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Freddy - Fremde Orte - Blick

Freddy - Fremde Orte - Blick

Titel: Freddy - Fremde Orte - Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Begeisterung eines kleinen Jungen, der eben ein Geheimfach in seinem Schreibtisch entdeckt hatte und eine jahrhundertealte Schatzkarte hervorzog. Dr. Andô blieb skeptisch.
    „Sagt euch der Begriff ‚Subliminal’ zufällig etwas?“, wollte Takase mit schwerer Zunge wissen.
    Es war eine anmaßende Frage, typisch für Takase. Für einen Filmsammler von Miuras Format gehörte so etwas genauso zum Grundwissen wie für den Psychiater Andô. Obgleich das Thema „Subliminals“ in Japan längst nicht so populär war wie im von Verschwörungstheorien überquellenden Amerika, konnten die meisten Menschen mit dem Begriff doch etwas anfangen. Gerade in Filmen ließen sich auf unterschiedlichste Weise verborgene Botschaften unterbringen. Die einfachste Methode war es sicher, ein Einzelbild in den Filmablauf einzufügen. Da dieses Bild nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen war, nahm es der menschliche Geist nicht bewusst wahr. Ob er sich dennoch von dem Inhalt der Botschaft beeinflussen ließ, hatte die Psychologie bisher nicht abschließend klären können. Viele Menschen hielten es für denkbar und fürchteten sich vor den Möglichkeiten dieser Technik, doch der Beweis war noch nicht erbracht.
    Der Film – ihr Film – sollte Subliminals enthalten? Das war neu.
    „Was hast du herausgefunden?“, fragte Miura atemlos.
    Takase legte den Film vor ihnen auf den Tisch. Er war auf zwei Spulen verteilt, etwa zu gleichen Teilen, und Miura besah sich das Stück, das zwischen den Spulen lag.
    Kaum hatte er einen Blick darauf geworfen, schüttelte er den Kopf. „Das ist unmöglich.“
    „Ja“, meinte Takase. Er begriff offenbar nicht, was das Wort „unmöglich“ ausdrücken wollte. Es schien, als fühle er sich davon bestätigt.
    Dr. Andô drängte sich neben Miura (vorsichtig, um den Mann nicht zu verärgern) und sah sich den Film selbst an. In dem Streifen gab es Fremdbilder – solche, die nicht hineingehörten. Sie zeigten alle die rothaarige Frau. Er nahm sich die Zeit und zählte. Die Bilder tauchten nicht ganz regelmäßig auf. Jedes fünfte bis achte Bild enthielt die Frau. Und es folgten niemals mehrere davon aufeinander, was es unmöglich machte, sie bei laufendem Film zu sehen. Ein Super 8-Film lief gewöhnlich mit einer Frequenz von 18 Bildern pro Sekunde; ein single frame wurde also nur 55 Millisekunden lang angezeigt, viel zu kurz für das menschliche Gehirn, um sich eine klare Erinnerung daraus zu formen.
    Andô verwirrte diese Entdeckung nicht nur – sie empörte ihn geradezu. „Wenn ihr mir gestattet hättet, den Film selbst zu untersuchen, wäre mir das längst aufgefallen.“
    „Reg dich nicht auf“, sagte Miura. „Mir wäre das auch aufgefallen. Das ist es ja, was daran so unmöglich ist. Als ich den Film damals kaufte, habe ich ihn zuerst Bild für Bild durchgesehen, ehe ich ihn Takase gab. Diese Bilder waren nicht darin enthalten.“
    „Takase hat sie eingefügt?“ Andô warf die Spulen auf den Tisch zurück, als handle es sich bei dem Film um eine wertlose Imitation.
    „Ihr könnt euch davon überzeugen, dass der Film echt ist“, meinte Takase mit einer unnatürlichen, trägen Ruhe, aus der der Alkohol sprach. „Ich habe nur an einer Stelle ein Bild herausgeschnitten. Sonst werdet ihr keine Schnitt- und Klebespuren finden.“
    Andô verstand nicht, was er damit sagen wollte. Irgendwie mussten die Bilder doch hineingekommen sein. „Miura hat sich also geirrt?“
    „Auf keinen Fall“, erwiderte Takase. „Auch ich habe den Film schon oft Bild für Bild durchgenommen. Am Anfang gab es diese Subliminals noch nicht. Sie kamen erst später hinein.“
    Andô versteifte sich. „Ja, schön, aber das ist doch …“
    „Was haben sie zu bedeuten?“ Miura nahm den Film wieder an sich, drehte die Spulen und verfolgte, wie die winzigen Bilder der rothaarigen Frau immer wieder auftauchten.
    Takase zuckte mit den Achseln. „Sie beginnen kurz vor der Mitte des Films und bleiben fast bis zum Schluss. Am Anfang und am Ende gibt es sie nicht.“
    „Diese Frau muss irgendwie Eingang in den Film gefunden haben“, meinte Andô verstört. „Aber wie?“
    Takase erhob sich ächzend, schnappte sich das Einzelbild, das er herausgeschnitten hatte, und legte es in einen Projektor ein. Überlebensgroß wurde es auf die Leinwand geworfen, die zu einem festen Bestandteil der Einrichtung geworden war. Die Rothaarige war noch sehr jung, um die Zwanzig vielleicht, und hübsch. Ihre grünen Augen wirkten frisch

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