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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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alle Gäste des Waschsalons liegen. Nur Frederikes Schatten, den sah er nicht mehr. Hatte wirklich Frederike zum Hörer gegriffen?
    Kain hörte Schritte. Isabell presste ihre Lippen aufeinander, verbiss sich offensichtlich das Schreien. Es gelang ihr nicht ganz. Ein Wimmern blieb übrig. Dann sah Kain die Stiefel in der Lache. Kleine Tropfen spritzten ihm übers Gesicht. Die dicken Sohlen blieben im Wasser stehen. Die Beine gingen vor ihm in die Hocke. Dann sah Kain einen linken Arm auf den Knien. Sehnig. Die Venen traten drauf dick hervor. Die Maske rutschte in sein Gesichtsfeld. Die Lippen grinsten. Die rechte Hand setzte ihm die Pistole auf die Stirn.
    »Gleich bist du tot.« Die Lippen imitierten geräuschvoll einen Schuss. »Das geht ganz einfach. Dann ist’s vorbei.«
    Die Maske wedelte mit der Pistole vor seinem Gesicht, dann setzte der Kerl sie erneut an. Kain zweifelte keinen Moment, dass er auch abdrücken würde. Die Typen hatten nichts zu verlieren. Durch die Jalousien erkannte Kain Blaulicht. Ab und an klopfte es an den Scheiben. Rufe hallten von der Straße herein. Sie blieben ihm unverständlich. Die Masken reagierten nicht darauf. Das Telefon schrillte. Keiner nahm ab.
    »Wie lang willst du noch den Helden spielen?«
    »Ich?« Kains Stimme klang ihm selbst fremd. »Ich bin kein Held.« Aber genau darauf würden jedoch die anderen bauen, die seine Vergangenheit kannten. Isabell. Frederike. Der Koch. Kain hatte Geiselnahmen erlebt. Erinnerte sich an Bankräuber, die einen Jungen entführten. Damals waren Bomben explodiert. Jetzt war er die Geisel und sah keine Chance, die Lage zu ändern. Er lag wie alle anderen auf dem Boden des Waschsalons.
    »Du bist ein Held. Wer so die Handkante schwingt, ist ein Held. Und solche Helden können wir nicht einfach hier liegen lassen. Sie planen ihre Befreiung. Nur daran denken sie. Nur daran.«
    Die Worte klangen wie aus einem Film mit Bruce Willis, aber es war keine Ironie in der Stimme. Die roten Lippen lächelten nicht. Die Eckzähne im geöffneten Mund waren groß und spitz wie bei einem Tier. Kain erkannte leichten Bartwuchs, blond, weich, kaum rasiert. Kain sah eine Narbe an den echten Lippen des Kerls. Der drückte die Pistole auf seine Stirn. Wenn er länger in dieser Stellung verharren müsste, würde er Genickstarre bekommen, dachte Kain. Seine Nackenmuskeln begannen zu schmerzen.
    »Helden können einem alles versauen. Was tun wir dagegen?«
    Jetzt war die Pistole unter seinem Kinn und schob den Kopf noch höher. Kain versuchte, mit den Schultern zu zucken. Die Maske konnte den Krampf nicht deuten.
    »Aufstehen!«
    Das war ein Befehl. Kain erhob sich, immer die Pistole vor seinen Augen. Isabell konnte ihr Schreien nicht mehr unterdrücken. Es klang wie eine Sirene, die ständig an Lautstärke zunahm. Das Telefon schrillte.
    »Heb ab und leg auf!«
    Kain sah Frederike hinter der Theke zum Hörer greifen. Sie lebte. Auch sie hatte schreckgeweitete Augen. Eine zweite Maske stand vor der Hintertür und hielt die anderen Geiseln in Schach. Er war kleiner und schmächtiger als der, der ihn bedrohte. Die Pistole an seiner Stirn dirigierte ihn hinter die Säule. Kain dachte krampfhaft daran, wie er die Situation friedlich zu Ende bringen konnte. Er fand keine Lösung. Die Kollegen draußen würden auf Verhandlungen setzen, hoffen, dass die Kidnapper die Nerven behielten und irgendwann Verhandlungsbereitschaft signalisierten. Die Masken im Waschsalon dachten nicht daran.
    Isabell kreischte. Das Wimmern weiterer Geiseln wurde lauter. Das Telefon schrillte. Abrupt wendeten sich die Lippen und knallten Isabell die Pistole zwischen die Zähne. Blut lief ihr aus dem Mund und vermischte sich mit der Urinlache.
    »Strick!« Frederike begriff nicht, dass die Aufforderung ihr galt. »Darf ich Frau Wirtin um einen Strick bitten?« Hätte die Maske hinter der Theke gestanden, wäre seine Faust auch in Frederikes Gesicht gelandet, da war sich Kain sicher.
    Frederike nickte und begann hektisch in den Fächern unter der Theke zu suchen. Kain hatte noch niemals einen Strick oder eine Leine darin gesehen. Frederike hielt Klebeband in die Höhe: »Geht vielleicht auch das?«
    Kain wurde auf einen Sitz am Personaltisch gezwungen. Die Maske winkte Frederike, näher zu treten. Sie war schnell bei ihm. »Du bindest ihn an diesem Stuhl fest!«
    Frederike rollte das Band ab, band seinen rechten Arm an die Lehne, danach den linken.
    »Die Füße!«
    Frederike funktionierte. Kain verstand

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