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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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Ulrich, die keinen Fingerbreit von ihrer Meinung abweichen und hoffen, dass Gustav Adolf schon bald hier eintrifft, so wie Falkenberg es uns immer wieder vorbetet. Die anderen sind unentschlossen und haben ständig Angst, das Falsche zu tun. Sie könnten hohen Kriegstribut zahlen müssen, wenn Tilly die Stadt in Besitz nimmt. Auf der anderen Seite haben sie Angst vor seinen Horden, wenn die Mauern fallen sollten, denn dann geht es nicht nur ihren Geldbeuteln an den Kragen, sondern ihnen selbst.«
    Er verdrehte seine Augen und blickte zum Himmel empor.
    »Gebe Gott, dass sie endlich einsehen, dass wir gegen Tillys Übermacht keine Chancen haben! Aber nur, weil die Kanonen gerade mal für zwei Wochen geschwiegen haben, schöpfen sie Hoffnung, dass die Kaiserlichen wieder unverrichteter Dinge abziehen werden. Dabei weiß doch jeder, dass die Söldner erst einmal ihre Lager einrichten und Proviant und Munition heranschaffen müssen, ehe sie loslegen können.«
    »Dann wird es Ihrer Meinung nach hier also bald krachen?«, wollte Benno wissen.
    »Darauf kannst du Gift nehmen, mein Junge! Sobald die Batterien alle in Stellung gegangen und die Vorratslager voll sind, wird es richtig losgehen. Dagegen wird die Einnahme der Schanzen nur ein Geplänkel gewesen sein.«
    Carl-Ulrich Stetter nickte, wie um sich selbst zu bestätigen.
    »Hallo«, sagte Anneliese und trat auf die beiden zu. »Sprecht ihr gerade wieder über den Krieg?«
    »Ja«, erwiderte Benno, »die Lage wird für die Bewohner der Stadt immer aussichtloser, weil der Rat sich nicht entscheiden kann.«
    Anneliese nickte: »Und weil die Männer sich uneinig sind, werden wir Frauen wahrscheinlich darunter leiden müssen. Vielleicht sollten Frauen darüber entscheiden, ob die Tore für Tilly geöffnet werden oder nicht.«
    »Bis Frauen solche Entscheidungen treffen dürfen, werden wohl noch Jahrhunderte vergehen«, meinte ihr Vater.
    »Ja, leider«, gab Anneliese zurück, »sonst hätten wir hier schon längst Ruhe. Eine Handvoll katholischer Besatzer könnten wir doch locker ertragen, und Tilly wäre mit seinen Heuschrecken weitergezogen.«
    »Tja, leider ist es nicht so«, seufzte Benno. »Gegen das, was uns noch bevorsteht, ist der Mordfall Emmerich so unbedeutend geworden, dass sich niemand mehr dafür interessiert. Was zählt schon ein toter Kaufmann, wenn wir ein paar Hundert Soldaten verloren haben!? Deshalb komme ich auch mit den Nachforschungen nicht weiter. Stadtschreiber Friese lässt mich zwar dafür bezahlen, aber sonst erhalte ich keine Unterstützung.«
    »Was haben Sie denn schon herausgefunden?«
    Anneliese zeigte sich jetzt ehrlich interessiert. Das war ja auch ihre Chance, noch mehr Zeit mit Benno verbringen zu können.
    »Bis jetzt nicht viel«, gab er zu.
    »Sollen wir das Wenige gemeinsam zusammentragen? Manchmal sehen vier Augen mehr als zwei«, schlug Anneliese vor.
    »Ich habe es schon mit Rosa Münkoff durchgesprochen, aber wir haben nichts gefunden, das Hand und Fuß hat.«
    Bennos Antwort gab Anneliese einen Stich. Rosa Münkoff! Schon wieder diese Gerberstochter! Nein, sie war nicht eifersüchtig, aber diese blonde Schönheit aus der Vorstadt hatte einfach zu viel Zeit mit Benno Greve verbracht und damit mehr Chancen gehabt, das Herz des jungen Mannes zu erobern als sie. Doch sie mochte zwar eine Schlacht verloren haben, aber auf keinen Fall den Krieg!
    Anneliese war ein wenig erschrocken, dass sie selbst in solchen gewaltbestimmten Bildern dachte. Sie wischte jedoch ihre Skrupel und Gedanken zur Seite und lächelte Benno liebevoll an.
    »Nun, dann sehen sechs Augen vielleicht mehr als vier.«
    Keine Frage, der junge Mann konnte diesem Lächeln nicht widerstehen!
    »Gut«, nickte er, »wenn Sie ein wenig Zeit haben, Anneliese, dann kann ich Ihnen erzählen, was wir inzwischen herausgefunden haben.«
    Sie überhörte das »wir« und sagte – froh darüber, dass sie mit Benno zusammen sein konnte: »Schön, dann setzen wir uns am besten in die gute Stube. Dort ist es gemütlicher als hier im zugigen Hof.«
    »Ich verabschiede mich mal«, sagte Meister Stetter und zwinkerte seiner Tochter zu, »denn da ist noch ein Berg Papier, der auf mich in der Druckerei wartet.«
    Er wandte sich zu gehen, blickte aber noch einmal zurück.
    »Ach Liebes, sag doch deiner Mutter Bescheid, dass sie noch Eier besorgen soll. In der Neustadt halten einige Leute in ihrem Hof Hühner. Vielleicht kann sie noch ein paar Eier ergattern.«
    »Mache ich«, nickte

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