FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter
machten sie sich auf den Rückweg in das Haus der Münkoffs.
Während Benno sich in der Stube wusch und die Haare ausbürstete, säuberte Rosa seine Kleidung, so gut es in der kurzen Zeit möglich war. Schließlich kleidete er sich wieder an, verabschiedete sich von den beiden Münkoffs und machte sich auf den Weg nach Hause. In der Hand trug er in einem Leinentuch versteckt, aber stolz, das reich verzierte Schwert eines unbekannten Edelmannes aus vergangenen Jahrhunderten.
12.
Generalleutnant Johann Tserclaes Graf von Tilly tobte vor Wut. Am Sonntag, dem 15. April, hatte er den Angriff auf die Zollschanze befohlen, doch alle Versuche, diese Bastion vom Land oder vom Wasser aus zu erobern, waren gescheitert. Über zweihundert seiner besten Männer waren an diesem Tag gefallen, ohne dass sie auch nur einen Schritt weitergekommen waren. Dabei hatte alles so gut angefangen.
Nach der Eroberung der drei Schanzen Trutz Tilly, Trutz Pappenheim und Magdeburger Succurs, hatte Feldmarschall Pappenheim nördlich davon sein Quartier aufgeschlagen, genau gegenüber der Zollschanze. Diese Bastion lag, von einem Wassergraben umgeben, am Ostufer der Elbe. Sie schützte die Brücke, die über Elbe und Marieninsel zur Magdeburger Altstadt führte. Unweit davon lag die Schanze Cracau mit ihren zwei stark bewehrten Türmen.
Am Montag, dem 2. April, hatte Tilly seine Armee über eine Schiffsbrücke auf das Westufer geführt und sofort begonnen, die dort liegenden Schanzen zu stürmen. Zwei der zwanzig Schanzen waren noch am selben Tag gefallen. Dreihundert Magdeburger Soldaten waren erschlagen und ihre Leichen in die Elbe geworfen worden.
In den nächsten Tagen waren auch die anderen Schanzen erobert oder von den Magdeburgern verlassen worden. Tilly hatte vor seinen Offizieren damit geprahlt, dass der Fall der Stadt nur noch eine Sache von Tagen sei. Das ganze Wochenende über waren reichlich Bier und Wein geflossen, und der Sieg ausgiebig gefeiert worden.
Am Montag der nächsten Woche hatte Graf Pappenheim dann seine Armee gegen die Schanze Cracau geführt. Doch die Besatzungen der beiden Türme hatten mit dem Mut der Verzweiflung Widerstand geleistet. Erst beim dritten Sturm war einer der Türme gefallen und die vierzig Soldaten erschlagen worden. Daraufhin hatte sich die Besatzung des anderen Turmes ergeben. Pappenheim war gnädig gewesen und hatte den Männern das Leben geschenkt.
Nach dem Fall der Türme waren dort Kanonen aufgestellt worden, um die Zollschanze aus nächster Nähe sturmreif schießen zu können. Außerdem hatte Pappenheim in den darauffolgenden Tagen Laufgräben ausheben lassen, sodass sich die Söldner gefahrlos an die Mauern der Zollschanze heranarbeiten konnten.
Am nächsten Sonntag hatte schließlich der Sturm auf diese Bastion begonnen. Nach heftigem Artilleriefeuer war Georg Ackermanns Kompanie zusammen mit anderen Verbänden auf der Landseite gegen die Schanze vorgerückt, doch die Magdeburger hatten sich tapfer gewehrt und den Angriff zurückgeschlagen. Daraufhin hatte Kapitän Wüstenhoff mit dreihundert Musketieren versucht, die Schanze von der Elbe aus mit Booten anzugreifen. Doch die Kähne waren auf Grund gelaufen oder gegen unter Wasser stehende angespitzte Pfähle gestoßen, sodass sie aufgerissen wurden oder gekentert waren.
Zweihundert Söldner waren an diesem Tag gefallen, und Tilly war außer sich vor Wut. Georg Ackermann spürte, dass es auch in Feldmarschall Pappenheim brodelte. Zuerst die verlustreiche Eroberung der beiden Schanzen in der Kreuzhorst, die Flucht der Gefangenen von Trutz Tilly und nun diese Niederlage! Bis jetzt standen Pappenheims Manöver »unter keinem guten Stern«, wie der astrologiegläubige Leutnant Münzhoff es Georg Ackermann im Vertrauen zugeflüstert hatte. Tilly dagegen feierte mit seinen Offizieren auf der anderen Elbseite einen Erfolg nach dem anderen. Das warf kein gutes Licht auf Pappenheim.
Für alle unerklärlich ordnete der Generalleutnant jedoch keine weiteren Angriffe auf Magdeburg an, sondern befahl, rund um die Stadt Lager aufzuschlagen. In den nächsten zwei Wochen ruhte deshalb der Krieg, abgesehen von ein paar kleinen Scharmützeln. Nur die Dörfer der Umgebung wurden geplündert, um Proviant für die Versorgung des Heeres heranzuschaffen. Die fast siebenundzwanzigtausend Söldner von Tillys Heer, dazu die vielen Ehefrauen, Kinder, Prostituierten, Logistiker, Ingenieure, Handwerker, Marketender und Feldgeistlichen – sie alle mussten
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