Freak Like Me (German Edition)
keine Chance gegen den Riesen, der mich festhielt und auf den Display von Grace‘s Handy schaute.
„Und da wundert ihr euch noch, dass ich ihr nicht wiederstehen konnte?“, sagte Jason leise, während er gebannt auf das Bild zeigte, dass die Tänzerin ihnen präsentierte.
„Mein Schlafzimmer ist gleich neben an, also wenn du magst, Ann…“, murmelte Danny und sah mich mit geweiteten Augen an.
„Tut mir leid, ich stehe nicht so auf Disneyfiguren“, antwortete ich trocken.
„Mann Ann, du bist hammerheiß!“, warf nun auch der bunte Papagei in die Runde und ich sah an ihrem Lächeln, dass es als Kompliment gemeint war, weswegen ich auch nichts sagte.
„Welches Bild zeigst du ihnen?“, wandte ich mich jetzt schlecht gelaunt an Grace, die ihren Display zu mir drehte. Ich war in schummriges Licht getaucht, lehnte lässig an einer Bar. Mein Haar war leicht zerzaust, erinnerte an eine wilde Nacht, während meine Augen in die Kamera blickten und ein verführerisches Lächeln meine Lippen umspielte. Ich trug ein schwarzes, sehr enges und kurzes Kleid, das mehr von meinen Oberschenkeln freigab, als es sollte. Und auch der Ausschnitt war nicht ohne. Er ging fast bis zu meinem Bauchnabel, zeigte jedoch nicht meine Narbe, wofür ich Grace in diesem Moment dankbar war. Meine kleinen Füße steckten in schwarzen Lackpumps, die sehr unbequem waren, aber wirklich gut aussahen. Im Grunde war ich also eine billige Nummer, die in einer alten Bar auf einen heißen Typen wartete. Kein guter Ruf, das wusste ich.
„Wenn du das anziehst, wenn wir das nächste Mal irgendwo hingehen, dann geht der ganze Abend auf mich“, murmelte Jason und ich schaute zu dem Footballer, dessen Eiskristalle auf mir ruhten.
„Aber nur, wenn du danach über mich herfällst“, fügte er mit einem schelmischen Grinsen hinzu.
„Trottel“, zischte ich, nahm ein Kissen und zog es ihm über den Kopf, doch er quittierte das Ganze mit einem zarten Lächeln.
„Los ihr Streithähne, wir räumen noch ein bisschen auf und danach ist für heute Schluss. Es ist immerhin schon halb vier“, wies Danny uns alle an und so startete eine lustige Aufräumaktion, die länger brauchte als sonst, weil wir dauernd irgendeinen Schwachsinn machten.
Ich warf einen letzten Blick auf Grace, die auf dem provisorischen Bett lag und ihren Rausch ausschlummerte. Kaum hatte sie gelegen, war sie ins Land der Träume geglitten. Leise öffnete ich mein Fenster und setzte mich auf die Feuertreppe, um die aufgehende Sonne zu betrachten. Der nachtschwarze Himmel verfärbte sich langsam zu einem hellen Blauton und ich konnte erste rosa Streifen erkennen. Auch die Vögel wachten langsam auf und zwitscherten fröhlich, während ich meine Strickjacke enger um mich raffte und versuchte, die morgendliche Kälte auszublenden.
„Kannst du auch nicht schlafen?“, hörte ich eine vertraute, raue Stimme hinter mir, woraufhin ich mich umdrehte und den Froschkönig sah, der zu mir hoch stieg und sich eine Zigarette ansteckte.
„Das Frettchen schnarcht wie der Troll aus Harry Potter“, gab ich als logische Antwort und wandte mich wieder der aufgehenden Sonne zu. Dass Jason sich ziemlich nah neben mich setzte, weil diese Treppe so verdammt eng war, verdrängte ich, so gut es ging. Trotzdem spürte ich seine starken Muskeln und roch diesen Duft nach Wald. Es war fast wie eine Droge für mich und auch als er die Zigarette anzündete, machte es mir nichts aus. So schloss ich einen kurzen Moment meine Augen und genoss dieses Gefühl von Vertrautheit.
Vertrautheit?!
Überrascht und ziemlich schockiert von diesem bescheuerten Gefühl riss ich meine Augen auf und starrte in den noch dunklen Himmel. Neben mir atmete Jason entspannt seinen Rauch aus und nahm erneut einen Zug.
„Schlimmer als du kann sie nicht sein“, unterbrach Jason meine wirren Gedanken und Emotionen, die ich am liebsten wie einen alten Toaster ausgeschaltete und auf den Müll geschmissen hätte. Sie waren zu nichts zu gebrauchen und machten nur eine Menge Ärger.
„Halt die Klappe, Frosch“, schmunzelte ich und versetzte ihm einen leichten Stoß, worauf er ein kehliges, verlockendes Lachen ausstieß.
„Wie lange eigentlich noch? Sechs Wochen, oder?“, lenkte er die amüsante Unterhaltung in eine heikle Richtung, die mir Angst machte und mich jede Nacht mit Alpträumen quälte.
„Fünf Wochen, fünf Tage, zehn Stunden und dreiundzwanzig Minuten noch.“ Ich sah aus dem Augenwinkel, dass der Froschkönig
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