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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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Gewissensbisse.
     
    Als er zum Club kam, fiel ihm ein, daß er keinen Ersatz für die demolierten Schläger besorgt hatte. Er bat den Geometer leihweise
     um dessen Schläger, den ihm dieser mit Freuden und mit vielsagender Miene aushändigte: »Ich weiß nicht, ob er zu Ihrem Spiel
     paßt. Das ist ein Schläger für Grundlinienspieler.«
    »Um so besser. Genau das brauche ich heute.«
    Auf dem Weg nach Bogliasco hatte er über die Niederlagenserie |274| gegen Andrea nachgedacht und sich gefragt, ob es nicht an der Zeit sei, die Taktik zu ändern. Er hatte jüngst viel gejoggt
     und fühlte sich trainiert wie nie, er hätte problemlos drei oder vier Stunden auf dem Platz stehen können. Aber vor allem
     spürte er, daß er auf mentaler Ebene gereift war, daß er die Ermittlung mit Methode geführt hatte, jede Spur prüfend, ohne
     sich auf Hirngespinste einzulassen. »Diese Mentalität müßte ich auf mein Tennisspiel übertragen«, hatte er geschlossen, »jetzt,
     da ich über die entsprechende mentale und körperliche Verfassung verfüge, müßte ich mich einmal an der Grundlinie postieren
     und schauen, wer von uns früher nachgibt, ich oder Andrea, statt wie gewöhnlich gleich aufs Ganze zu gehen.«
    Als er das Feld betrat, war er sicher, daß er seinem Gegner eine denkwürdige Lektion erteilen würde. Er nahm sich vor, kein
     Serve-and-volley zu spielen, nicht um jeden Preis das As zu suchen, sondern einen hohen Prozentsatz erster Aufschläge ins
     Feld zu bringen und nur dann ans Netz zu gehen, wenn er keine Wahl mehr hatte. Er verlor 6:0, 6:1, in nicht mal einer Stunde.
     Wie ein Irrer war er hin und her gerannt, um endlose Ballwechsel zu spielen, die stets mit seinem Fehler endeten.
    Als er vom Feld ging – eher ungläubig als wütend –, nahm der Geometer ihm den Schläger aus der Hand, als ob Luciani ihn geschändet
     hätte.
    »Was stellen Sie denn an, Herr Kommissar? Sie haben das ganze Match lang zwei Meter hinter der Grundlinie geklebt.«
    »Ich wollte mal meine Taktik ändern.«
    »Tolle Idee. Ein Mann, der fast zwei Meter groß ist, verzichtet auf einen starken Aufschlag und die Offensive. Damit haben
     Sie Ihrem Gegner in die Hände gespielt.«
    »Aber wenn ich offensiv spiele, verliere ich immer …«
    »Sie verlieren nicht, weil Sie in die Offensive gehen, sondern |275| weil Sie die entscheidenden Ballwechsel vergeigen. Oder wie ich bereits letztes Mal sagte: Weil Sie bei den entscheidenden
     Ballwechseln improvisieren, umdenken, das Überraschungsmoment suchen. Statt einfach weiter Ihr Spiel zu machen, Sie selbst
     zu sein.«
    Marco Luciani senkte die Augen: »Nichts mache ich richtig.«
    Der Geometer gab ihm einen Klaps auf die Schulter: »Kommen Sie mit, ich lade Sie auf einen Kaffee ein. Zumindest haben Sie
     heute Entschlossenheit gezeigt, Sie haben eine taktische Linie gewählt und bis zum Ende durchgehalten. Schade, daß es die
     falsche war. Wenn Sie es das nächste Mal mit der richtigen versuchen, werden Sie gewinnen.«
     
    Sofia Lanni öffnete ihm die Tür, gekleidet wie ein Stubenmädchen. Sie trug ein Paar halbhohe Schnürstiefel, schwarze Strümpfe
     mit Beinnaht, einen schwarzen Minirock mit kleiner Schürze und eine weiße Bluse auf blanker Haut. Auf dem Haar, das sie zu
     zwei Teenagerzöpfchen geflochten und hochgesteckt hatte, saß ein Häubchen, ebenfalls weiß. Das Wohnzimmer war in das Licht
     der verschiedenartigsten Kerzen getaucht, die überall im Raum verteilt waren, der Tisch für eine Person gedeckt. Es duftete
     nach Braten, Kartoffeln und Apfelkuchen. Ich hasse Äpfel, dachte der Kommissar, während er Sofia Lannis durch die Bluse schimmernden
     Brustwarzen betrachtete.
     
    Später lag der Kommissar in einem matten Halbschlaf und starrte an die Decke, während sie schlief. Noch nie war er nach dem
     Sex so euphorisch und befriedigt gewesen, nicht einmal nach dem allerersten Mal, nicht einmal als er wirklich verliebt gewesen
     war.
    Er hatte lange auf den Augenblick gewartet, um Greta zu verlassen, er war sicher gewesen, daß er als Single, ohne die |276| sperrige Präsenz einer Frau, ohne die fortwährenden Urteile und die Kritik an seiner Askese, seinen Obsessionen und seinen
     Vorlieben, endlich eine maßgeschneiderte Existenz würde führen können. Aber da war sofort Sofia Lanni auf den Plan getreten
     und hatte alles über den Haufen geworfen, jetzt gab es diese wunderbare Frau, eine sinnliche und heißblütige Geliebte, wie
     er es noch nie erlebt hatte.

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