Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
Stillleben von Früchten auf weißem Grund verziert war. Freddie brauchte eine derart gewaltige Vitrine, damit sie in dem Raum überhaupt zur Geltung kam. Wir fanden sie in Chelsea, nachdem wir verschiedene Antiquitätenhandlungen in ganz London durchstöbert hatten. Sie stammte aus einem großen Geschäft, war also nicht unbedingt für irgendein Wohnzimmer gedacht gewesen, aber dennoch war sie genau das richtige Möbel. Terry Giddings und ich nahmen die Polaroid-Kamera und fotografierten die Vitrine von allen Seiten. Die Fotos gaben wir so schnell wie möglich Freddie, damit er seine Entscheidung treffen konnte. Er sagt auf Anhieb, er wolle sie haben, aber erst nachdem sie restauriert worden wäre und sich in einem angemessen Zustand befände. Der Laden polsterte sie aus, überprüfte und verstärkte den inneren, separaten Rahmen, der die Glasplatten halten sollte, auf denen das kostbare Porzellan aufbewahrt werden würde. Schließlich wurde die Vitrine in zwei Teilen angeliefert, die von vier kräftigen Männern getragen wurden. Der schwierigste Teil ihrer Reise vom Lieferwagen bis ins Wohnzimmer war die Passage durchs Gartentor, die erst dann funktioniert, als der 45 Zentimeter hohe Teil mit der Schublade am unteren Ende der Vitrine entfernt worden war. Natürlich überwachte Freddie bei ihrem Eintreffen aufgeregt jeden einzelnen Zentimeter des Weges.
„Ein Stück höher … Oooh! Vorsicht mit der Tür … etwas tiefer!“
Das andere Möbelstück im Wohnzimmer war angeblich um die Jahrhundertwende in der Manufaktur Majorelle entstanden. Es war ein Schrank aus unpoliertem Walnussholz mit großartigen eingebauten Stützpfeilern, die ihn zu tragen schienen und sich vom breiteren Boden bis zur schmaleren Oberseite hinzogen.
Der Boden war mit Teppichen ausgelegt, während das Podest wiederum im edlen Preußischblau gehalten war.
Verschiedene französische Beistelltische standen dort, wo an den Wänden gerade Platz war. Es waren Nachbauten aus viktorianischer Zeit von Originalen aus dem 18. Jahrhundert, und auf jedem von ihnen stand irgendeine kostbare Vase oder ein anderes Dekorationsobjekt. Einen Ehrenplatz nahm eine Lampe von Tiffany in Gestalt von fünf Lilienblüten ein, die auf einer Kommode stand, in der Freddie seine Fotosammlung aufbewahrte. Auf dem Fensterbrett standen große Vasen von René Lalique und der Fabrik Daum, so dass das Außenlicht ihre Farben bestmöglich zur Geltung bringen konnte — alles, von leuchtendem Orangerot mit goldenen Blättern, das irgendwie auf reich verzierte Vasen in kräftigem maritimem Blau und Grün aufgetragen worden war, bis hin zu ganz schlichten, kristallklaren Tönen.
Die Wände waren in Wickeltechnik gestrichen: Zwei Schichten von teefarbenem Gelb und ein Schlussanstrich mit dunklem Firniss verliehen ihnen eine antike Ausstrahlung. Daran fand sich eine Vielzahl von Bildern. Auch hier hatte Freddie eine Serie von Dalí-Drucken aufgehängt, diesmal mit verschiedenen Figuren aus der griechischen Mythologie. Ob er wohl unbewusst eine Vorliebe für Katalanen hatte? Viele seiner liebsten Künstler stammten aus Katalonien — Gaudi, Picasso, Dalí, Miró und Montserrat. Dazwischen hingen große viktorianische Ölbilder. Er bevorzugte Abbildungen von Menschen an Stelle von Landschaftsbildern oder Stillleben. Über der Feuerstelle hing ein Druck von Chagall, und in einer Ecke des Raumes hatte Freddie sich einen weiteren seiner Wunschträume erfüllt, indem er ein wundervolles Frauenporträt von Tissot aufgehängt hatte — einem Präraffaeliten.
Freddie hasste es, wenn ein Raum von oben beleuchtet wurde, und so hatte er überall unzählige Tischlampen von Tiffany, Galle und dergleichen verteilt, die man alle einzeln einschalten konnte. Dadurch konnte Freddie je nach Bedarf genau die Teile des Raumes erhellen, die gerade benutzt wurden.
Wenn man das Wohnzimmer durch den Haupteingang betrat, fiel einem unweigerlich ein lebensgroßes gerahmtes Kleid ins Auge, das an der gegenüberliegenden Wand beim Fenster hing. Es handelte sich um das Kostüm, das Montserrat Caballe getragen hatte, als sie in der Rolle der Lucrezia Borgia erstmals weltweit als Sängerin für Aufsehen sorgte. Montserrat hatte es Freddie geschenkt, und obwohl er es nach seinem Tod mir hinterlassen hatte, befindet es sich nun wieder im Besitz von Montserrat selbst. Ein echtes Wanderkleid!
So war das Wohnzimmer also gleichzeitig der größte Raum im Haus und dennoch ein sehr
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