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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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und nach von selbst erledigt: Der Schlag auf den Kopf war ein banaler Schuß mit dem Ball gewesen,
     Kugelschreiber und Abschiedsbrief hatten – bis zum Beweis des Gegenteils – nur in Lucianis Phantasie existiert, Tisch und
     Stuhl waren nur in der Erinnerung des Hausmeisters verschoben gewesen (der im übrigen auch der einzige war, der sich an das
     Handy erinnerte). Pech nur, daß das Handy die ganze Zeit im Auto war. Und wenn die Aussage des Hausmeisters in einem Punkt
     widerlegt war, dann war auch der Rest unglaubwürdig. Sicher, es blieb die Frage nach dem verschwundenen Schlüssel, aber das
     reichte nicht, um eine so komplexe und aufwendige Ermittlung fortzusetzen. Für dessen Verschwinden konnte es verschiedene
     Erklärungen geben, aber selbst wenn es die nicht gab – mit diesem Schlüssel kam man in kein Gericht und kein Gefängnis der
     Welt. In puncto Tatmotiv war er mehr als jeder andere an der Wahrheit interessiert, er wollte beweisen, daß seine Theorie
     die richtige war. Aber die anderen interessierten sich nur bedingt für das Motiv: Wenn einmal bewiesen war, daß es sich um
     Selbstmord handelte, wurden die Gründe zweitrangig.
    Ja, es war Zeit, den Fall als Selbstmord zu den Akten zu legen und Sofia Lanni adieu zu sagen. Es war Zeit, wieder in die
     Realität zurückzukehren, wo das Gesetz an die Mächtigen ebenso wenig herankam wie verkrachte Polizisten an schöne Frauen.
    Er würde Giampieri Bescheid sagen, und gemeinsam würden sie eine Pressekonferenz anberaumen, damit sich niemand übergangen
     fühlte. Aber wenn Baffigo bei Bewußtsein wäre, dachte er, während er den Clio anließ, würde diese Sensationsmeldung ihm gehören.
     
    Er fuhr zu Hause vorbei, um sich umzuziehen. In der Gasse traf er die Frau des Ceylonesen, die gerade eines der |267| Kinder zur Schule brachte. Luciani grüßte mit einem lautstarken Buongiorno, woraufhin sich das Kind plötzlich direkt vor ihm
     aufpflanzte. Es lächelte übers ganze Gesicht, reckte den Kopf, so hoch es konnte, und betrachtete ihn doch aus unendlicher
     Ferne: »Wie groß bist du?«
    »Fast zwei Meter«, sagte der Kommissar.
    »Wieso fast?«
    »Weil mir ein paar Zentimeter fehlen.«
    Das Kind schien enttäuscht und meinte, es müsse den Kommissar trösten: »Na ja, du kannst ja noch wachsen.«
    »Na, und ob … Aber dazu muß ich reichlich Wasser trinken, wie die Bäume.«
    Das Kind dachte einen Moment lang nach. Dann wechselte es das Thema: »Und was ist dein Lieblingsverein?«
    »Hmm … ich weiß nicht. Was ist dein Lieblingsverein?«
    »Sampdoria Genua«, sagte das Kind, wobei es auf einen Aufkleber mit blauem Kreis auf seinem Rucksack zeigte.
    »Ach. Und wieso?«
    »Weil die das schönste Trikot haben.«
    Die Antwort überraschte Luciani. »Recht hast du«, sagte er und verabschiedete sich. Was beschäftigt nicht alles die Phantasie
     eines Kindes, dachte er, oft sind Kinder einfach für die stärkste Mannschaft, aber manchmal lassen sie sich auch von einem
     schillernden Namen, einer Farbe oder einem einzelnen Spieler leiten. Ihm kam wieder das Bild auf dem Monitor des kleinen Ferretti
     in den Sinn: die Schals, Fahnen und Transparente, unter denen die Südtribüne des Marassi-Stadions verschwand, und plötzlich
     wurde ihm klar, daß er etwas übersehen hatte, was womöglich von entscheidender Wichtigkeit war.
     
    Er rief Giampieri im Büro an, ließ sich die Adresse des Hausmeisters geben und fuhr sofort zu dessen Wohnung. Sie lag in einem
     Viertel oberhalb des Marassi, nur einen |268| Steinwurf vom Stadion entfernt. Der Hausmeister wirkte überrascht und auch ein wenig verschreckt; er bot Marco Luciani einen
     Kaffee an, den dieser aus Höflichkeit annahm. Die Wohnung war bescheiden, aber ordentlich, der Hausmeister lebte allein, und
     der Kommissar hatte den Eindruck, daß nie eine Frau einen Fuß in die Wohnung gesetzt habe.
    »Ich brauche nochmals Ihre Hilfe, Herr Sciaccaluga. Ich muß Ihnen eine Frage stellen und bitte Sie, denken Sie genau nach,
     ehe Sie antworten.«
    »Nur zu, wenn ich Ihnen behilflich sein kann …«
    »Ihrer Aussage nach hatten Sie den Eindruck, daß Herr Ferretti an besagtem Tag sein Handy dabeihatte. Sie sind sich aber nicht
     sicher. Was soll das heißen? Haben Sie ihn telefonieren sehen oder nicht?«
    »Das habe ich Ihren Leuten schon ein paarmal erklärt, aber ich sage es gerne noch einmal. Die Sache ist die: Ich habe ihn
     kurz gesehen, während er, meiner Meinung nach, eine SMS schickte. Er hielt

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