Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)

körperliche Verfassung ihm nicht mehr gestattete. Die Gärtner unter euch werden wissen, dass eine Gardenie nach dem Pflücken schon nach relativ kurzer Zeit erst Cremefarben und dann Gelb wird. Auch wenn das Video in schwarz-weiß war, wäre diese Farbänderung nicht zu übersehen gewesen, also beschloss man, dass es unauffälliger wäre, die Blumen auszutauschen. Im Laufe der Dreharbeiten verwendeten wir drei verschiedene, und zwei weitere standen bereit.
     
    Die übrigen Bandmitglieder wussten mittlerweile von Freddies Krankheit und bewunderten das Durchhaltevermögen, mit dem er dieses Video zu Ende brachte. Selbst in diesem Stadium war er nicht bereit, sich von irgendetwas unterkriegen zu lassen. Freddie rechnete felsenfest damit, dass dies das letzte Video sein würde, bei dem er mitspielte. Tatsache ist, dass er noch zwei weitere drehen sollte. Die Arbeit an
Slightly Mad
verlangte ihm eine Menge ab.
     
    Show Must Go On
war ein weiterer Film-Zusammenschnitt, der als Werbung für
Greatest Hits II
,
Flix II
und
Pix II
dienen sollte. Es enthält Material aus
Princes Of The Universe
, dem umfangreicheren Video, das mit Christopher Lambert für den
Highlander-Film
entstand und bei dem Joe Fanelli im Dienst war und nicht ich. Allerdings gibt es darin auch eine kurze Szene aus dem Video zu
Calling All Girls
, das nie veröffentlicht wurde, weil die Platte keinen großen Anklang fand. Außerdem finden sich darin Schnipsel aus
Scandal
, einem Video, das für Freddie eine große Enttäuschung darstellte. Er fand es einfach langweilig. Es war das einzige Video, bei dem er nicht schon zu Beginn des kreativen Prozesses beteiligt gewesen war, und ich muss sagen, dass sich sein fehlender Einfluss bemerkbar machte.
     
    Days Of Our Lives
war das letzte Video, bei dem Freddie jemals mitgespielt hat, und ich war bei den Dreharbeiten nicht dabei. Wenn ich das Endergebnis sehe, denke ich manchmal, es hätte vielleicht lieber nie gedreht werden sollen. Im direkten Vergleich zu anderen Aufnahmen — selbst so etwas wie
Headlong
— sieht man, wie schwach und krank er aussieht. Auf der anderen Seite denke ich, dass es Freddie gut tat, dabei mitzuarbeiten, denn es bewies ihm, dass er noch immer dazu in der Lage war. Er liebte die Weste, die er bei den Aufnahmen anhatte. Sie war ein Geschenk von Joes Freund Donald McKenzie. Dieser hatte mit Joes Hilfe Fotos von Freddies sämtlichen Katzen zusammengetragen und einem Freund gegeben, der sie dann auf die Seide der Weste malte.
     
    Abgesehen von seinem Aussehen, zeigt sich Freddies geschwächte Gesundheit auch darin, dass er sich nicht bewegt. Sämtliche Performance-Videos der Band hatten den jeweiligen Kameramann in Verlegenheit gebracht, weil er krampfhaft versuchen musste, herauszufinden, wohin sich Freddie als nächstes bewegen würde. Bei diesem Video steht er einfach nur da. Aufgrund einer Wunde am Ballen seines rechten Fußes war es für ihn zu diesem Zeitpunkt mit schier unerträglichen Schmerzen verbunden, auch nur zu laufen. Die Wunde war verschorft und die Kanten waren verhärtet und drückten ihm ins Fleisch, sobald er den Fuß auch nur im Geringsten belastete. Tatsächlich hatte Jim Beach ein Trickfilm-Video in Auftrag gegeben, für den Fall, dass Freddie zu krank sein würde, um zu den Dreharbeiten zu kommen. Es sollte lange dauern, ehe dieses sehr schön gestaltete Video in Großbritannien zu sehen sein würde, aber letzten Endes war es natürlich bei Weitem keine sinnlose Investition.
     
    Freddie wusste von diesem „Notfall“-Video, und genau das überzeugte ihn schließlich davon, dass er noch ein allerletztes Mal vor die Kamera treten musste. Er verabscheute die Vorstellung, man könnte ihn als etwas in Erinnerung behalten, das für ihn lediglich eine Bleistiftzeichnung war — eine reine Comicfigur.
     

KAPITEL VIER
     
    Ich schätze, es muss für Freddie ganz selbstverständlich gewesen sein, dass er unmittelbar mit dem Artwork und dem Design rund um Queen zu tun hatte, wo er doch schließlich einen künstlerischen Hintergrund vorweisen konnte: Er hatte ein Diplom für Grafikdesign vom Ealing Technical College, wie es damals noch hieß. Ich muss allerdings ausdrücklich betonen, dass er sein Examen in
Grafikdesign
gemacht hatte. Er betrachtete sich selbst nicht als Künstler, zumindest nicht als einer mit Pinsel und Palette. Er wusste, dass er ein Künstler war, was seinen Gesang, seine Bühnenshow, seine Kompositionen und seine gestalterischen Fähigkeiten