Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
sämtlichen Zuschauern, sondern auch von siebzehn Angehörigen der königlichen Familie, denen wir danach hinter dem Vorhang persönlich vorgestellt wurden. Als ich Ihrer Majestät die Hand schüttelte, hatte sie die Güte mich zu fragen: „Und was ist Ihre Aufgabe hier?“
Die Zeit schien stillzustehen. Die königliche Familie nahm Abschied und wir anderen wanderten in unserer nahezu greifbaren Euphorie noch eine Weile ziellos auf der Bühne herum. Als wir dann gerade im Begriff waren zu gehen, kam plötzlich Prinzessin Margaret wieder auf die Bühne und fragte: „Hat irgendwer meine Mutter gesehen?“
Man führte sie hinter die Bühne, wo die Queen die versammelten Bühnenarbeiter mit Geschichten über Pferderennen unterhielt. Es war ein nahezu überirdisches Ereignis.
Freddies und mein gemeinsames königliches Erlebnis hatte mit Prinz Andrew zu tun, dem ich schon zuvor des Öfteren begegnet war, da er ebenso wie ich regelmäßig die Oper und das Ballett besuchte und wir beide mit dem Tänzer Wayne Eagling befreundet waren. Freddie und ich gehörten zu einer Gruppe von Leuten, die zu einem großen Gala-Abend ins Royal Opera House gingen. Freddies größtes Dilemma an diesem Abend bestand nicht in der Frage, was er anziehen sollte, sondern wie er sich die Zeit zwischen dem Ende der Gala und der anschließenden Party in der Crush Bar vertreiben sollte, zu welcher er natürlich, wie es sich für ihn gehörte, erst mit einiger Verspätung eintreffen wollte.
Um diese berühmte Verspätung einhalten zu können, verließ Freddie das Opernhaus und fuhr einige Male um den Block, ehe er dann seinen angemessen großen Auftritt hatte. Es war Sommer, wie man an den Erdbeeren mit Schlagsahne feststellen konnte, und durch Wayne Eagling machte Freddie Bekanntschaft mit Prinz Andrew. Es war ihre erste Begegnung. Um das Eis zu brechen, gab sich Prinz Andrew überaus charmant und fischte das Ende von Freddies Seidenschal aus dessen Glas mit Champagner, wo es versehentlich gelandet war.
Dann wrang er den durchnässten Schal aus und beide mussten lachen. Danach plauderten die zwei noch eine Weile, während der Prinz seine Erdbeeren mit Schlagsahne aufaß. Freddie bemerkte, dass seine Hoheit sich anschließend etwas unwohl fühlte, weil er nicht wusste, wie er den leeren Teller auf höfliche Art und Weise loswerden sollte. An diesem Punkt wandte Freddie sich an mich und meinte: „Phoebe, bring den Teller weg!“
Prinz Andrew wirkte etwas verblüfft und fragte: „Haben Sie ihn gerade Phoebe genannt? Ich kenne ihn als Peter.“
Nun war es an Freddie verblüfft zu sein. Ich glaube, alles was er dazu sagen konnte, war: „Oh!“
Wie es sich gehört, befreite ich den Prinzen von seinem leeren Teller. Tatsächlich lud Freddie den Prinzen ein, nach der Party zusammen mit einigen Mitgliedern der Schauspieltruppe noch ins Heaven mitzukommen, was dieser jedoch ablehnte. Ich glaube, es war bei diesem Anlass, dass eine der Ballerinas sich in den leeren Sarg legte, der auf einer der ledernen Bars im Heaven als Dekorationsobjekt stand. Außerdem tanzte sie auch darin herum, womit sie sich den Ärger der übrigen Gäste zuzog. Irgendwie hat man den Eindruck, dass es einem in dieser Art von Club einfach nicht gestattet war, sich zu amüsieren. Zumindest durfte man sich nicht dabei erwischen lassen.
Durch Wayne Eagling hatte Freddie einige Ballettaufführungen besucht. Von allen, die er gesehen hatte, gefiel ihm Kenneth MacMillans Meisterwerk für männliche Tänzer,
Mayerling
, am besten. Die klassischen Ballettstücke drehen sich meistens um die Ballerina, und dies war das erste abendfüllende Ballett, das dem männlichen Hauptdarsteller ein wirklich beträchtliches Durchhaltevermögen abverlangte. Wayne war nicht die erste Besetzung für die Rolle des Kronprinzen Rudolf, aber was Freddie und mich anging, war seine Interpretation die beste. Freddie zog sogar ernsthaft in Erwägung, eine Reihe von
Mayerling-
Aufführungen finanziell zu unterstützen. Aber sobald die Verwaltungsbeamten des Balletts anlässlich dieser privaten Förderung auf den Plan traten, drehte sich dabei alles viel zu sehr um ihn selbst, und er verlor das Interesse.
Im Covent Garden hatten wir das Glück, dass ich einen der Kassierer kannte. Falls also Freddie im letzten Moment beschloss, eine bestimmte Aufführung sehen zu wollen, war es kein Problem, noch Karten zu kriegen. Damals gab es noch keine Platzvergabe mit Hilfe des
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