Freak Like Me (German Edition)
vorne, um mir diese auszuhändigen.
„Es tut mir leid“, flüsterte jemand, der mir ein türkises Shirt in die Hand drückte.
„Ich hätte so was nie von dir erwartet“, keifte ich Gwen an, die bei meinem Ton leicht zusammenzuckte.
„Es ist halt einfach passiert“, erklärte sie, doch es war nur eine billige Ausrede.
„Wenn ich mit Mike ins Bett steigen würde, würdest du dich dann auch mit der Aussage
Es ist einfach passiert
zufrieden geben?“ Ich sah, wie sie hart schluckte und ihr Blick zum Boden glitt. Leicht schüttelte sie ihren Kopf, und mir entfuhr bei diesem Anblick trotz meiner Wut ein Seufzer.
„Ich muss mich auf dich verlassen können. Alleine bekomme ich das alles nicht unter einen Hut. Euch trainieren, eine Choreo erstellen, Outfits entwerfen und selber wieder in Form kommen ist nicht besonders einfach“, erklärte ich und konnte eine leichte Erschöpfung in meiner Stimme nicht verbergen.
„Moment. Du machst mit?“
„Nein, ich stelle mich mit einer Blume in den Hintergrund und spiele Dekoration“, gab ich kühl zurück und verdrehte die Augen.
„Aber wieso?“ Gwen überging meinen ironischen Kommentar und starrte mich fassungslos an.
„Eine kleine Ratte hat mich dazu getrieben und der blöde Frosch musste mir in den Rücken hüpfen“, knurrte ich als Antwort. Mein T-Shirt ließ ich jedoch an. Schließlich gab es etwas, dass der Rest meiner Mannschaft nicht sehen musste.
„Alle hinterher und mitsingen“, wies ich dich untalentierten Pinguine an, die in BH’s vor der Tribüne standen und von den Footballern angestarrt wurden. Doch das Glück, nur von den Herren gesehen zu werden, gönnte ich ihnen nicht.
„Ihr habt keinen Teamgeist und seid bescheuert!“, brüllte ich im Takt beim laufen.
„Wir haben keinen Teamgeist und sind bescheuert!“, hörte ich die Cheerleader hinter mir im Takt sagen, wie beim Militär.
„Ihr wärt so gerne Cheerleader!“
„Wir wären so gern Cheerleader!“
„Aber ihr könnt nichts!“
„Aber wir können nichts!“ Mit einem schnellen Tempo durchquerte ich die Gänge der Schule und bekam einige amüsierte Blicke mit. Dies lag nicht an dem Outfit, sondern viel eher an dem Gesang, mit dem die Pinguine die Schule beschallten. Doch meiner Meinung nach musste Strafe sein und so führte ich sie singend durch die Schule, machte an den überfülltesten Orten halt, um sie mit Liegestützen oder anderen Übungen zu quälen.
Diese Aktion schien was gebracht zu haben, denn in den folgenden Tage wuchs das Team zusammen und sie halfen sich. Ich merkte, dass sie mehr Muskeln aufbauten und ihre Kondition sich verbesserte. Und so begann ich sie, als der erste Kälteeinbruch kam, in der Turnhalle zu trainieren. Ich wies sie an, sich Ballettschuhe zu kaufen und schwarze schlichte Anzüge. Wenn jemand sich dies nicht leisten konnte, legte der Rest zusammen. Wir arbeiteten an der Haltung und der Eleganz, die bei manchen völlig fehlte. Andere wiederum überraschten mich. Doch auch dort kam bei allen langsam die Körperbeherrschung und der Stolz zum Ausdruck, sodass ich Ende November zum Turnen überging. Dank der erworbenen Körperspannung aus den Ballettübungen fiel vielen das Turnen einfacher. Zuerst perfektionierte ich deren Grundlagen, ehe wir zu den schwierigen Figuren übergingen.
Sie trainierten hart und ich war ein wenig begeistert von dieser Willenskraft. Fast nie gaben sie unter meiner harten Hand nach, und so entfuhr mir das ein oder andere Mal auch ein kleines Lob, worüber die Mädchen sich freuten. Sie trainierten eine Stunde vor Unterrichtsbeginn, in den Pausen und nach der Schule bis acht. Und so entdeckte ich auch die ersten Anzeichen echter Cheerleader in ihren Haltungen und Übungen. Doch dass sie so hart arbeiteten, zwang mich dazu, noch härter zu traineren. Und so trainierte ich zwei Stunden vor Unterrichtsbeginn, schwänzte zwischendurch unwichtige Stunden, machte bei den Trainingseinheiten in der Mittagspause mit und trainierte abends noch zwei Stunden länger. Sollten die Mädchen dreißig Liegestütze machen, machte ich vierzig, sollten sie zehn Kilometer laufen, lief ich fünfzehn. Von der Schule und den Leuten bekam ich nicht viel mit. Die Disneyclique sah ich zwischendurch, wechselte eventuell kurz ein paar Worte im Unterricht mit ihnen, doch mehr Kontakt hatte ich nicht zu der Außenwelt. Im Kopf war ich auf Kampf programmiert und diesen wollte ich unter allen Umständen gegen Natalie gewinnen.
Es war halb zehn
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