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Frauenversteher

Frauenversteher

Titel: Frauenversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Hoefer
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Einweghygienetüchern (feucht mit Zitrusduft) für das Abwischen der ersten und gröbsten Verschmutzungen. Danach wird er den Ceranfeldreiniger einwirken lassen, und das Kochfeld erst nach ordnungsgemäßer Einwirkzeit überaus gewissenhaft und von Grund auf reinigen. Mehrmals wird er Ceranfeldreiniger nachgeben und die Ceranfeldreinigungsklinge in systematischen Bahnen über das Glas schieben, so als würde er den Rasen mähen oder in der Eishalle die Bahn neu eisen. Die ganze Prozedur kann mehrmals wiederholt werden, bevor er mit dem Reinigungsergebnis zufrieden ist. Was dann kommt, nenne ich »Ergebnissichtung und Endkontrolle der Phase 01 (Ceranfeldreinigung)«. In dieser Pause beschaut sich der Mann mehrmals und mit steigender Begeisterung das Ergebnis seiner Arbeit und wird hier und da noch winzige Nachbesserungen vornehmen. Sein Ziel ist: das bestmögliche Reinigungsergebnis im Hinblick auf den ehemaligen, fabrikneuen Auslieferungszustand des Haushaltsgerätes zu erreichen. Bevor der Ofen eine ebenso gründliche Bearbeitung, ja
Restaurierung erfährt, benötigt der Mann allerdings erst mal eine Pause, in welcher er Zerstreuung bei einer gänzlich anderen Tätigkeit sucht. Meist vergisst er darüber dann, dass der Ofen noch schmutzig ist. Auf jeden Fall wird der Mann lobende Bestätigung bei anderen suchen, indem er ihnen seine Arbeit zeigt und auf die Schwierigkeiten bei der Reinigungsprozedur hinweist. Einige Männer sind in der Lage, den gesamten Vorgang wie das Making-of eines Films darzustellen.
    Die unterschiedliche Zielsetzung und die andere Art der Lösungs(mittel)ansätze sind dafür verantwortlich, dass der Mann länger braucht. Vielleicht hat der Mann das Ceranfeld am Ende tatsächlich etwas gründlicher gereinigt, allerdings musste dafür auch die Küche einen ganzen Tag lang von der ihr ureigenen Bestimmung freigestellt werden, wegen Reinigungsarbeiten vorübergehend geschlossen. Das meinen einige Männer, wenn sie sagen, dass sie »vernünftig« und »richtig« arbeiten, damit ist nicht immer »sinnvoll« oder »zeitsparend« gemeint.

Problem: gemeinsames Fernsehgucken
    Wenn Sie nun die Tatsache beherzigen, dass Frauen multitaskingfähig und Männer überwiegend im Monotasking unterwegs sind, dann wird Ihnen auch klar werden, warum viele ganz alltägliche, geradezu banale gemeinschaftliche Aktivitäten bei einigen Paaren nicht optimal funktionieren. Ich will Ihnen das anhand der wohl banalsten Tätigkeit der heutigen Zeit erläutern.
    Nehmen wir einmal an, Sie und Ihr Partner (oder Ihre Partnerin) hatten beide einen anstrengenden Tag. Sie kommen abends nach Hause und es entspinnt sich folgender Dialog:
    Sie: »Was machen wir heute Abend? Gehen wir noch aus oder so?«
    Er: »Ach, ich weiß nicht, es war so ein anstrengender Tag heute, und morgen müssen wir beide wieder so früh aufstehen.
Ne, fürs Ausgehen hab ich heute keine Energie mehr. Lass uns doch einfach ein bisschen fernsehgucken.«
    Sie: »Ja, gut, mach an. Mal sehen, was so läuft.«
    Fernsehgucken ist heutzutage mit Sicherheit eine der anspruchslosesten und zugleich gehirnressourcensparendsten Tätigkeiten überhaupt. Daher eignet es sich auch so gut, um hier als Beispiel zu dienen. Sie sitzen also beide zu Hause im Wohnzimmer auf dem Sofa und die Glotze ist an. Auf der einen Seite sitzt der Mann. Tief versunken in einer Art meditativen Kontemplation verfolgt er die mehr oder minder interessanten Bild-Ton-Kombinationen, die zwei seiner Sinnesorgane bearbeiten. Sein Körper ist beinahe regungslos, seine inneren Gefühlsregungen spiegeln sich lediglich in seinem Gesicht wider. Erstaunen, Fassungslosigkeit, latente Amüsiertheit und tief empfundene Teilnahmslosigkeit zeichnen ein gemächliches Mienenspiel auf dem ansonsten geradezu grotesk entspannten Gesichtsfeld des Mannes. Was genau macht der Mann? Der Mann macht exakt eine einzige Sache (Monotasking). Er verfolgt die audiovisuelle Darbietung des Gerätes und macht dabei nichts anderes. Einige Männer »versinken« geradezu im Fernseher, wirken fast mystisch entrückt und der Welt entschwunden.
    Auf der anderen Seite des Sofas sitzt die Frau. Sie schaut auch Fernsehen, wird mit absoluter Sicherheit aber noch einige Dinge zusätzlich tun. Viele Frauen blättern zeitgleich in einer Illustrierten oder lesen ein Buch (in diesem Augenblick vielleicht sogar dieses Buch). Das wären dann schon mal zwei Dinge gleichzeitig (Multitasking). Damit aber nicht genug, viele Frauen können auch noch

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