diese Frage auch schon einmal an ihn gestellt, während er vor dem Fernseher saß? Ist Ihnen da nicht aufgefallen, dass oft erst einmal gar keine Antwort kommt? Diese Eröffnungsfrage zeigt, nebenbei bemerkt, dass die Frau bereits verstanden hat, dass dem Mann eher an monologisierendem Erzählen gelegen ist denn an einem vergnüglichen Hin und Her von interessierten Fragen. Was die Frau allerdings nicht bedacht hat, ist das Fehlen männlicher Multitaskingfähigkeiten. Der Mann hört ihre Frage wahrscheinlich zunächst nicht einmal, er ist komplett von der Außenwelt abgeschirmt, er macht nicht mehr, aber auch nicht weniger als Fernsehen, so wie es eigentlich zwischen den beiden vereinbart war. Abgemacht war durch gegenseitiges Einvernehmen lediglich das Fernsehen. Es wurde nicht abgemacht, dabei zusätzlich zu reden oder noch andere Dinge zu tun. Männer legen auf so geartete Vereinbarungen großen Wert. Ganz anders würde die Sache aussehen, wenn der Dialog folgendermaßen abgelaufen wäre:
Er: »Lass uns doch einfach ein bisschen fernsehgucken.«
Sie: »Ja, gut, mach an, mal sehen, was so läuft. Dabei können wir uns nebenher darüber unterhalten, was wir heute tagsüber erlebt haben, was wir dabei gefühlt haben und was uns sonst noch wichtig ist.«
Für gewöhnlich wird diese Art der Vereinbarung aber nicht getroffen, und der Mann erwidert zunächst nichts auf die Aufforderung, er möge erzählen, was ihm den Tag über so alles widerfahren ist. Aber die meisten Frauen geben so schnell nicht auf, sie insistieren gerne und wiederholen ihre Frage ein weiteres Mal laut und deutlich: »Scha-hatz! Hallo! Ich bin auch noch da! Jetzt erzähl doch endlich mal, wie war es denn heute?«
An dieser Stelle bemerkt der Mann dann wahrscheinlich ein weiteres akustisches Signal, welches aber irgendwie nicht zu den Bildern im Fernsehgerät passt. Irgendetwas verwirrt seine Sinne, die Zuordnung der auf ihn eindrängenden Signale ist gestört. Einige Männer starren weiterhin auf das Fernsehgerät und fragen ihre Partnerin: »Sag mal, hörst du das auch? Ist da jetzt noch ein Störsender drüber oder so?«
Bis er die für ihn neue Situation richtig analysiert hat, können ein paar Sekunden vergehen. Dann wird er das Fernsehgucken unterbrechen, sich der Frau zuwenden und ohne Ironie fragen: »Ach so, äh, Schatz, was wollen wir machen, fernsehgucken oder uns unterhalten?« Bei seinem hier geäußerten »oder« handelt es sich um ein, wie die Sprachlogiker 38 sagen, »ausschließendes Oder«, es ist ein »Entweder-oder« gemeint, nicht etwa ein »Und-oder«. Der Mann kann also nicht fernsehgucken und dabei reden, er kann entweder fernsehgucken oder reden.
Der männliche Sitzenbleiber
Anhand zahlreicher weiterer Beispiele lässt sich zeigen, dass Männer mitunter ganz versessen auf Monotasking sind.
Es gibt Männer, die sind so auf ihr Monotasking fixiert, dass sie sogar das Sitzen als solches zu einer ganz besonderen Tätigkeit erheben. Diese Männer kommen von der Arbeit nach Hause, schnaufen im Wohnungsflur einmal vernehmlich und kündigen dann sehr deutlich (quasi fett gedruckt und in Großbuchstaben) an: »So, jetzt muss ich mich aber erst mal SETZEN!« Dann setzt sich dieser Mann hin, und fortan geht bei ihm nichts anderes mehr. Er sitzt.
Ich weiß, Frauen sehen die Welt anders. Die Frau sieht den
Mann im Wohnzimmer sitzen und denkt bei sich: »Ach guck, jetzt sitzt er da mal wieder so faul in der Ecke, dann kann er doch eigentlich noch die vier bis fünf Dinge erledigen, auf die ich ohnehin schon seit Wochen warte.«
Natürlich kann er das nicht tun, meine Damen, schon gar nicht zeitgleich. Das muss Ihnen doch auch schon einmal aufgefallen sein, in dieser Situation
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