Freak Like Me (German Edition)
keifte ich den Froschkönig an, der anstatt einer Krone einen Schutzhelm trug. Ich musste ein paar Mal blinzeln, bis ich bemerkt hatte, dass er zu den Strohköpfen gehörte. Irgendwie passte er in die Reihe der Hohlköpfe.
„Hey, ihr Streithähne, beruhigt euch!“, ging Rapunzel dazwischen und legte Jason beruhigend die Hand auf die Schulter.
„Sie ist einfach zu dumm, um geradeaus zu laufen. Kein Wunder, dass sie bei den Cheerleadern ist“, sagte Jason und pfefferte seine Sporttasche auf den Boden.
„Sagt ein Typ der sich um einen eiförmigen Ball prügelt“, erwiderte ich, falsch lächelnd.
„Football ist ein verdammt anstrengender Sport“, fuhr er mich an und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
„Cheerleading auch. Und nur so nebenbei: Ich gehöre gar nicht zu ihnen“, stellte ich klar und drängte mich an den beiden Typen vorbei. Am liebsten hätte ich meine Aussage mit ein paar Schimpfwörtern unterlegt, doch das konnte ich nicht bringen. Am Ende würden die Kerle noch wie Babys auf dem Boden liegen und weinen.
Ich hasste diese Schule und dieses verdammte Kaff jetzt schon. Die Disneybande fühlte sich toll und ich wurde als Mädchen für alles behandelt. Es war schrecklich. Und trotzdem machte ich mit. Nur ein Jahr noch, danach würde ich weggehen. Irgendwohin, wo mich keiner kannte, wo es keine Möglichkeit gab, meiner Vergangenheit auf die Spur zu kommen.
Grummelnd ließ ich mich auf der brüchigen Tribüne nieder und beobachtete das wilde Treiben. Die Hühner hatten sich aufgewärmt und fingen nun an, ihre Choreo zu besprechen. Es sah lächerlich aus. Die Schritte und Figuren, die sie machten, hatte ich mit zwölf Jahren perfekt beherrscht. Doch dieser Truppe war die Unfähigkeit anzusehen. Es fehlte nicht nur an Körperspannung und Ideenreichtum, sondern auch an Intelligenz. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen, während ich mein Physikbuch auspackte. Das hier war nichts im Vergleich zu dem, was ich konnte.
Ich folgte mit meinen Augen dem Froschkönig, der über den Rasen sprintete. Das Physiklernen hatte ich aufgegeben, da das laute Gebrüll des Trainers mich irgendwann abgelenkt hatte. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass der Typ so verdammt gut war. Und das war er wirklich. Die Footballer aus meiner alten Schule waren ein Dreck gegen diese Mannschaft. Und Jason sah, wie ich leider gestehen musste, verdammt gut aus. Die Rolle des Quaterbacks war ihm wie auf den Leib geschnitten. Selbst Rapunzel, Rotkäppchen und Jeffrey kamen nicht hinterher, sodass er ganz entspannt den Ball von dem einen zum anderen Ende des Feldes transportierte. Somit musste ich meine These ändern. Jason war der begehrteste Typ der Schule und nicht Jeffrey.
„Er ist gut“, sagte plötzlich jemand neben mir, sodass ich erschrocken zusammenzuckte. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, erblickte den Hänfling, den ich Rumpelstilzchen getauft hatte. Ohne zu fragen ließ er sich neben mir nieder, beachtete mich jedoch nicht weiter.
„Er ist nicht schlecht“, gab ich schulterzuckend zu, wandte mich meinem Physikbuch zu, das immer noch auf meinem Schoss lag.
„Ich frage mich aber, was du hier oben machst.“ Ich horchte auf.
„Was meinst du?“, fragte ich ihn, während Falten sich auf meiner Stirn bildeten.
„Naja, wenn man bedenkt, dass du die Leaderin der Cheerleaderin warst an einer Schule, aus der eine Menge der besten Cheerleaderinnen des Landes kommen…“Er ließ den Satz in der Luft hängen, blickte unter seiner Brille hinweg mich an. Der Schock stand mir ins Gesicht geschrieben.
„Und soweit ich weiß, hast du auch Stipendien angeboten bekommen“, fügte er hinzu.
„Ich weiß nicht, wovon du redest“, murmelte ich atemlos. Das gehörte zu einem Teil meines Lebens, den ich vergessen wollte. Diese hohlen Stangenhühner hatte ich hinter mir gelassen. Ich wollte und gehörte nicht zu ihnen! Ich war in einer neuen Stadt. War das nicht so was, wie ein Neuanfang?! Und bei einem Neuanfang war die Vergangenheit irrelevant oder hatte ich etwas falsch verstanden?
„Komm schon Ann. Ich hab nachgeforscht. Ich weiß alles. Du kannst dich nicht rausreden.“
„Keine Ahnung was du meinst“, piepste ich, wodurch ich mich natürlich verriet.
„Dann kann ich’s ja den Anderen erzählen“ erwiderte er und erhob sich.
„Jay..“, brüllte er über den Sportplatz. Ich sah alle meine Felle schwimmen. Das konnte nicht sein Ernst sein!
„Verdammt, bleib sitzen“, zischte
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