Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
verpackt ist?
Bei allen Dingen, die alle vier von ihnen repräsentieren sollten, musste logischerweise auch die ganze Band einverstanden sein. Bei künstlerischen Entscheidungen riss Freddie allerdings gerne das Ruder an sich. Die Band mochte es, wenn Freddie den Design-Prozess in die Wege leitete, weil es dann eine gute Ausgangsbasis gab. Gelegentlich hatte einer der Übrigen eine Idee, die Freddie dann ausarbeitete, aber sie alle verließen sich auf sein Auge und sein Urteilsvermögen. Allerdings herrschte besonders bei den späteren Videos — den Meister-Videos — oft genug auch eine gewisse Beklommenheit vor, wenn die Dreharbeiten näher rückten, da sie sich fragen mussten, was sie wohl diesmal anziehen sollten und was er wohl diesmal von ihnen verlangen würde.
Das erste Album-Cover, bei dem ich dabei war, war das für
Hot Space.
Wegen des Albumtitels hatte Freddie das Wort „heiß“ als Ausgangsbasis im Hinterkopf. Das war der eigentliche Grund für die Farbgebung. Die Farben waren hell und kräftig und neben den anderen Alben im Regal kaum zu übersehen. Die damaligen Entwürfe entstanden im Hinblick auf die alten, etwa dreißig mal dreißig Zentimeter großen Hüllen für Vinyl-Platten. Auch wenn es bereits die ersten Compact Discs gab und diese sich immer größerer Beliebtheit erfreuten, bevorzugte Freddie doch die alten Vinyl-Scheiben, weil er bei ihnen mehr Platz zur Verfügung hatte. Bei den neuartigen CDs war alles klein, und das entsprach nun einmal nicht Freddies Naturell. Andererseits war er sich natürlich absolut darüber im Klaren, dass alles, was er für die 30 cm 2 große Hülle entwarf, auf das Kassetten-Format übertragen werden würde, und insofern war der Sprung zur CD nicht allzu groß. Das erklärt auch, warum die Cover, an denen Freddie auf die ein oder andere Weise mitgearbeitet hat, alle so überzeugend sind.
Er begann mit der Arbeit am
Hot Space-Cover
in seiner Suite im L’Ermitage in Los Angeles. Wegen des Titels wollte er „heiße“ Farben verwenden. Außerdem sollten alle Bandmitglieder einzeln abgebildet sein, damit die Leute sofort wussten, von wem das Album war, selbst wenn sie die Schrift aus der Ferne nicht lesen konnten. Es wurde ein Treffen vereinbart zwischen Freddie und Norm Ung, John Barr sowie Steve Miller, die von Elektra als künstlerische Leiter hinzugezogen worden waren. Freddie wusste, welche Farben er wollte — welches Rot, Blau, Grün und Gelb. Zu diesem Zeitpunkt war er sich noch nicht sicher, wie die einzelnen Bandmitglieder dargestellt oder durch welche Farbe sie jeweils repräsentiert werden sollten, abgesehen natürlich von der Tatsache, dass Rot seine persönliche Lieblingsfarbe war, wobei er gegen Gelb auch nichts einzuwenden hatte. Blau hingegen war nie sein Fall gewesen. Für die Freddie-Mercury-Rose, die seither gezüchtet wurde, waren Rot und Gelb daher auch die nahe liegendsten Farben.
Freddie hatte beschlossen, dass er für die Vorderseite von
Hot Space
keine Fotos verwenden wollte, denn er dachte, es sei schwierig, damit einen angemessenen Nachfolger für das Cover von
The Game
hinzubekommen, das so farblos gewesen war.
Verschiedene Ideen wurden diskutiert und schließlich kam der Einfall mit den vier Comic-Zeichnungen auf. Was Freddie wollte, waren klar erkennbare Züge — etwas, das die Fans in allen vier Porträts sofort zuordnen konnten. Von ihm stammte die Idee, dass die Haare das wesentliche Erkennungsmerkmal sein sollten, und genau das wurde vom Design-Team schließlich umgesetzt. Freddie Markenzeichen waren damals kurze Haare und der Schnurrbart.
Als die übrigen Bandmitglieder bei einem späteren Treffen die Comic-Zeichnungen präsentiert bekamen, waren sie meines Wissen nicht besonders beeindruckt davon. Nach einer Weile jedoch gefiel ihnen die Idee immer besser.
Man macht sich keine Vorstellung davon, wie viel Zeit bei jedem Album alleine mit dem Buchstaben „Q“ verbracht wurde. Der Stil musste allen gefallen und die Größe musste stimmen. Mitunter gab es endlose Diskussionen über ein paar Millimeter. Man muss sich nur einmal anschauen, wie sich das Q von einem Albumcover zum nächsten verändert. Ich habe nie in meinem Leben gehört, dass ein einzelner Buchstabe für so viel Aufregung gesorgt hätte. Aber das ist eben wahrer Perfektionismus. Es kam regelmäßig vor, dass Buchstaben auf durchsichtigen Folien in bis zu zehn verschiedenen Größen angefertigt wurden, von denen lediglich einer
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