Freche Mädchen... 09: Liebe, Chaos, Klassenfahrt
lachte unser Mathelehrer und deutete aus dem Fenster. »Wir fahren jetzt schon mindestens fünf Minuten durch dieses Waldgebiet.«
Der Bus hielt und ich hörte Natascha hinter mir nervös kichern. »Hab ich vielleicht wieder was Falsches gesagt, und das auch noch zu laut?«, flüsterte sie Herrn Dannitzki zu.
Die Bustüren öffneten sich und der Busfahrer wandte sich zu uns um. »Wenn ich die Herrschaften jetzt bitten darf. Ich hab schließlich noch was anderes zu tun heute.«
Wir sahen uns ratlos an – Dresden hatten wir uns etwas anders vorgestellt. Herr Dannitzki war aufgestanden und nach vorne gegangen. »Warum halten Sie hier? Was soll das?«
»Was das soll?« Der Busfahrer hatte die Arme verschränkt und guckte empört über den Rand seiner Brille. »Eines weiß ich sicher: Nie wieder Schulklassen. Das bringt nur Unglück!«
»Ich möchte gerne von Ihnen wissen, warum Sie hier halten«, sagte Danni. Er hatte jetzt die typische Oberstudienratsstimme. »Wenn Sie mir das bitte schlüssig erklären könnten.«
Der Mann deutete auf ein kleines Schild auf dem Parkplatz. »Ölmüsser Höhe! Verstehen Sie das?« Er sprach mit unserem Mathelehrer wie mit einem Schwerhörigen.
»Sie können uns von mir aus am Stadtrand von Dresden rauslassen, wir fahren dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter«, regte sich Danni auf. »Aber telefonisch war vereinbart, dass Sie uns bis in die Innenstadt bringen.«
»Dresden?« Der Mann lachte. »Von wegen Dresden. Sie haben mich gestern dazu überredet, heute zur Ölmüsser Höhe zu fahren, weil Sie mit Ihrer Klasse zurücklaufen wollen. Was nebenbei gesagt ziemlicher Schwachsinn ist. Aber bitte schön, Sie wollten es ja so. Und wenn Sie jetzt bitte alle aussteigen. Dieser Bus gehört zum Linienbusverkehr. Ich muss um zehn Uhr am Kreispflegeheim sein.«
»Ich glaube, wir saßen im falschen Bus«, sagte Tina, als wir eine Minute später auf dem Parkplatz standen und dem wegfahrenden Bus nachblickten.
Anke applaudierte. »Bravo, Tina, du hast es gerafft«, rief sie spöttisch.
Natascha sah sie unwillig an. »Bitte, Anke, wir können jetzt keine Streitereien gebrauchen. Und wir müssen jetzt auch nicht rausfinden, wer als Erster in den falschen Bus gestiegen ist. Tatsache ist …« Sie blickte sich um und schwieg.
»Tatsache ist, dass wir irgendwo mitten im Gelände sind, dass die Schulklasse aus …«
»Stuttgart«, rief ich.
» … von mir aus, aus Stuttgart, jetzt in unserem Bus sitzt und nach Dresden fährt und dass wir irgendwie wieder zurückkommen müssen«, erklärte Danni und erntete empörtes Geschrei.
»Bei dem Regen?«
»Hat der Mann nicht was von Linienbusverkehr gesagt?« Natascha blickte sich suchend um, aber hier war weit und breit keine Haltestelle.
»Und warum hat er uns nicht wenigstens bis zu diesem Pflegeheim mitgenommen?«, fragte Christine und drapierte sich eine Plastiktüte als Turban auf dem Kopf.
»Weil er blöd ist«, sagte Stefanie und schüttelte den Kopf.
Danni nickte. »Sagt man eigentlich nicht, stimmt aber in diesem Fall ganz genau. Trotzdem, meine Damen, Jammern bringt nichts, machen wir eben heute die Wanderung, die wir sonst morgen gemacht hätten.« Nach drei Schritten griff er sich an den Rücken. »Ich befürchte, für Twist bin ich doch zu alt.«
»Und wir sind zu jung für solche Gewaltmärsche«, schimpfte Heike.
Danni lachte und versprach uns als Ausgleich einen Videoabend und eventuell sogar eine Disco, wenn die Herbergseltern nichts dagegen hätten. Das mit der Disco war Ankes Vorschlag, und ich wusste auch, warum. Der Regen schien sie trotz ihrer Sandalen überhaupt nicht zu stören. Sie kannte nur ein Thema – Jannis – und schmiedete wieder Pläne für die Zukunft.
»Und was ist, wenn er sich nicht in dich verliebt?«, fragte ich.
Anke lachte. »Ich glaube ja, dass er schon in mich verliebt ist«, sagte sie. »Jedenfalls stand er an der Tür des Speisesaals, als ich mich heute Morgen zu dir setzte, und da hab ich seinen Blick gesehen. Richtig lieb hat er geguckt.«
Ich zuckte die Schultern. »Na gut. Wenn du meinst.«
Inzwischen hatte der Regen nachgelassen, es tröpfelte nur noch ein bisschen und Danni erklärte dem harten Kern von Matheversagern, der sich um ihn geschart hatte, bereits wieder irgendwelche Naturphänomene. Ich schlappte eine Weile allein hinter den anderen her und dann merkte ich, dass Natascha, die in einer Gruppe vor mir gegangen war, immer langsamer wurde. Mir war sofort klar, dass sie nur
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