Freak Like Me (German Edition)
ich, zog die Brillenschlange wieder auf ihren Platz. Mein Blick huschte zu Jason, der verwundert innegehalten hatte und nun neugierig herüberschaute. Rumpelstilzchen hob die Hand und winkte ab. Ich wusste, dass ich damit meine eigene Beerdigung unterschrieben hatte. Ein siegessicheres Grinsen umspielte seine Lippen, trieb mich langsam zur Weißglut. Dieses Kaff und diese Schule wurden mir immer unsympathischer!
„Was willst du?“, gab ich nach.
„Nichts. Nur wissen, wieso du nicht da unten mit machst“, sagte er, zeigte auf die hampelnden Mädchen.
„Im Ernst?“, fragte ich vorsichtig nach.
„Ja. Ich meine, du könntest zu den beliebtesten Leuten der Schule gehören. Stattdessen lässt du dich gleich am ersten Tag von Chloe als Kleiderständer benutzen. Und wenn das, was ich gelesen habe, stimmt, kannst du mehr als die da unten zusammen.“
„Es kommt nicht immer auf das beliebt sein an. Das ist totaler Schwachsinn“, murmelte ich genervt.
„Ich würde gerne zu den Angesagten gehören“, sagte er und ich überhörte die Sehnsucht in seiner Stimme nicht.
„Glaub mir. Das willst du nicht.“
„Wieso sollte ich nicht?“
„Weil beliebt sein heißt, dass du perfekt sein musst. Du musst eine perfekte Figur, eine perfekte Ernährung, ein perfektes Verhalten an den Tag legen. Es ist schrecklich, wenn du vergöttert wirst, denn du kannst nie du selbst sein“, erklärte ich aufgebracht. Natürlich war es für viele nicht einfach zu verstehen, dass ich nicht dazugehören wollte. Ich hatte dazu gehört und das war schlimm genug gewesen. Vergeblich hatte ich schon oft versucht, Leute davon zu überzeugen.
„Hast du deswegen aufgehört? Wegen dem perfekt sein?“
„Unter anderem“, antwortete ich, wendete rasch meinen Blick von den bohrenden Augen des Jungen ab. Wir verfielen in ein Schweigen, während wir die Jungen und Mädchen beobachteten, die sich auf dem Sportplatz tummelten. Ich war verwirrt und er versuchte wahrscheinlich zu verstehen, was ich meinte.
„Kannst du das für dich behalten?“ flüsterte ich, durchbrach damit unser Schweigen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich mir zuwandte.
„Klar. Ich hatte nicht vor, es wem anders zu erzählen. Das ist deine Sache. Ich wollte dich nur mal fragen.“
„Es weiß, also keiner? Auch nicht Rapunzel, Rotkäppchen oder der Froschkönig?“
„Nein. Das ist deine Sache“, sagte er leicht verwirrt, aufgrund meiner Namensgebung, die er nicht vergessen hatte. Ich atmete erleichtert aus. Damit gab es vorerst nur eine Person, die meine Vergangenheit kannte. Ein Pfiff ertönte und die Jungs auf dem Platz hörten auf zu rennen und liefen zu ihren Sporttaschen. Der schlaksige Typ neben mir erhob sich von der brüchigen Tribüne und lächelte mich an.
„Ich glaube, ich mag dich, Ann. Auch wenn ich dich nicht verstehe. Du würdest perfekt in unsere Reihen passen“, sagte er freundlich und ich hörte, dass es als Kompliment gemeint war.
„Ich komme bei Gelegenheit drauf zurück“, antwortete ich mit einem Schmunzeln.
„Zack, kommst du oder willst du noch flirten?“, rief Rotkäppchen von unten zu uns hinauf.
„Also, man sieht sich, Ann“, verabschiedete er sich und zwinkerte mir zu, bevor er die Tribüne hinab stieg. Stumm sah ich dem dünnen Kerl nach und beobachtete, wie er in der Masse aus Typen verschwand. Doch eine Person stach heraus. Jason schaute mich an. Überlegend und wahrscheinlich grübelnd, was ich mit Rumpelstilzchen geredet hatte. Ich konnte nur hoffen, dass er sein Wort hielt und wirklich nichts sagte. Anderenfalls würde ich wahrscheinlich angefleht werden, dem Cheerleaderteam beizutreten. Ich würde nicht mehr der Freak sein, sondern die beste Cheerleaderin. Und das war keine Identität für mich, sondern einfach nur eine Art Titel. Als Freak konnte ich wenigstens tun und lassen was ich wollte.
„Kannst du mir helfen, Ann Schätzchen?“, rief eine süße Stimme, die ich sofort als die von Miss Piggy erkannte.
„Klar“, rief ich, stieg die Treppe zu den angesagten Leuten runter und nahm der Schulgöttin den stinkenden Sack mit den Pompoms ab.
„Was wollte Zack Jackson eigentlich von dir?“, fragte sie und ich wusste, dass sie auf Skandale hoffte.
„Er hat mich was wegen Physik gefragt“, antwortete ich, war beeindruckt von mir selbst, da ich mir meine Lüge selber glaubte.
„Achso.“ Sie wendete mir den Rücken zu und lachte ihr wunderschönes, beliebtes, künstliches Lachen. So wollte ich nie wieder
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