Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
zwischen den Bandmitglieder, ob im Studio oder auf der Bühne. Bei dieser Gelegenheit kam Freddie schließlich an den Punkt, wo er Brians ständige Einwände nicht mehr ertragen konnte und in die Luft ging. Er musste wohl erst kurz davor eine Episode von
Fawlty Towers
gesehen haben, denn er schrie: „Was willst du denn eigentlich, verdammte Scheiße noch mal! Soll eine Herde Gnus hier vorbeistürmen?“ Und ich glaube, mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und ging. Es wurde in unserem Haushalt zur Gewohnheit, Freddies Aussprüche und Zitate zu sammeln und aufzuschreiben. Ein Beispiel aus meinem Notizblock lautete: „… die Diva des Rock’n’Roll mit einem Maul, groß genug, um die Wolga leer zu trinken.“
Ich muss dabei betonen, dass sämtliche drei Gründungsmitglieder Freddie wirklich sehr gerne hatten, ganz unabhängig von ihren privaten Verpflichtungen. Ich weiß noch, wie der berüchtigte Bill Reid, Freddies damaliger Freund, bei einer der Sessions in Montreux auftauchte. Keiner konnte ihn leiden, am allerwenigsten Crystal, Ratty und Jobby. Reids pure Anwesenheit dort brachte die drei so auf, dass sie sich einen Spaß daraus machten, ihn ständig zum Narren zu halten. Bill Reid hatte ein Vorliebe für Kokain, das in der Schweiz ziemlichen Seltenheitswert hatte. Tatsächlich war es praktisch kaum zu kriegen. Wann immer nun Reid in ihre Nähe kam, drückten die Jungs einander kleine Papier-Briefchen in die Hand, so dass er es zwangläufig mitbekommen musste und am Ende fest davon überzeugt war, sie würden illegale Drogen konsumieren und ihn nicht daran teilhaben lassen. Die Sache eskalierte dann so weit, dass er es nicht mehr aushielt, sich derart quälen lassen zu müssen, und sich bei Freddie darüber beschwerte, wie grausam dessen Crew zu ihm wäre.
Freddie, der wusste, dass da nichts dran sein konnte, weil einfach nichts zu bekommen war, tat die Sache sofort ab: „Ach was! Red’ keinen Blödsinn!“
Ein anderer Scherz, den die Jungs sich ausdachten, bestand darin, dass sie immer, wenn Bill Reid in ihrer Nähe war, anfingen, das
Alfred Hitchcock
-Thema zu singen, weil sie der Ansicht waren, Bill hätte eine gewisse Ähnlichkeit mit der Comicfigur, die im Vorspann der Fernsehserie
Alfred Hitchcock Presents
zu sehen war.
In Montreux war jeder bereit, die Bandmitglieder auf Wunsch mit Tee oder Kaffee oder auch einem großen Wodka-Tonic zu versorgen, selbst die Aufnahmeleute. In den Studios war es ansonsten ziemlich ruhig. Und genau aus diesem Grund fühlte sich die Band am Anfang, nachdem sie das Studio gekauft hatten, nicht besonders wohl dabei, hier aufzunehmen: weil einfach nichts los war! Später allerdings nahm die Band — und vor allen Dingen Freddie — dann genau deswegen sehr gerne dort auf, eben weil es so still war und keinerlei Ablenkungen gab, keine Menschen, die aufgetaucht wären, um ihn verliebt anzustarren und mit den Fingern auf ihn zu zeigen. Meistens wurde jemand losgeschickt, um etwas zu essen zu besorgen, oder sie gingen alle los und aßen gemeinsam auswärts, ehe sie für die nächtliche Session zurückkehrten. Das Musicland in München hatte auch eine eigene Küche, und es kam des Öfteren vor, dass meine kulinarischen Kenntnisse gefragt waren und man mich bat, ein einfaches Drei-Gänge-Menü für zehn Leute aus dem Ärmel zu schütteln!
Wir wohnten in Montreux im Montreux Palace Hotel, das von den Studios aus gesehen am anderen Ende der Stadt lag. Zu Fuß brauchten wir gute zehn Minuten. Das vermittelt wohl eine Vorstellung davon, wie groß Montreux etwa ist und wie ruhig es dort war. Man stelle sich vor, Freddie wäre zehn Minuten lang durch die Londoner Innenstadt spaziert! Einmal versuchte er tatsächlich, von Garden Lodge aus bis zu Marys Wohnung in Philmore Gardens zu laufen, kam aber nur bis zum oberen Ende der Earls Court Road, ehe er umkehren und wieder nach Hause gehen musste, da selbst auf diesem kurzen Stück ein Haufen Leute auf ihn zukamen und ihn um Autogramme baten. Er hätte es nie geschafft, dorthin zu kommen.
Die Band gehörte in Montreux praktisch schon zum Stadtbild. Man wusste, dass sie als Geschäftsleute vor Ort waren, und die Schweizer lieben ja bekanntermaßen geschäftliche Dinge.
Dass die Aufnahmen in Montreux und in München stattfanden, hatte keine technischen Gründe. Es ging vorwiegend darum, mal in einer anderen Umgebung zu sein. In München wohnten wir im Münchener Hilton Hotel. Dort belegten wir
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