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Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica - sTdH 6
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dem Herzog von Pembury schmerzte. Während sie seine
Geliebte gewesen war, hatte ihr die Gesellschaft geschmeichelt und sie hofiert.
Sobald die Affäre vorüber war, wurde es nur zu klar, daß sie trotz ihres Titels
als Angehörige der Halbwelt betrachtet wurde. Lady James sehnte sich jetzt fast
genauso heftig nach Ansehen wie nach Geld und Juwelen. Als die Einladung nach
Hatton Abbey gekommen war, hatte sie gehofft, daß er nicht nur ihre Beziehung
wiederbeleben wolle, sondern ihr vielleicht sogar einen Heiratsantrag machen
würde. Vor ihrem Verhältnis mit dem Herzog war Lady James immer diejenige
gewesen, die eine Beziehung beendet und sich am bleichen Elend ihrer
abgewiesenen Liebhaber geweidet hatte. Sie hatte eigentlich nicht wieder
heiraten wollen. Jetzt war ihr
nichts wichtiger als zu heiraten.
    Lady James
ließ ihre Wut an den Bedienten in der Poststation aus, in der sie ihre Reise
nach London unterbrach.
    Sie tobte,
als sich herausstellte, daß kein Privatsalon mehr frei war. Sie wütete, daß sie
nicht im allgemeinen Speisesaal essen würde. Während sie den armen Wirt
herunterputzte, ging ein hochgewachsener Gentleman den Korridor entlang, dessen
Aufmerksamkeit durch ihr Geschimpfe, das bei offener Tür stattfand, erregt
wurde.
    Er betrat
das Zimmer. »Darf ich Ihnen meine Dienste anbieten, Madam?« fragte er. »Ich
habe einen Privatsalon. Sie sind darin willkommen oder, sagen wir es so, Sie
würden mir eine große Ehre erweisen, wenn Sie zum Dinner mein Gast sein
würden.«
    Lady James
lächelte verführerisch. Der Mann sah gut aus und war gut angezogen, und sie
brauchte dringend einen Beweis, daß ihre Anziehungskraft so mächtig war wie eh
und je.
    »Ich bin
entzückt... Mr. ...?«
    »Wentwater«,
sagte der Mann. »Guy Wentwater, zu Ihren Diensten. «
    Vielleicht
fühlte der Pfarrer
von St. Charles und St. Jude, Hochwürden Charles Armitage, den Verlust seines Ansehens
ebenso schmerzhaft wie Lady James.
    Frederica
hatte ihm ziemlich verschreckt und zurückhaltend ›Auf Wiedersehen‹
gesagt und es ganz deutlich gemacht, daß sie lieber in einem Haus mit lauter
Fremden blieb als mit ihrem Vater nach Hopeworth zurückzukehren.
    Als Mrs.
Armitage noch lebte, waren die Affären des Pfarrers kurz und diskret gewesen.
Aber Sarahs kraftvolle Jugendlichkeit und ihr blühendes Aussehen hatten ihn
alle Diskretion vergessen lassen.
    Da er in
Lord Sylvesters Kutsche nach Hatton Abbey gereist war, mußte ihn nun John
Summer mit seiner Kutsche abholen und ihn nach Hause fahren.
    Der Pfarrer
hörte die Erzählung von Sarahs Treulosigkeit mit einer Mischung aus Ärger und
Erleichterung. Er war erleichtert, daß er jetzt eine wirklich triftige
Entschuldigung hatte, um Sarah loszuwerden. Aber er war auch wütend darüber,
daß dieser alte Dorn im Auge der Armitages, Guy Wentwater, die Kaltblütigkeit
gehabt hatte, zurückzukommen.
    Guy
Wentwater hatte Annabelle den Hof gemacht, aber als die Armitages herausfanden,
daß er ein Sklavenhändler war, hatten sie ihm Hausverbot erteilt, und der
Pfarrer hatte ihn schließlich buchstäblich aus der Grafschaft gejagt. Er war
zurückgekehrt, um sein Glück mit Carina zu versuchen, war aber gescheitert.
Carina hatte ihn zum Narren gehalten. Er war dann nach Amerika gegangen,
nachdem er seinen Spießgesellen Silas Dubois durch einen Kopfschuß getötet
hatte. Da Dubois des versuchten Mordes angeklagt war, faßte man die Sache als
Notwehr auf, und Wentwater war als Held nach Amerika abgereist. Dem Pfarrer
bereitete es jetzt eine grimmige Befriedigung, daß Wentwater nun auch nicht
mehr auf eine Ehe mit Emily hoffen konnte. Sir Edwin hatte die Klagen seines
Bruders über Guy Wentwater immer überhört. Jetzt mußte er ihnen wohl oder übel
Aufmerksamkeit schenken.
    Als sie
Hopeworth erreichten, widerstrebte es dem Pfarrer, direkt ins Pfarrhaus zu
gehen, wo Sarah von Mrs. Hammer eingesperrt in ihrem alten Zimmer saß. Sein Gewissen,
in Gestalt von Squire Radford, regte sich mächtig in ihm. Es war besser, diese
Begegnung erst hinter sich zu bringen. Außerdem brauchte er die Unterstützung
des Squires.
    John Summer
fuhr mit der Kutsche weiter zum Pfarrhaus, und Ram, der indische Diener des
Squires, ließ den Pfarrer in die Halle des gemütlichen Landhauses des Squires
ein. Der Squire selbst war in der Bibliothek. In einem altmodischen Chintzrock
und Kniehosen saß er in einem Sessel mit hoher Rückenlehne.
    »Setz dich,
Charles«, sagte er in sanftem Ton. »Wir haben viel zu

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