Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
du deinen eigenen Wagen dann nicht sichern konntest, dann hätten wir nämlich den Mann nie getroffen. Vielleicht hat er’s wirklich so gemacht. Wie sollten wir das denn wissen? Wir sind in kriminellen Tricks nicht so bewandert wie du. Jedenfalls hatte ich nach einer Meile so ein komisches Gefühl mit der Steuerung, und da wußte ich, daß wir einen Platten haben mußten, und stell dir doch nur vor, wie hilflos wir dann ganz allein im Busch aufgeschmissen gewesen wären, wenn wir ihn nicht gehabt hätten.«
Ian seufzte vernehmlich. »Wenn ihr ihn nicht gehabt hättet«, sagte er, jedes Wort laut und deutlich betonend, als spräche er zu einem zurückgebliebenen Kind, »wenn ihr Shale nicht im Wagen gehabt hättet, hättet ihr keinen Platten gekriegt. Wie du zugeben mußt, war das sein Machwerk.«
»Dann finde ich wirklich, daß er ein sehr gemeiner Mann war«, sagte Freddie, als ob ihr der Gedanke gerade aufgedämmert wäre.
Mit verzeihlicher Bissigkeit bemerkte Ian, das sei wirklich die Idee des Tages. »Aber auch so, selbst wenn ihr einen Platten hattet, wie zum Teufel hat er es nur fertiggebracht, euch aus dem Wagen zu kriegen?« fragte er reichlich grob.
»Das war ein großer Fehler«, erwiderte Liz betrübt. »Schau, wir standen am Straßenrand, und er wollte sehen, ob der Reifen genug Luft hätte, deshalb fuhr er ihn in die Mitte und bat uns, nachzugucken. Natürlich hätten wir nie gedacht...«
»Das«, sagte Ian schneidend, »ist die zweite große Idee des Tages. Und dann fuhr er einfach weg und lachte euch aus?«
»Das hat er nicht getan«, sagte Liz empört. »Ich meine, er hat nicht gelacht. Er bedankte sich bei uns sehr höflich fürs Mitnehmen und entschuldigte sich, daß er uns da so zurücklassen müsse.«
Ganz plötzlich brach Ian in ein schallendes Gelächter aus, und als sie so an seinen zertrümmerten Wagen dachte, sich ins Gedächtnis zurückrief, wie sie dem Verbrecher zur Flucht in Maxwells erstklassigem Wagen verholfen hatten — da fand Freddie das wirklich höchst kameradschaftlich von ihm. Als sie das laut verkündete, pflichtete ihr Liz zu ihrer Überraschung bei. »Ich finde wirklich, du hast dich im großen und ganzen wie ein Schatz benommen, Ian, weil es natürlich schon ziemliches Pech ist.«
»Eine Untertreibung. Ich meinerseits würd’ es lieber mit sehr viel deftigeren Ausdrücken belegen.«
»Tu’s nur«, drängte sie ihn herzlich. »Weil ich’s nämlich auch getan hab’. Ich stand da mitten auf der Straße und fluchte, wie — wer immer es ist, der am schlimmsten flucht. Jedenfalls wie ein Mann, der gerade dabei ist, seine Hunde abzurichten, denn dabei muß ich’s aufgeschnappt haben. Ich hatte keine Ahnung, daß ich solche Ausdrücke auch nur wußte.«
Ian lachte wieder und nahm die Hand für einen Augenblick vom Steuer, um ihre kleine kalte fest zu drücken. »Das hat dir gutgetan. Am besten, immer den Dampf ablassen. Als ich meinen Wagen sah, hab’ ich’s auch so gemacht. Aber was mich erstaunt, Liz: Wie seid ihr beiden Mädchen nur darauf gekommen, ausgerechnet einen Mann, der sich um diese Zeit auf der Straße herumtreibt, mitzunehmen? Ihr wußtet doch bestimmt, daß er nichts Gutes im Schild führen konnte.«
»Wie hätten wir’s denn ahnen sollen?« fragte Freddie. »Ich meine, es hätte doch irgendwer sein können, Ian. Genau, wie es hinterher wir waren.«
Liz verlieh dem noch mehr Nachdruck. »Papa sagt immer zu mir, ich soll die Leute auf dem Land, die Anhalter spielen, jedenfalls mitnehmen«, sagte sie erhaben. »Er verachtet selbstsüchtige Autofahrer.«
»Leute, die du kennst, nicht fremde Männer«, korrigierte Ian. »Das weiß ich sehr gut, weil ich nämlich selbst dabei war, als er das zu dir sagte. Versuch also bloß nicht, mir das auf die Nase zu binden, kleine Liz. Ihr wart total verrückt, und ihr habt Mordsglück gehabt, daß ihr mit dem Verlust des Wagens davongekommen seid.«
»Willst du damit andeuten, wir könnten jetzt vielleicht bewußtlos und blutend am Straßenrand liegen?« fragte Liz einigermaßen belustigt und hochdramatisch.
Dieses Bild jedoch überforderte Ians Gleichmut um ein Beträchtliches, und er fuhr sie an, den Mund zu halten und ihre Sensationslust hinunterzuschlucken. »Und jetzt ist die Frage, was wir als nächstes tun sollen. Natürlich haben wir nicht die leiseste Hoffnung, Shale noch einzuholen. In Mr. Standishs Wagen merkt man achtzig Sachen überhaupt nicht, und er ist ein erstklassiger Fahrer und völlig
Weitere Kostenlose Bücher