Freak Like Me (German Edition)
Gejohle erklang, doch die Erwartung, die darin mitschwang, war deutlich zu spüren. Trotz der vielen Menschen erblickte ich meinen Vater, der sich eifrig mit jemandem unterhielt, auf mich zeigte und mir strahlend zu winkte. Er konnte sich seinen beschissenen Talentscout sonst wo hinschieben.
Das Geschrei zweier Frauen lenkte mich von meinem Vater ab. Suchend glitt mein Blick durch die Menge, blieb bei zwei Frauen stehen, die ihre Arme in die Luft schmissen und mich anfeuerten. Am liebsten wäre ich in Tränen ausgebrochen, als ich sah, dass meine Mutter und Grace ihre T-Shirts hochgebunden und sich mit pinker Farbe
Freak
auf dem Bauch geschrieben hatten.
Mein Blick glitt weiter, während die Musik einsetzte und ich entdeckte Jason, der seinen Trainer nicht eines Blickes würdigte. Er starrte mich an, fing an zu lächeln und nickte mir zu, als er sah, dass ich ihn anblickte. Hinter ihm sah ich Danny, Mike und Zack, die ihre Daumen hochhielten und ihren wütenden Couch ignorierten, der ihnen wahrscheinlich sagte, dass sie aufpassen sollten.
Anschließend sah ich Natalie, die mit meinem alten Team vor der Tribüne stand und tuschelte. Wahrscheinlich dachten sie, dass ich wieder wegrennen würde, weil die Musik schon lief und ich noch nicht angefangen hatte. Doch es war egal. Es war absolut egal, was diese Menschen dachten. Sie hatten mich verletzt und waren ausradiert worden. Sie hatten weder eine Träne noch einen einzigen Blick von mir verdient. Ich schaute zu Gwen, die neben mir stand und mir zunickte. Ihre bunten Haare hatte sie auch zu einem Zopf gebunden, der leicht im Wind wehte.
Ich hatte mich immer gefragt, wo ich nun hingehörte. Jetzt wusste ich, dass das hier mein Platz war. Mein Platz zwischen den tanzenden Pinguinen, zu denen ich auch gehörte. Das hier war mein Team. Ich hörte den Takt, fing an zu strahlen, weil ich merkte, dass es nicht um einen Sieg ging oder wer der Bessere war. Es ging darum, Spaß zu haben und sich aufeinander zu verlassen. Wenn das ein Wettkampf war, hatten wir ihn schon längst gewonnen.
Ich fing an. Nein, wir fingen an. Wir waren ein eingespieltes Team, die Schritte saßen, jeder konnte es. Wir hielten einander fest bei den Pyramiden, verließen uns auf den jeweils anderen. Nie zuvor hatte eine Choreo so gut funktioniert. Jeder gab sein Bestes, wir lachten während des Auftrittes über das, was wir sahen oder machten. Es war fantastisch. Und dann. Dann kam mein Part. Ich lief nach vorne und fühlte mich an meinen letzten Tag als erste Cheerleaderin erinnert. Auch diesmal wanderte mein Blick zu meiner Mutter, die bis über beide Ohren strahlte. Endlich war sie glücklich. Und ich war es auch.
Ich machte einen Bodengang nach hinten, wartete, bis sich Gwen und Chloe aufgestellt hatten, während der Rest drum herum sich aufstellte, bewegte und rumrannte. Von außen sah es wahrscheinlich aus, wie ein heilloses Chaos, doch hier war System drin.
Ich nahm Anlauf, machte ein Rad und zwei Flickflacks, nahm den passenden Schwung mit, übertrieb es nicht. Meine Füße setzten auf, ich stieß mich ab, machte einen Rückwärtssalto, wurde von Gwen und Chloe aufgefangen, indem sie meine Füße auffingen und mich nach oben schleuderten. Ich machte mich starr, drehte mich um meine eigene Achse, sah wie der Rest sich zur Endposition aufstellte und dann kam ich auf dem Boden auf. Ich stand perfekt, blickte die Zuschauer an, die im lauten Gebrüll ausbrachen, als der letzte Ton von
Play It Hard
vergangen war.
Ich blickte zu Natalie, die aussah wie eine Tomate. Ich hatte es nicht gemacht, diese bescheuerte Abfolge von Figuren hintereinander. Das war etwas für eine einzige Person, aber das hier war ein Team. Und in einem Team unterstützte man sich gegenseitig. Das war es, was sie nie begriffen hatte. Sie alle und ich auch nicht. Bis Gwen und die Disneyclique es mir gezeigt hatten.
Ich saß vor der Tribüne, starrte auf das Spielfeld. Die Zuschauer waren gegangen, warteten wenn noch vor den Umkleiden auf ihre Spieler. Ich ließ meinen Blick über die Müllreste wandern, fing erst langsam an zu merken, dass es geschafft war.
„Sieh einer an. Du hast es also echt geschafft, diese Landeier irgendwie zu dressieren. War allerdings nichts Besonderes, was du gemacht hast. Das war alles reines Glück.“ Ich schaute auf, sah neben mir Natalie, die ihre Hände gegen ihre Hüften gestemmt hatte. Also erhob ich mich, schaute sie direkt an.
„Ich würde es als Können und nicht als Glück
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