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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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Das ist nicht einmal einen Monat her.«
    »Und ich gab mein Wort. Und hielt es. Aber wenn ihr nicht wißt, wie man ermittelt, und die Zeugen, die ihr bereits befragtet,
     zu mir gelaufen kommen. Was soll ich dann tun? Sie wegschicken?«
    »Was ist das für eine Geschichte mit der Prostituierten? Wer ist das?«
    »Hach, eine blonde Brasilianerin, eine echte Scheenheit.«
    »Hör zu, Lo Bianco. So wie die Sache in der Zeitung steht, hat sie weder Hand noch Fuß. Was habt ihr Konkretes vorzuweisen?«
    Der Oberst schwieg ein paar Sekunden: »Nenenee, Herr Kommissar, das darf ich dir nicht verraten. Weißt du, was du machen kannst?
     In zwei Stunden findet hier die Pressekonferenz statt, da werde ich alle Einzelheiten erklären. Natürlich bist auch du eingeladen.«
    Marco Luciani schluckte ein Schmähwort hinunter. »Sag mir nur, ob der Clubbesitzer gestanden hat.«
    Lo Bianco kicherte: »Noch nicht. Der spielt den harten Mann, du kennst das ja, aber in ein paar Stunden ist er weichgekocht.«
    »Ach, Luciani …«, setzte er nach einer kurzen Pause nach.
    »Ja?«
    |285| Die Stimme wurde hart: »Komm uns nicht in die Quere. Die Operation ist abgeschlossen, und wenn du wieder versuchst, uns einen
     Streich zu spielen, dann platzt mir diesmal der Kragen.«
    »Ich denk gar nicht dran. Ich werde keinen Finger rühren. Macht nur weiter, ihr seid sowieso auf dem Holzweg, und am Ende
     werdet ihr schön beschissen dastehen.«
    »Hahaha. Ich halte dich auf dem laufenden. Natürlich mit Hilfe der Presse. Küß die Hand, Exzellenz …«
     
    Luciani schaute auf die Uhr. Inzwischen war es zu spät, um noch mit einer akzeptablen Entschuldigung zu der Besprechung zu
     stoßen. Dann konnte er auch gleich noch etwas überprüfen, darauf kam es nun auch nicht mehr an. Er telefonierte mit Calabrò
     und ließ sich die Akte mit den Vermögensverhältnissen Ferrettis und seiner Frau bringen, auch wenn sie die schon in- und auswendig
     kannten. Wenn der Schiri tatsächlich hunderttausend Euro an Saggese gezahlt hatte, dann mußte er sie schließlich irgendwo
     hergenommen haben. Der Kommissar blätterte Kontoauszüge durch, aber nach einer halben Stunde sinnloser Arbeit kam ihm eine
     Eingebung: Lo Bianco war herausgerutscht, daß der Schlüsselzeuge jemand war, den sie bereits verhört hatten. Und das engte
     das Feld gewaltig ein. Jemand, dem Ferretti seine Nöte mit der Brasilianerin anvertraut hatte; das konnte folglich nicht die
     Frau sein, auch nicht Colnago, der zur Witwe ein enges Verhältnis hatte, ebensowenig Cavallo, weil Ferretti zu ihm keinen
     guten Draht hatte. Blieb Adelchi, sein treuer Mitstreiter – das war eine plausible Hypothese. Außerdem blieb Rebuffo, und
     auch das war plausibel, wenn tatsächlich er es war, der Ferretti in Saggeses Club eingeführt hatte. Klar doch, das ist nur
     logisch, dachte der Kommissar, wenn ein Zuhälter Geld von mir verlangt und dann die Forderungen immer weiter in die Höhe schraubt, |286| dann wende ich mich an einen Mittelsmann, der uns beide kennt und einen Kompromiß finden kann. Zweihundertfünfzigtausend Euro
     sind eine Menge Holz, auch für einen gutsituierten Mann wie Ferretti; eine solche Summe bekam man nicht zusammen, ohne etwas
     von seinem Besitz zu veräußern und ohne daß die Frau etwas davon mitbekam. Ferretti war ja kein Fußballspieler, sondern nur
     Schiedsrichter.
    Ein Gedanke zog den anderen nach sich, und plötzlich herrschte Klarheit in Lucianis Kopf, als ob zwei Dolomo einen bohrenden
     Zahnschmerz weggeblasen hätten: Warum sollte der Schiedsrichter all das Geld aus eigener Tasche hinblättern, wenn er jemand
     anderen darum bitten konnte? Jemanden, für den zweihundertfünfzigtausend Euro letztlich nur den Bruchteil eines Spielergehalts
     darstellten? Und wenn nun das der Grund war, dachte er, warum Herr Ferretti weiter pfiff, ohne seiner Frau eine vernünftige
     Erklärung liefern zu können? Bevor er abdankte, mußte er seine Schuld begleichen, mußte er noch eine Saison mitspielen. Zweihundertfünfzigtausend
     Euro waren kein Pappenstiel, aber wenn man bedachte, was dem Verein ein Meistertitel einbrachte, waren es Peanuts.
    Doch, in dieser Theorie paßte alles zusammen: Ferretti verliebt sich in die Brasilianerin, will ein neues Leben anfangen,
     mit ihr fliehen. Er braucht Geld, um sie auszulösen, kann (und will) sein eigenes Kapital nicht angreifen, weil seine Frau
     das merken würde; oder vielleicht bringt er auch einen Teil auf, aber als Saggese den

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