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Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica - sTdH 6
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Ein sanfter goldener Schein breitete sich in dem Raum aus.
Er hatte zwei Öllampen angezündet, die auf Tischen zu beiden Seiten des Kamins
standen. Eine Karaffe stieß an ein Glas. O Gott, er goß sich ein Glas Wein ein.
Er hatte offenbar vor, stundenlang dazubleiben.
    »Wer sich
auch immer hinter meinem Stuhl verbirgt«, sagte der Herzog, »kann genausogut
hervorkommen. Sie spiegeln sich nämlich im Glas der Bücherschränke.«
    »Wuuuuuh«,
wehklagte Frederica. »Wuuuuuh. Wuuuuuh. Wuuuuuuuuh!«
    »Seien Sie
nicht albern«, sagte der Herzog. »Ich glaube nicht an Geister.«
    Unglücklich
stand Frederica auf.
    »Das ist
schon besser. Kommen Sie her, damit ich Sie sehen kann.«
    Frederica
stellte sich vor ihn hin.
    Er hatte
einen schwarzen Abendanzug an. Sein Gesicht sah hart und böse aus über der
schneeweißen Kaskade seines Jabots. In den Falten glänzte und blitzte ein
großer Smaragd. Er trug Kniehosen, und seine langen muskulösen Beine steckten
in weißen Seidenstrümpfen mit goldenen Verzierungen an den Seiten.
    »Wer sind
Sie?« fragte er.
    »Sarah
Millet, Kammermädchen von Euer Gnaden«, sagte Frederica jammervoll.
    »Und was
tun Sie in meiner Bibliothek, Kammermädchen Sarah Millet?«
    »Ich hatte
den Eindruck, daß über dem Tisch dort eine Spinnwebe hing«, antwortete
Frederica in ihrer Verzweiflung, »deshalb wollte ich sie wegmachen.«
    »Wollten
Sie sie mit dem Buch, das Sie da so wirkungslos unter ihrem Tuch verstecken
wollen, wegwischen?«
    »Es tut mir
leid«, flüsterte Frederica. »Ich konnte nicht schlafen.«
    »Geben Sie
mir das Buch.« Er streckte seine Hand aus. Frederica überreichte es ihm.
    »Ah!«
bemerkte er. »Die ausgezeichnete Miß Burney oder Mrs. D'Arblay, wie sie jetzt
heißt. Ich bin ihr einmal begegnet. Sie war bezaubernd.«
    »Darf ich
jetzt gehen, Euer Gnaden?« fragte Frederica.
    »Nein, Sie
dürfen nicht. Sie sehen einem Schulmädchen, das ich vor ein paar Tagen
kennenlernte, bemerkenswert ähnlich. Nicht nur das, Sie drücken sich gut aus,
und Ihr Nachthemd ist aus feinstem indischen Musselin.«
    »Ich hatte
viel Glück mit meiner letzten Stellung«, sagte Frederica und versuchte, nicht
so deutlich zu sprechen. »Die Herrin hat mir ja so viel geschenkt.«
    »Einschließlich
der Vorliebe für Romane?«
    »Ja, Euer
Gnaden, wenn es Euer Gnaden gefällt.«
    Frederica
erschauerte unter seinem erbarmungslosen Blick. Das Feuer schien ihm ins
Gesicht und in seinen schwarzen Augen tanzten zwei kleine rote Flammen.
    »Sie sind
fast noch ein Kind«, sagte er halb zu sich selbst. »Ab ins Bett mit Ihnen und
betreten Sie meine Bibliothek ja nicht wieder ohne meine Erlaubnis! Sie können
Miß Burney mitnehmen.«
    »Oh, vielen
Dank«, brachte Frederica mühsam hervor. Sie nahm das Buch und hob dann ihre
Kerze auf.
    »Zünden Sie
sie an«, befahl er barsch. Frederica entzündete die Kerze am Feuer.
    »Wird ...
wird Mr. Smiles etwas erfahren, Euer Gnaden?« fragte sie.
    »Dieses Mal
nicht«, sagte er.
    Frederica
lächelte plötzlich ihr bezauberndes, unwiderstehliches Lächeln. Dann wandte
sie sich ab und huschte aus dem Zimmer. Sie zog die Türe leise hinter sich zu.
    »Da hab'
ich also einen Ausreißer in meinem Haus«, dachte der Herzog verdrießlich. »Wie
sie wohl heißt? Erst Armitage, jetzt Millet. Am besten wird es wohl sein, wenn
ich Smiles morgen anweise, sie nach Hause zu schicken.«
    Aber am
nächsten Tag trafen die Gäste ein, und der Herzog vergaß Miß Millet-Armitage
zunächst wieder.
    »Weg!«
rief Hochwürden
Charles Armitage aus. »Meine Frederica ist abgereist? Aber ich habe keinen
Brief geschickt. «
    »Sie hat
ihn mir aber gezeigt«, antwortete Miß Grunton. »Sie hat mir gesagt, daß er
einem Brief von Mr. Radford beigefügt war. Ich sollte für sie eine Postkutsche
mieten und sie auf der Stelle nach Hause schicken.«
    »Ihr Hirn
ist nicht größer als das einer Henne«, wütete der Pfarrer. »Haben Sie sich
nicht gefragt, warum meine eigene Tochter eine Kutsche mieten sollte? Und warum
ich sie ohne Mädchen reisen lasse?«
    »Genug
jetzt«, schnitt Lord Sylvester die Unterhaltung ab. »Von wem haben Sie die
Kutsche gemietet, Miß Grunton?«
    »Aus Johns
Stall«, sagte Miß Grunton. »Sie dürfen mir keine Vorwürfe machen, Mylord. Wenn
Miß Armitage sich auf das Fälschen von Briefen verlegt hat, dann hat sie das
ganz sicher nicht hier gelernt!« Sie schaute den Pfarrer giftig an.
    »Kommen
Sie, Mr. Armitage«, sagte Lord Sylvester. »Wir wollen herausfinden, wohin

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