Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica - sTdH 6
Vom Netzwerk:
die Dienstmädchen aufs Kreuz.«
    »Wer sagt
denn, daß ich mit Sarah geschlafen habe?« wollte der Pfarrer wissen.
    »Ich nehme
an, mittlerweile jeder zwischen Hopeworth und Hopeminster«, funkelte ihn Lady
Godolphin zornig an.
    Der Pfarrer
begann seine Unschuld heftig zu beteuern. Frederica stand wie betäubt da. Sie
wäre am liebsten mit Lord Sylvester nach London gefahren und bei Minerva
geblieben. Aber Minerva brauchte Ruhe. Und Freddie, so ängstlich sie sonst war,
fürchtete sich nicht mehr vor Lady Godolphin. Es war nachgerade unmöglich, sich
vor einer Dame zu fürchten, die sich so erbittert für einen einsetzte. Sie
wußte auch nicht, was sie von der unerwarteten Großherzigkeit des Herzogs
halten sollte. Sie wußte nur, daß sie bei all den verwirrenden Gedanken ein
zärtliches Gefühl überkam.
    Der Herzog
wußte selbst nicht, was er von seiner Großherzigkeit halten sollte. Während
sich Lady Godolphin und Mr. Armitage weiterzankten, betrachtete er die kleine,
verschreckte Frederica und fragte sich, was wohl in ihn gefahren war, einem
Schulmädchen und dieser gräßlichen, ungebildeten Person, die immer alle Wörter
durcheinander brachte, sein Haus und seine Begleitung anzubieten.
    Frederica
fühlte sich sehr kindlich, wie sie da stand und zuschaute, während die
Erwachsenen leidenschaftlich über Dinge stritten, die über ihr unschuldiges
Verständnis hinausgingen. Sie
wußte nur, daß sie Sarah nicht als Stiefmutter wollte.
    »Ich muß
doch darum bitten, daß Sie sich jetzt beherrschen«, sagte der Herzog
schließlich, und seine kalte Stimme unterbrach schneidend das Gezanke.
    Der Pfarrer
und Lady Godolphin waren auf der Stelle still.
    »Ich
möchte, daß die Angelegenheit jetzt irgendwie geregelt wird«, warf Lord
Sylvester ein. »Ich bin schon viel zu lange von meiner Frau weg. Frederica. Was
meinst du? Willst du hier bleiben?«
    Frederica
schaute den Herzog an. Aber er sah nicht zu ihr herüber. Er stand da, den Arm
auf dem marmornen Kaminabsatz, und schaute ins Feuer. Wenn sie mit Lord
Sylvester zurückkehrte, konnte sie sicherlich dabei helfen, Minerva zu pflegen.
Auf der anderen Seite waren Lord Sylvester und Minerva so sehr ineinander
verliebt, daß jede weitere Person wie ein Eindringling wirkte. Der Herzog
schaute Frederica an und lächelte, wobei seine Augen die ihren für einen kurzen
Augenblick festhielten.
    »Ja«, sagte
Frederica atemlos. »Ja, ich will mit Lady Godolphin hierbleiben.«
    »Ich denke,
Sie können mir die Sache beruhigt überlassen«, meinte der Herzog von Pembury.
»Miß Armitage wird unter meiner Obhut kein Leid geschehen.«
    Die
schwarzen und die grünen Augen begegneten sich und hielten einander stand, als
der Herzog und Lord Sylvester sich gegenseitig abschätzten. Dann lächelte Lord
Sylvester plötzlich. »Ja«, sagte er. »Ich glaube auch, daß ich
Frederica unbesorgt hierlassen kann.«
    Lady Caroline James hatte sehr schlechte Laune. Ohne sie direkt zu bitten, abzureisen, hatte
der Herzog doch deutlich zu erkennen gegeben, daß ihre Einladung ein Irrtum
gewesen sei und daß er sicher sei, daß sie nicht angenommen hätte, wenn sie
das gewußt hätte.
    Trotzdem
hatte sie ernsthaft gehofft, die Gefühle des Herzogs wiederbeleben zu können,
aber Lady Godolphin hatte einen weiteren Aufenthalt durch ihre lautstarken, vulgären
Bemerkungen unmöglich gemacht.
    Außerdem
war da dieses schmächtige Ding. Lady James konnte Frederica Armitage nicht
ausstehen und machte sie für ihren erzwungenen Abschied verantwortlich. Das Mädchen
hatte sich unter falschem Namen als Kammermädchen ausgegeben, und als man ihr
die Maske heruntergerissen hatte, hatte sie im Herzog ritterliche Gefühle
erweckt, deren Existenz bisher niemand vermutet hätte, statt daß er sie mit
Schimpf und Schande davongejagt hatte.
    Hätte der
Herzog nicht den Entschluß gefaßt, angesichts der farblosen Miß Armitage den
Heiligen zu spielen, wäre er sicherlich ihren unbestreitbaren Reizen mit neuen
Gefühlen der Zuneigung begegnet.
    Immerhin
war Lady James klug genug, nicht an einem Ort zu bleiben, der ausgesprochen
ungünstig für ihr Ansehen war. Sie nahm deshalb anmutig und liebevoll
Abschied, und das gelang ihr so gut, daß sie der Herzog zum ersten Mal
anlächelte und in herzlichem Ton sagte, daß er hoffe, sie in der Hauptstadt
besuchen zu können. Lady James' Selbstwertgefühl war dennoch schwer
angeschlagen. Erst jetzt wurde ihr ganz klar, wie sehr sie das Ende ihrer
einträglichen Affäre mit

Weitere Kostenlose Bücher