Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
warf einen Blick durchs Fenster und entdeckte einen kleinen grauhaarigen Mann, der mit seinem unvermeidlichen Köfferchen die Stufen heraufhastete.
Der vielgeplagte Doktor war da. Sie überließ ihren Vater und Liz ihrer hitzigen Debatte, ging hinaus und stellte sich vor.
Dr. Winter musterte sie beifällig, wenn auch ein bißchen überrascht. Er hatte kein so junges und attraktives Mädchen erwartet; der Anblick der an die Tracht gesteckten Medaille jedoch beruhigte ihn. »Schön, daß Sie’s einrichten konnten«, sagte er zu ihr. »Wie geht’s denn unserem Patienten?« Und ohne erst eine Antwort abzuwarten, marschierte er stracks ins Schlafzimmer. Liz sprang auf und begrüßte ihn wie einen lieben alten Freund.
Dr. Winter war der typische Landarzt, immer überarbeitet, immer in Hetze, aber immer brachte er Zeit und Geduld für seine Kranken auf. Fünfzehn Jahre lang war er nun schon in Smithville , und wo er ging und stand, erklärte er, jetzt würde er aber aufhören und sich eine Stadtpraxis kaufen, wo man als Arzt nach einem festen Stundenplan arbeiten könnte und gelegentlich auch ein freies Wochenende hätte und sich einen Stellvertreter zulegen und einmal im Jahr ordentlich Urlaub machen könnte. Aber es war nur leeres Geschwätz. Er war mit seinem Beruf verheiratet, und der ganze Distrikt liebte ihn und vertraute ihm. Erst wenn seine Gesundheit schließlich doch unter der Überarbeitung, den weiten, kalten Fahrten, den langen Nachtstunden und dem allgemeinen Verschleiß zu leiden beginnen würde, erst dann würde er sich gezwungen sehen, eine leichte Praxis zu übernehmen. Bis dahin aber würde er störrisch bleiben, wo er war: auf dem Posten und für alle Bewohner des weitverzweigten, spärlich besiedelten Distrikts jederzeit erreichbar.
Maxwell kannte er seit Jahren. Nicht als Patienten, denn Standishs blendende Gesundheit hatte seine Bemühungen bisher überflüssig gemacht. Doch hatte es auf der Farm manchen Unfall gegeben, und ganz gelegentlich, wenn sich der Arzt einmal ein wenig Zeit stehlen konnte, hatte er auch ein oder zwei Stunden in angenehmer Entspannung im Wohnzimmer der Farm verbracht. Auch hatte Maxwell ihm — anonym — in mehreren zweifelhaften Fällen geholfen, und die beiden Männer verstanden einander — aber ohne sich Illusionen zu machen.
Offenbar kannte er auch Liz sehr gut, denn er schüttelte zu ihr gewandt seinen Kopf und sagte: »Verschwinde jetzt, sei ein gutes Mädchen. Du hast meinem Patienten vermutlich ein Loch in den Bauch geredet und ich hab’ ausdrücklich Ruhe angeordnet.«
»Ich war still wie ein Mäuschen, und Maxwell hat mich gern um sich. Gestern war er ganz trübsinnig und verzweifelt. Den ganzen Tag allein mit der ollen Lulu!«
Der Arzt versagte sich ein Lächeln. » Mrs. Wells ist eine hervorragende Krankenpflegerin, und was wir ohne sie täten, weiß ich wirklich nicht. Na, das hat jetzt gelangt, mein Kind. Geh nach Hause und quäl deinen unglücklichen Vater.«
»Ich geh’ in einer Minute, aber beantworten Sie mir erst noch eine Frage. Muß Freddie die ganze Zeit in diesem Zimmer kleben? Kann Max sich nicht mal mit sich selbst beschäftigen, solang nur jemand in Reichweite ist? Darf Freddie nicht mit mir ausreiten?«
Standish unterbrach sie wütend. »Ich hab’ gesagt, daß sie nur ja machen soll, daß sie fortkommt« (sein Ton deutete unmißverständlich an, wohin), »aber ich verwahre mich dagegen, dauernd Vorschriften gemacht zu bekommen. Dieses ganze Theater wegen des Alleinlassens! Verfluchter Blödsinn!«
Dr. Winter hob seine Hand. »Schön. Schön. Wir machen ja gar kein Theater, aber für Sie ist es ratsam, während der nächsten Tage immer einen im Haus zu haben. Deshalb geht Ihre Tochter am besten hinaus, wenn Mrs. Wells hier den Haushalt macht. Diesmal muß ich dir recht geben, Liz. Was jedoch das Theater betrifft, es würde mich wirklich wundern, wenn ich Louisa Wells je ein Theater machen sähe. Sie ist die unerschütterlichste Frau, der ich je begegnet bin... Und jetzt, Liz, willst du bitte tun, was ich dir befohlen hab’ und dich verziehen und zwar ein bißchen dalli?«
»Schon gut. Ich geh’ ja schon. Freddie, mach dich für zwei Uhr fertig. Das ist Lulus Zeit, und sie ist immer auf die Sekunde pünktlich. Ich hab’ die Pferde dann schon gesattelt«, und damit blies Liz einen Kuß zu Arzt und Patient hin und verschwand.
Freddie war ein bißchen entsetzt. So konnte man doch nicht mit einem Arzt umspringen. Winter aber lachte
Weitere Kostenlose Bücher