Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
hat fast die ganze Zeit fest geschlafen, hören Sie also gar nicht erst hin, wenn er brummt.«
Maxwell indessen war so froh, sie wieder dazuhaben, und auch so erleichtert, daß ihm Mrs. Wells’ fromme Ermahnungen erspart geblieben waren, daß er die Liebenswürdigkeit in Person war.
»Freut mich, daß du mit Daniel gut zurechtgekommen bist. Mach das nur jeden Nachmittag. Unsinn, in einem Krankenzimmer herumzuhängen. Was nicht bedeuten soll, daß ich die Absicht hätte, hier drin noch sehr viel länger zu bleiben. Ist diese Frau weg?«
Freddie dachte, daß das doch eine kuriose kleine Gemeinschaft war. »Dieses Mädel«, »diese Frau«, »dieser Vater«. Aber bald schon sollte Freddie erfahren, daß es nur Maskerade war. Sie waren einander auf eine grimmige Art treu und würden gegen die ganze Welt zusammenhalten.
Abends rief Jonathan an. »Wie geht’s dir? Wie war die Reise?«
»Mir geht’s gut. Die Fahrt war ganz angenehm, und die Leute waren auch sehr nett. Nur, daß ich meinen Muskatnußbaum liegengelassen hab’, und einer der Männer hat sich vertan und mir Lolita nachgeschmissen. Es scheint ziemlich langweilig zu sein. Ob Vater Geschmack daran fände?«
Jonathan lachte. So groß war seine Freude, ihre Stimme wieder zu hören, daß er keinen Versuch machte, das Rätsel um Lolita zu lösen. »Wahrscheinlich«, sagte er und dann: »Wie geht’s ihm denn?«
»Viel besser. Müde natürlich und ziemlich benebelt und schlecht gelaunt, aber der Arzt war da und schien zufrieden.«
Einen Augenblick Schweigen. Dann: »Welcher Typ Arzt? Erfahren?« Selbstverständlich meinte er damit: jung und unverheiratet, oder in gesegnetem Alter? Sie antwortete: »Oh, sehr erfahren und ganz schön alt schon. Vater mag ihn, und er ist auch bestimmt tüchtig. Er lebt schon seit Ewigkeiten hier.«
Was für ein Idiot ich doch bin, dachte Jonathan. Als ob ein vielbeschäftigter Arzt im Hinterland ausgerechnet Zeit oder Lust hätte, einer hübschen Krankenschwester schöne Augen zu machen. Und selbst wenn er jung und albern gewesen wäre — schließlich handelte es sich doch um Freddie! Jonathan schickte sich im Geist selbst zum Teufel, doch klang seine Stimme ganz gefaßt, als er sagte: »Ach, ich hab’ einen enttäuschenden Tag hinter mir. Hab’ immer noch keine verständige Frau gefunden.«
»Ich dachte mir schon, daß es schwierig sein würde. Hast du es wirklich schon versucht? Ach, du armer Jonathan, was für ein Klotz am Bein, wo du sowieso schon dermaßen viel zu tun hast! Hast du eine Annonce aufgegeben?«
»Ja natürlich, sofort. Hab’ heute drei interviewt. Die erste war eine komplett Schwachsinnige, die schon mal etwas vom Land hatte läuten hören, aber als sie erfuhr, daß die Farm 40 Meilen von der Bahn weg ist, quiekte sie vor Schreck. Die zweite hatte sich vor ihrem Kommen eine hübsche Portion Gin genehmigt, und die dritte endlich war eine nette, kleine Siebzehnjährige, die später einmal Krankenpflegerin werden möchte und deinen Vater zum Spaß schon mal als Versuchskaninchen ausprobieren wollte.«
Freddie lachte und sagte dann mit brüchiger Stimme und reichlich idiotisch: »Ach, Jonathan, du klingst so ganz nach Jonathan.«
Er hörte das Beben und erkundigte sich: »Bist du unglücklich, Liebste?«
»Aber nein, nicht wirklich. Nur, Vater will mich gar nicht. Er will Angela. Aber ich kann das gut verstehen. Ein nettes Mädchen wohnt hier, enorm lustig, und sie kann wunderbar reiten. Heute sind wir zusammen ausgeritten, und wir wollen allerhand gemeinsam unternehmen. Mrs. Wells — das ist die Frau des Traktorfahrers — ist schrecklich lieb, aber ziemlich streng. Sie kommt jeden Nachmittag für die Hausarbeit herunter, so daß ich dann weg kann... Aber, ach Gott...«
»Genau. Ach Gott! Mir ist ebenso zumute. Ich hab’ mir schon überlegt, ob Pat nicht eventuell einspringen könnte?«
»Ausgeschlossen. Morgen fliegt sie nach Australien in die Ferien und kommt erst gerade rechtzeitig zu unserer Hochzeit zurück.«
»Pech. Na ja, ich werd ’ halt weiter annoncieren und ganz allgemein meine Fühler ausstrecken... Keine Bange, ich finde schon jemanden. Inzwischen werde ich jeden Abend anrufen.«
»Aber nein, das darfst du nicht. Das wird ja viel zu teuer.«
Sie hörte sein Lachen. »Das ist’s mir wert!« sagte er, und ihre Augen glänzten, als sie vom Telefon wegging.
Just in diesem Augenblick vernahm sie ein leichtes Klopfen an der Hintertür, und als sie aufmachte, stand da ein sehr
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