Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
»Bitte, Derrick, mach Flirt los und zeig Freddie, was ein weites Gehüt ist.«
Der junge Mann zuckte die Achseln, gab jedoch mit herablassender Miene sofort nach. Die schwarzweiß-gefleckte Hündin, die ihnen so gehorsam gefolgt war, stand auf Kommando still und jagte dann davon, machte einen weiten Bogen und brachte bald darauf eine kleine Gruppe einjähriger Schafe, die friedlich auf der Hügelkuppe grasten, sanft zusammen. Geduldig und geschickt umkreiste sie sie und trieb sie vorsichtig vor sich her zu ihrem Herrn hinunter, wachsam auf jedes Zeichen zum Ausbrechen achtend, und hielt sie dann dicht bei den Reitern, die reglos verharrten.
Freddie war richtig begeistert. Mochte dieser junge Mann auch lässig und ziemlich faul sein, aufs Hundeabrichten jedoch verstand er sich. Bei Stephen hatte sie May schon dieselbe Arbeit verrichten sehen, aber längst nicht so leicht und reibungslos. Als sie das sagte, lachte Derrick nur wegwerfend. »Jeder Mopsgedackeltewindhundspitz kann das. Wenn er’s nicht kann, ist er sein Futter nicht wert, nicht mal auf einer solch kleinen Klitsche wie hier.«
Die Tochter des Chefs fühlte sich leicht beleidigt. Dreitausend Morgen waren keine kleine Klitsche. Dieser junge Mann tönte reichlich gönnerhaft und erhaben. Liz aber schien an seinem Ton keinen Anstoß zu nehmen, denn sie rief nur: »Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen auf die Preishüten. Du wirst bestimmt das Rennen machen, bis vielleicht auf Archie Muirs Fan... Freddie, warst du schon mal bei Preishüten?«
»Nein, aber ich wollte sie immer schon mal gerne sehen. Hoffentlich gehen sie noch über die Bühne, solange ich hier bin.«
»Ach bestimmt. Du kannst Max eine Ewigkeit noch nicht im Stich lassen.«
»Natürlich fahre ich nicht, eh er nicht wirklich über den Berg ist, aber Jonathan hat scheinbar die Hoffnung, daß er bis dahin längst eine Nachfolgerin für mich gefunden hat.«
»Und wer ist dieser optimistische Jonathan?« erkundigte sich Derrick träge.
»Dr. Jonathan Blake. Ich bin mit ihm verlobt, und sobald ich Vater alleinlassen kann, werden wir heiraten«, gab Freddie spröde zurück und beendete damit das Thema. Das war genau der Typ junger Mann, der mit jedem nur greifbaren Mädchen anbändeln würde: Aber, dachte Freddie, ich bin nicht greifbar. Und zu Liz sagte sie energisch: »Meinst du nicht, wir sollten uns jetzt lieber auf den Weg machen? Länger als eine Stunde darf ich keinesfalls wegbleiben.«
Derrick streifte sie mit einem spöttischen Blick, der ihr bewies, daß er sie sehr gut verstanden hatte, sagte beiläufig auf Wiedersehen, spornte sein Pferd zu einem Sprung über den Zaun an, ohne sich erst lange die Mühe zu machen, zum Gatter zurückzureiten, und setzte fehlerlos darüber hinweg. Beide Mädchen beobachteten ihn, doch Freddie tat nicht mit, als Liz begeistert in die Hände klatschte. »Das nenne ich pure Angeberei«, sagte sie und bedauerte es auch schon im gleichen Atemzug. Es war allzu offenkundig, daß sich Liz zu diesem jungen Mann hingezogen fühlte, und falls das stimmte, durfte man ihn nach Freddies Meinung nicht heruntermachen. Deshalb fügte sie hastig hinzu: »Aber reiten kann er wirklich wundervoll, und auch die Hunde richtet er so ruhig und geschickt ab. Er brüllt sie weder an, noch flucht er über sie.«
»Ja, sieht er nicht wirklich wie mit seinem Pferd verwachsen aus? Natürlich, er hat ja auch schon eine Menge Jagden mitgeritten. Das ist bei ihm daheim so Brauch.« Ihr Ton klang versonnen. Vielleicht malte sie sich schon aus, welchen Spaß es machen würde, bei solchen Jagdpartien mit dabei zu sein.
Freddie sagte wacker: »Jedenfalls macht er sich zu Pferd nicht besser als du. Kannst du eigentlich auch springen?«
»Ja sicher, aber ich bin noch nie mit auf der Jagd gewesen. Hier herum gibt’s keine Jägertreffen, und Pferdetransporte sind enorm teuer. Laß uns kantern, Freddie. Wir haben hier eine hübsch lange Ebene vor uns. Und danach wollen wir auf den Hügel hinaufreiten und einen Blick auf die ganze Farm werfen.«
Aus dem Kanter wurde bald schon ein gestreckter Galopp, und als die Mädchen ihre Pferde am anderen Ende der Niederung zügelten, waren ihre Gesichter von der Kälte gerötet.
»Himmlisch«, keuchte Freddie. »Aber ich wünschte, ich könnte so zu Pferde sitzen wie du.«
»Du sitzt tadellos. Denk dran, daß ich seit fünfzehn Jahren reite. Ja, ehrlich, denn Paps hat mir mein erstes Pony gekauft, als ich drei war... Paß auf, wenn wir jetzt auf
Weitere Kostenlose Bücher