Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
großgewachsener Mann auf den Stufen, der einen linkischen und sehr zurückhaltenden Eindruck machte. Er stellte sich als Tom Wells vor. Freddie mochte ihn auf Anhieb. »Kommen Sie doch herein und besuchen Sie Vater. Er wird sich riesig freuen. Er langweilt sich schon zu Tode.«
»Das ist eine erfreuliche Nachricht. Ich meine, wenn es ihm so gut geht, daß er sich langweilt, dann muß er doch schon viel besser dran sein. Wird es ihm auch bestimmt nicht zuviel , wenn ich zu ihm ’reingehe?«
In diesem Augenblick rief eine gereizte Stimme: »Sind Sie das, Tom? Dann kommen Sie doch um Gottes willen herein und stehen da nicht auf der Treppe brummelnd herum. Ich kann absolut nicht verstehen, warum alle Welt sich aufführt, als hätte es in der Familie einen Todesfall gegeben. Bis jetzt noch nicht; wenn dieses ganze Weibervolk allerdings weiter soviel Theater um mich herum macht, dann wird es bald einen geben — oder einen kleinen Mord!«
Tom strahlte über das ganze Gesicht. »Klingt schon eher nach ihm«, konstatierte er erfreut. »Dann will ich mal auf zwei Minuten zu ihm ’reinschauen, Miss Standish, und hoffentlich werfen Sie mich ’raus, wenn ich ihm auf die Nerven falle. Meine Frau hat gesagt, ich darf nicht lang bleiben«, das letzte in einem flehentlich bittenden Tonfall, der aber immer noch humorig klang und bewies, daß dieser lammfromme Schrank von einem Mann wahrhaftig in seine Fesseln verliebt war, wie Derrick es so schön formuliert hatte.
Aus den zwei Minuten wurden fünfzehn, und danach bestand Tom trotz Maxwells Protesten eisern darauf, daß er nun gehen müsse. Er verließ das Zimmer vorsichtig auf Zehenspitzen balancierend und warf dabei einen Stuhl um, was von einem empörten Gebrüll begleitet wurde: »Gehen Sie doch manierlich, Mann! Sie müssen auch immer einen Heidenkrach machen. Warum dieses ganze Pst!-pst!-Theater auch noch unterstützen?« und Tom ließ sich eiligst auf seine riesigen Füße plumpsen und grinste Freddie an.
»Er ist über den Berg. Sie selbst sehen ein bißchen ausgepumpt aus, Miss Standish. Meine Frau hat gesagt, diese Nachtfahrt und alles wär’ zuviel für Sie gewesen und Sie sollten früh ins Bett gehen.« Wiederum grinste er. »Tun Sie lieber, was sie sagt. Wir tun’s alle.« Und nach diesem Startschuß ging er.
»Er ist wirklich reizend«, sagte Freddie, als sie zu ihrem Vater zurückkam.
»Ein verdammt anständiger Kerl. Schade, daß er so unter dem Pantoffel dieser Frau steht.«
»Aber Liz sagt doch, er betet sie an.«
Maxwell geriet sofort in Harnisch. »Das sollte ich meinen. Und nimm dir ja nicht zu stark zu Herzen, was dieser kleine Naseweis sagt. Mrs. Wells ist verdammt gut zu ihr gewesen. Das Mädchen hat keine bessere Freundin. Denk ja nicht, ich wüßte ihre Qualitäten nicht zu schätzen, nur weil ich die Frau für eine Xanthippe halte, wenn ich krank bin.«
Freddie lächelte und versuchte dann ein Gähnen zu unterdrücken. Plötzlich sagte Standish: »Ich nehme an, das war eben Blake am Apparat. Wie er mich doch lieben muß!«
»Oh, Vater, ich glaube bestimmt...«, begann die arme Freddie und wußte dann nicht mehr weiter. Sie hatte Angst, Jonathan könne tatsächlich für ihren Vater nicht viel übrig haben und daß er das ein oder zweimal auch ganz offen gezeigt hätte. Maxwell lachte.
»Fang lieber erst gar nicht an, Widersprüche vom Stapel zu lassen, du wirst dich nur darin verheddern. Beim Erfinden von Lügen hast du dich nie besonders schlau angestellt, und jetzt schläfst du schon halb. Natürlich ist es hart für Jonathan, jetzt, wo eure Hochzeit gerade festgelegt worden war. Übrigens solltest du lieber Stephen dazu herumkriegen, an meiner Stelle den Brautvater zu spielen. Zwecklos erst abzuwarten, daß ich wieder auf dem Damm bin.«
Seine Stimme klang niedergeschlagen, und Freddie sagte rasch: »Ich hätte viel lieber dich, Vater. Ich würde es ja aufschieben, bis du dabei sein kannst, es ist bloß wegen Angela und der gefährlichen Zeit!«
Er fuhr sofort gereizt auf: »Gefährliche Zeit! Wie ihr Krankenschwestern doch immer gleich alles dramatisieren müßt. Mit Angela wird schon alles klar gehen. Aber wenn sie jetzt schon leiser treten muß, dann bringst du am besten diesen ganzen Hochzeitskram so schnell wie möglich hinter dich. Sinnlos, sie aufzuregen. Purer Egoismus.«
Freddie hielt diesen Vorwurf für ziemlich ungerecht, sagte aber nur: »Es würd’ viel mehr Spaß machen, wenn du dabei wärst. Ich fand es so reizend,
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