Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
was Freddie als „Click“-Spur bezeichnete — das Rückgrat des Songs, den grundlegenden Takt, zu dem Freddie seinen ursprünglichen Klavierpart überarbeitete. Freddie pflegte immer zu sagen, dass Drumcomputer zwar
angeblich
unfehlbar wären, dass man sich aber bei Roger
sicher
sein könnte, dass kein einziger Schlag daneben ging.
Sobald die Grundstruktur erst einmal feststand, ging Freddie daran, all die übrigen notwendigen Komponenten zusammenzubekommen, um den Song fertigzustellen. Erst wenn das Grundgerüst fertig war, konnte darüber nachgedacht werden, wie der fertige Song eigentlich klingen sollte. Das Endergebnis hatte dann schließlich oft genug kaum noch etwas mit dem ursprünglichen Konzept zu tun. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist
Radio Gaga
, das sich eher wie das
Ave Maria
aus Verdis
Othello
anhörte, als Roger mir es zum ersten Mal vom Band vorspielte — aber dazu später. Im Übrigen wechselten die Stücke zwischen dem ersten Entwurf und der fertigen Fassung oft noch den Titel. Auf der Kassettenhülle mit der ersten Version von
Radio Gaga
hieß der Song noch
Radio Ca Ca.
Freddie mochte es immer sehr, wenn der Rest der Band sich mit einbrachte. Er ging nie davon aus, dass seine eigene Art die einzig richtig wäre. Jedes Stück von Queen ist die Summe der Beiträge von vier Leuten, selbst dort, wo offiziell nur einer als Komponist genannt wird. Von
The Miracle
an wurden natürlich bei allen Songs Queen gemeinsam als Urheber genannt, mit Ausnahme von
Made In Heaven
, aber auch dazu später mehr.
Freddie fand nie jemanden, der besser darin gewesen wäre Harmonien auszuarbeiten als Brian, und wo auch immer es um musikalische Harmonien ging, wandte er sich für das Endergebnis an ihn. John war immer einfach John. Freddie wusste, dass John der sprichwörtliche Fels in der Brandung war, auf den man sich stets verlassen konnte. Der Basslauf wurde immer schon ziemlich früh am Anfang aufgenommen. Danach kam die Gesangsspur zur Orientierung, zu der dann das Übrige instrumentale Kolorit und der mehrstimmige Gesang ausgearbeitet wurden.
Der gesamte Prozess konnte Monate in Anspruch nehmen. Nur weil die Band ein Stück angefangen hatte, bedeutete das nicht, das sie es in einem Aufwasch bis zum Ende fertigmachen würden. Manchmal hatten sie von einem Song erst einmal genug und schoben ihn auf die lange Bank. Jedes Mal, wenn eine neue und aufregende Idee ins Studio gebracht wurde, wurde sie in kleinen Schritten weiterentwickelt, so dass der grundlegende Gedanke niemals verloren ging und die Band immer in der Lage war, später wieder darauf zurückzukommen. Sollte er aus unerfindlichen Gründen doch einmal in Vergessenheit geraten, dann war erste Entwurf vermutlich ohnehin nicht viel wert gewesen. Im Lauf der Jahre gab es einige Beispiel für Ideen, die im Regal vor sich hin verstaubten. Wer weiß, was aus diesen Einfällen, die nicht den Anforderungen entsprachen und verworfen wurden, geworden ist?
Die Atmosphäre im Studio war immer wieder anders. Nur selten war sie auch nur zwei Tage hintereinander gleich. Manchmal spürte man die Spannung und die Aufregung, wenn die Anwesenden von einer Idee richtig begeistert waren. An anderen Tagen wiederum fühlte es sich an wie ein langweiliger Tag im Büro. Man muss sich bei all dem vor Augen halten, dass das Studio ihr Arbeitsplatz war. Das hier war Queens Büro!
Es waren immer mindestens drei Mitglieder der Road Crew anwesend: Ratty, Jobby und Crystal, die drei persönlichen Roadies (die man heutzutage als Technical Crew, kurz „Teks“ bezeichnet). Mit ihren bürgerlichen Namen waren das Peter Hince, der sich um Johns und Freddies Instrumente kümmerte, Brian Zellis für Brian May und der allgegenwärtige Chris Taylor, der immer für Roger da und für einen Spaß zu haben war! Crystal merkte es jedes Mal, wenn sich Spannungen aufbauten, und war stets in der Lage die potenziell kritischsten Situationen mit einem Witz zu entschärfen, so dass sie sich in Gelächter entluden. Ebenso wie wir Übrigen wusste auch er, wann man besser nicht zugegen war. Das lernte man sehr schnell. Natürlich kam es auch vor, dass die Spannungen zu einem Ausbruch führten. Das war zum Beispiel in München der Fall — ich weiß nicht mehr bei welchem Album —, als Brian irgendwie Probleme mit seinen Gitarren und dem Stereosound hatte. Es ging wohl darum, dass sie nicht laut genug waren, denn die Lautstärke war Ursache der meisten Streitgespräche
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