Frauenversteher
haben könnte, er findet aber nichts. Darum wehrt er sich gegen ihre demagogische Unterdrückung, indem er aufbrausend und voller Trotz in der Stimme stöhnt: »Ich kapiere nicht, was du mir sagen willst? Du hast gesagt, dass Sybille trotz Pille schwanger ist und Andreas, der Vater des Kindes – Hallo?! –, im Moment anscheinend der Einzige ist, der das noch nicht weiß. Und ja, ok, ich verstehe wirklich nicht, was daran so toll sein soll. Erklär es mir.«
»Darum geht es doch gar nicht! Es geht doch gar nicht um Sybille und Andreas. Mein Gott, ich fasse es nicht!«
Nun ist der Mann endgültig und völlig verwirrt. Alle Reserven in der Biernebenhöhle und angrenzenden Bereichen sind restlos aufgebraucht, mit einem allerletzten Kraftakt artikuliert er seine Sicht der Dinge: »Hä? Was?! Ja, worum bitte schön, geht es denn dann? Du hast doch nur von Sybille, der Schwangerschaft und Andreas geredet!«
Stumm und den Tränen nahe schüttelt die Frau nur noch den Kopf.
Der Mann lässt nicht locker, er will des Rätsels Lösung ergründen, er fühlt sich von der Frau absichtlich in die Irre geführt und nun mit einem orakelhaften Rätsel allein gelassen. Er hebt ein letztes Mal und der Kapitulation nahe die Stimme: »Worum zum Teufel geht es dir? Ich höre Sybille, ich höre schwanger trotz Pille, und ich höre Andreas weiß von nichts.
Worum geht’s denn da, wenn nicht um das, worüber du gesprochen hast? Hallo? Krieg ich auch mal ’ne Antwort?«
Der Frau kommen die Tränen, Tränen der Wut, Tränen der Verzweiflung und Tränen der Enttäuschung über diesen Mann und diese Beziehung, die für sie nun komplett infrage steht. Liebt dieser Mann sie überhaupt noch? Hat er sie jemals geliebt? Wie hat sie sich nur so in diesem Mann täuschen können? Oder hat er sich so schnell zu seinem Nachteil verändert? Hört er denn überhaupt nicht zu? So jedenfalls kann es nicht mehr weitergehen. Sie muss weg, weg von diesem Sofa, weg aus dieser Wohnung, weg von diesem Mann. Mit vor Wut zitternden Händen richtet sie sich auf: »Du bist so ein unsensibles, blödes …« Sie rafft ihre Jacke von der Garderobe, schnappt sich ihre Handtasche und stampft unaufhaltbar Richtung Wohnungstür. Dort dreht sie sich noch ein letztes Mal um, reißt sich die Kette vom Hals, die er ihr vor Jahren geschenkt hatte, wirft sie wie ausgespuckt auf den Boden und schleudert ihm mit sich überschlagender Stimme entgegen: »Ich will dich nie mehr sehen!« Krachend fliegt die Tür ins Schloss.
Die Frau ist weg.
Der Mann ist umgeben von deprimierender und vorwurfsvoller Stille. Er sinkt auf das Sofa hinab, hat ein riesiges, pulsierendes imaginäres Fragezeichen über seinem Kopf, lässt die Arme resigniert fallen und versteht weder die Welt noch diese Frau.
So und schlimmer kann es zugehen, wenn Mann und Frau mit den besten Absichten, einander zu verstehen, »miteinander reden«. Aber ich kann Sie beruhigen, in den nächsten Kapiteln werden Sie erfahren, wie einfach (und fröhlich) alles werden kann.
Ratschläge und Tipps zur sofortigen Umsetzung
In den vorangegangenen Kapiteln haben Sie bereits erfahren, wie es aufgrund fehlender oder falsch ausgeführter Kommunikation zu Problemen in einer Partnerschaft kommen kann. Sie haben einige Hinweise und Praxistipps erhalten, die Sie im täglichen Umgang mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin ausprobieren können. Vielleicht haben Sie das auch schon getan? In den folgenden Kapiteln schauen wir uns nun das Hauptproblem zwischengeschlechtlichen Verstehens, die Kommunikation, abschließend noch einmal ganz genau an, und ich gebe Ihnen konkrete Hilfen und Umsetzungsvorschläge an die Hand, die, wenn Sie sie anwenden, Ihr Kommunikationsverhalten stark verändern und Ihr Leben verbessern werden.
Schlechter Ratschlag – das »Miteinander reden«
Läuft es in einer Beziehung nicht mehr so richtig rund, sind beide Partner nicht mehr so ganz glücklich miteinander, und gibt es immer wieder mal Probleme, dann raten nicht selten Freunde, Bekannte und Verwandte, aber auch Paartherapeuten dazu, die beiden betroffenen Personen sollten unbedingt miteinander reden. Sehr oft wird das »Miteinander reden«
als probater Lösungsansatz für partnerschaftliche Probleme angesehen. »Habt ihr mal darüber geredet?«, wird die Frau oft gefragt, wenn sie ihr Leid mit ihrer besten Freundin teilt. Leider ist oft genau das »Miteinander reden« das eigentliche Problem. Wer es als Lösungsansatz vorschlägt, verschlimmert in
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