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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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verlangten. Er war zwar anderer Meinung, alles in seinem Leben hatte Zeit. Gerade jetzt als Rentner. Tommi, Frederike und Kain hatten ihn dennoch überzeugt: Mein weiß ja nie, Bruno … Frederike wollte ihm ein Täschchen stricken, damit er es um den Hals hängen konnte und nicht vergaß. Kain schlug vor, er sollte sein altes Pistolenhalfter unter die Schulter klemmen und es darin verstauen. Fortan vergaß Ehrlicher sein Handy nur, wenn er das Jackett gewechselt hatte.
    Frederike und Kain. Seine Finger fanden nicht die richtigen Tasten. Sie zitterten. Statt des Telefonbuchs öffnete sich der Organizer. Ehrlicher war sich nicht sicher, was der ihm organisieren sollte. Ehrlichers Termine waren mittlerweile überschaubar: Jonas Diepholz, Frederike, Tatort, Arztbesuche, … mehr fiel ihm an fixen Terminen nicht ein. Merkwürdig, woran er in diesem Moment nicht alles denken konnte, wenn doch Frederike und Kain …
    Befehle schallten über die Straße. Die Atmosphäre war angespannt wie kurz vor einer Explosion. Polizisten wuselten. Ehrlicher stand in einem Hauseingang. Endlich baute sich eine Funkverbindung auf. So lang konnte das doch nicht dauern! Er sah einen Balken laufen und laufen und laufen. Dann hielt er sich fest das Handy ans Ohr. Er hoffte, dass Frederike abnahm, dass sie mit ihm sprechen konnte, dass sie nicht … Nicht daran denken! Dann hörte Ehrlicher Atemgeräusche. War das Friderike, oder war das einer der Gangster?
    »Frederike?«
    »Bruno!«, schrie sie.
    »Bleib ruhig. Ich bin bei dir. Ich weiß, was passiert ist. Wir versuchen alles hier draußen.« Er hatte mit keinem gesprochen, und Agnes Schabowski wollte ihn unter Garantie nicht im Team der Ermittler haben. Aber die Kollegen würden alles tun, um sie zu befreien, das wusste er. »Kannst du sprechen?«
    Frederike sagte kein Wort. »Frederike, bist du verletzt?« Sie steht unter Schock, das ist natürlich, dachte Ehrlicher. »Frederike, gibt es Verletzte?« Er hörte nur ihren Atem, der wie ein Schluchzen klang. »Frederike, sprich mit mir! Oder gib mir einen der Männer, die euch festhalten! Frederike!«
    Hielt man Frederike die Pistole an die Schläfe? Oder war es gar nicht sie gewesen, die Bruno! gerufen hatte? »Willst du mit der Polizei sprechen? Ich stehe neben der Einsatzleiterin.« Ehrlicher lief zum Kleinbus, riss die Tür auf. Die Gesichter der Verantwortlichen schauten auf ihn, als hätte man ihn mit einer Bombe im Bundestag erwischt. Ehrlicher hielt Kommissarin Schabowski sein Handy entgegen. »Die Wirtin des Waschsalons.«
    Agnes Schabowski übernahm ungläubig das Handy. »Hauptkommissarin Schabowski, mit wem spreche ich?« Sie hob die Hand, um die Runde zum Schweigen zu bringen. »Hallo! Bitte sprechen Sie. Wir gehen auf Ihre Forderungen ein. Mein Name ist Agnes Schabowski, ich versuche alles, um Ihre Forderungen zu erfüllen.« Agnes Schabowski redete und redete. Ehrlicher glaubte nicht, dass solche Sätze im Deeskalationstraining gelehrt wurden. Diese Frau stieß an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Ihr ihre Unfähigkeit zu beweisen, dagegen hatte er nichts, aber Frederike und Kain waren in der Gewalt von Gangstern. Frederike und Kain und noch weitere Geiseln. Agnes Schabowski leitete die Aktion. »Bitte sprechen Sie! Wir halten …«
    Plötzlich knallte ein Schuss. Die Nacht zerriss in zwei Teile. Für Sekunden lag die Stadt still. Dann schrien im Waschsalon Menschen.
    Agnes Schabowski hielt Ehrlicher sein Handy vor die Augen. »Das ist jetzt nicht wahr. Warum handeln Sie auf eigene Faust!« Die Kommissarin konnte ihre Wut nicht bremsen. »So lange sind Sie doch nicht aus dem Dienst, dass Sie keine Anweisung mehr kennen!« Speichelbläschen standen ihr im Mundwinkel. »Verdammt noch mal, warum sprechen Sie so was nicht mit uns ab?«
    Ehrlicher ergriff das Handy und presste es an sein Ohr. »Frederike! Ist dir was passiert?« Die Leitung war tot.
    »Die Gangster haben schon einen Mord auf dem Gewissen! Die drehen durch. Ehrlicher, und Sie handeln hier ohne Sinn und Verstand! Die können auch alle zwanzig Geiseln erschießen!«
    Ehrlicher ging in die Knie. Zwanzig Geiseln! Sein Inneres war erstarrt, kalt, ohne Gefühl. Sein Herz schlug bis zum Hals. Im Waschsalon waren Gangster, die nichts zu verlieren hatten. Einen Mord hatten sie bereits begangen. Frederike und Kain und zwanzig Geiseln! Keiner hatte den alten Kommissar genauer informiert, erst jetzt gewahrte er das Ausmaß der Katastrophe. Er war ein Kollege! Er war der Partner

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