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Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica - sTdH 6
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Feuer in Frieden und gehen Sie zu Lady Godolphin und bitten Sie sie
darum.«
    Frederica
machte einen Knicks und ging den Korridor entlang zum Schlafzimmer von Lady
Godolphin, an dessen Tür sie klopfte. Sie war so müde, daß es ihr ganz
gleichgültig war, ob Lady Godolphin sie erkannte oder nicht.
    »Herein«,
rief eine heisere Stimme.
    Frederica
betrat das Zimmer.
    Die
Fensterläden waren geschlossen, und Lady Godolphins massiges Bulldoggengesicht
schien im Dunkeln zu schwimmen. Frederica erinnerte sich voller Angst daran,
daß Lady Godolphin mit der Dienerschaft ziemlich willkürlich umsprang.
    Frederica
hüstelte leise.
    »Wenn es
Mylady recht ist, dann würde sich Lady James gerne eine Polierscheibe für ihre
Fingernägel ausleihen.«
    »Ach, sie
ist hier?« wollte Lady Godolphin wissen. »Ich hätte gedacht, daß ein Mann von
Pemburys Geschmack allmählich genug von diesem vulgären Weibsbild hat. Sie kann sie
nicht haben. Ich lasse es nicht zu, daß etwas von mir von dieser Hure von
Babbyling versauert wird. Das können Sie ihr sagen.«
    »Sehr wohl,
Mylady.« Frederica hatte bereits gelernt, daß es die Aufgabe eines Dieners war,
Botschaften so genau, wie es die Höflichkeit zuließ, zu übermitteln.
    Mit
steinerner Miene sagte sie deshalb zu Lady James: »Lady Godolphin weigert sich,
Ihnen ihre Polierscheibe zu leihen. Lady Godolphin sagt, Sie könnten sie
versauern.«
    »Ich nehme
an, dieses ungebildete Frauenzimmer meint ›versauen‹. Richten Sie ihr
aus, daß ich mich geirrt habe. Ich will mit ihren Sachen nichts zu tun haben.
Ich habe nicht das Bedürfnis, ihre Läuse zu beherbergen.«
    »Sehr wohl,
Mylady.«
    Und
Frederica ging zurück.
    »Lady James
bittet darum, Lady Godolphin in Kenntnis davon zu setzen, daß sie sich geirrt
hat und nichts will, was Mylady gehört, da sie nicht das Bedürfnis hat, die
Läuse von Mylady zu beherbergen.«
    »Ich habe
keine Läuse, aber wenn ich welche hätte, wäre es immer noch besser als
Syphilis.«
    Frederica
riß entsetzt die Augen auf.
    »Gehn Sie
und sagen Sie ihr das, Mädchen.«
    Wieder in
Lady James' Zimmer, blickte Frederica angestrengt nach oben und sagte: »Lady
Godolphin läßt grüßen und sie ist nicht verlaust, aber nichtsdestoweniger hätte
sie lieber Läuse als Syphilis.«
    »Dann sagen
Sie ihr, falls sie sich fragt, warum sie dieser alte Trottel Colonel Brian noch
nicht zum Traualtar geführt hat, dann liegt das daran, daß er eine jüngere
Schnepfe hat.«
    Frederica
schlich kreuzunglücklich zu Lady Godolphin zurück und überbrachte ihr die
Botschaft.
    »Follikel!«
schrie Lady Godolphin. Sie ergriff eine große Hutnadel und marschierte zur Tür.
»Kommen Sie mit, Mädchen«, sagte sie mit einem Blick auf Frederica zurück.
    Frederica
folgte der watschelnden Gestalt Lady Godolphins.
    Diese riß
die Tür zu Lady James' Schlafzimmer auf und stürzte hinein, die glänzende
Hutnadel in der Hand. Lady James streckte blitzschnell ein Bein vor. Lady
Godolphin fiel darüber und plumpste mit wildem Geschrei zu Boden. Sie drehte
sich um und schlug ihre Zähne, beziehungsweise das, was von ihnen noch übrig
war, in Lady James' Knöchel. Daraufhin begann Lady James laut zu schreien, und
in kürzester Zeit war der Korridor voller neugieriger Gäste und ängstlicher
Dienstboten.
    Plötzlich
teilte sich die Menge, und die große Gestalt des Herzogs von Pembury bahnte
sich einen Weg in das Zimmer. »Was hat diese Balgerei zu bedeuten?« stieß er
hervor.
    Lady
Godolphin setzte sich auf. »Dieses Flittchen hat mich beleidigt«, klagte sie
und rückte ihre knallrote Perücke zurecht. »Warum schicken Sie sie nicht
geradewegs nach Seven Dials zurück, wo Sie sie aufgelesen haben?«
    Seven
Dials war Londons
berüchtigtster Slum, berühmt für seine Prostituierten.
    Lady James
wandte dem Herzog ihre tränenfeuchten blauen Augen zu: »Sie hat mich beleidigt
und dieses Dienstmädchen aufgehetzt, unverschämt zu mir zu sein.«
    Die
schwarzen Augen des Herzogs glitten nachdenklich an Frederica hinab.
    Mr. Smiles
kam devot herbeigeschlichen. »Einer von meinen Bedienten unverschämt? Du liebe
Güte, das können wir nicht durchgehen lassen. Sarah ist ein neues Mädchen in
der Probezeit. Wenn sie Mißfallen erregt hat, werde ich sie fristlos
entlassen.«
    »Ich habe
nur erledigt, was mir aufgetragen wurde«, sagte Frederica verzweifelt.
    »Und
vermutlich ist sie außerdem eine Diebin«, schniefte Lady James. »Was sie da in
der Tasche hat, ist ein Buch.«
    »Ein Buch«,

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