Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
heimzugehen.«
Mrs. Wells erklärte verteidigend, daß sie schon gerade genug am Hals hatte, auch ohne Elizabeths Kindermädchen zu machen. Dann legte sie ihren knochigen Arm um die Hüfte des Mädchens und sagte: »Jetzt trödle hier nicht herum. Ich hab’ dir eine schöne Wärmflasche ins Bett gelegt, und du nimmst ein Aspirin und bleibst für den Rest des Tages hübsch im Bett, also bitte keine Widerreden. Höchste Zeit, daß dich jemand mal fest in die Hand nimmt«, und damit wünschte sie Freddie eine gute Nacht und führte das Mädchen mit fester Hand hinaus.
Freddie kam sich ziemlich vernachlässigt vor, wie sie da so allein in der hellerleuchteten Küche zurückblieb. Schließlich war auch sie todmüde und hatte Blasen an der Ferse. Jemanden dazuhaben, der einen so bemutterte, müßte schön sein. Allerdings hatte sich Alicia niemals einfallen lassen, ein Mitglied ihrer Familie auf diese liebevoll tyrannisierende Weise zu behandeln. Lächerliche Vorstellung, und Freddie gelangte zu dem Schluß, daß man nicht entbehren kann, was man nie besessen hat, und jedenfalls hatte sie Jonathan, und der wog alle Mütter der Welt auf.
Aus diesen schläfrigen und wirren Gedanken schreckte sie ein Ruf aus Maxwells Zimmer auf. »Komm doch herein und erzähl mir das Ganze einmal. Du hast mich gründlich wach gemacht, also sehe ich gar nicht ein, warum du ins Bett gehen sollst, bevor du es mir nicht mit deinen eigenen Worten berichtet hast.«
Mit schleppenden Schritten ging sie zu ihm hinein. »Vater, es tut mir so leid mit deinem Wagen, aber wer hätte gedacht...«
»Andere schon, aber nicht du oder Liz.« Er hatte sich im Bett aufgesetzt und sah sehr rosig und höchst zufrieden mit sich selbst aus. Dann fiel ihm plötzlich auf, wie blaß und müde seine Tochter war, und da dachte er ausnahmsweise auch einmal an jemand anderen als sich selbst. »Laß jetzt den Wagen! Er spielt keine Rolle. Wahrscheinlich werde ich ihn wiederbekommen, und wenn er gelitten hat, ist das Sache der Versicherung. Mich interessiert im Moment nur, daß du wie ein Häufchen Elend ausschaust... Aber ich kann wirklich nicht verstehen, daß ihr Mädels diesem Kerl angeboten habt, ihn mitzunehmen.«
»Wie sollten wir denn wissen, daß es sich um einen entsprungenen Häftling handelte?« und sie erzählte ihm die ganze Geschichte schnell und sehr zerknirscht und schloß: »Das nächste Mal würden wir natürlich niemanden mehr in den Wagen einsteigen lassen, bevor wir nicht selbst drin sind. Wir standen nur da wie die Idioten und sahen zu, wie er davonbrauste.«
»Verdammtes Glück, daß ihr das getan habt. Er hätte euch glatt hinausgeworfen.«
»Dazu wär’ er, glaube ich, gar nicht fähig gewesen. Er machte einen ganz freundlichen Eindruck.«
»Sein Sündenregister klingt alles andere als freundlich. Und ich glaube auch nicht an den Platten. Die Reifen sind tadellos. Ich hätte euch gar nicht erlaubt, den Wagen zu nehmen, wenn sie nicht tadellos gewesen wären.«
Todunglücklich gestand ihm Freddie, daß Ian auch nicht daran glaube. »Aber die Polizei wird ihn doch bestimmt bald schnappen, jetzt, wo sie die Nummer des Wagens wissen?«
»Mein liebes Kind, du bist mit den Tricks der kriminellen Schichten nicht vertraut. Inzwischen hat er sicher die Nummer längst vertauscht, beim ersten besten Wagen, der am Straßenrand parkte, oder auch bei der ersten Garage, die geöffnet war, angehalten und sich neue Nummernschilder verschafft. Nicht die geringste Schwierigkeit für ihn. Er hat das alles schon früher praktiziert. Ein Gutes ist dabei — diese Pflegerin ist nicht gekommen. Ich brauche jetzt keine mehr.«
Freddie seufzte. Es war ganz klar, daß sie der Lage einfach nicht mehr Herr wurde. Maxwell sagte herzlich: »Mach dir nichts draus. Ins Bett jetzt mit dir. Und bleib ruhig liegen. Ich brauche nichts. Bevor Jock ging, hat er mir einen Schlaftrunk gegeben, und Mrs. Wells kündigte an, daß sie für mein Frühstück herunterkommen wolle. Schlaf nur deine zwölf Stunden. Du hast’s nötig.«
Von seiner Herzlichkeit aufgemuntert, kroch Freddie in die Falle. Als sie das Licht ausknipste, dachte sie, wie dankbar sie doch sein müsse, daß Jonathan nichts von ihrem Abenteuer wußte. Sie würde es ihm sehr schonend beibringen. Es war schon gerade schlimm genug, ihm überhaupt eröffnen zu müssen, daß die gute, zuverlässige Frau sich weder als gut noch als zuverlässig entpuppt hatte.
Doch machte sie hier die Rechnung ohne den Dorfklatsch
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