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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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ich gewartet, daß Sie sich melden.«
    »Man hat Giuseppe festgenommen. Aber er hat gar nichts getan, die Geschichte ist absurd. Ich bin hier, weil ich ihm helfen
     will.«
    Der Kommissar lächelte: »Sehr edelmütig von Ihnen. Ich dachte, Sie hätten sich gemeldet, weil Sie Angst haben, ebenfalls verhaftet
     zu werden. Wenn die Carabinieri Sie finden, das kann ich Ihnen versichern, werden Sie nichts zu lachen haben.«
    |325| Maria kaute ein wenig auf der Lippe, während die Kellnerin kam, um die Bestellung aufzunehmen. »Okay, Herr Kommissar. Aber
     Sie scheinen mir auch ein bißchen … in Bedrängnis zu sein, wenn man den Zeitungen glauben darf. Warum schließen wir nicht
     einen Waffenstillstand und sagen, daß der eine den anderen braucht? Daß wir uns gegenseitig helfen können?«
    Er machte eine zustimmende Geste.
    »Dann sind wir uns also einig. Hier bin ich. Befragen Sie mich, ich versichere, ich werde aufrichtig sein. Sagen Sie mir,
     was Sie wissen wollen.«
    »Ich will nur, daß Sie mir helfen zu verstehen.«
    »Was verstehen?«
    »Verstehen, ob Herr Ferretti sich selbst umgebracht hat oder umgebracht wurde. Ob die Trennung von seiner Frau ihn depressiv
     oder glücklich machte. Ob er mit Ihnen fliehen und ein neues Leben anfangen wollte.«
    »Er dachte, er wäre etwas Besonderes, Herr Kommissar. Jeder Mann, der mit mir kommt, meint das, jeder Mann weiß, daß ich auch
     mit anderen gehe, aber er glaubt, daß er mir von allen der liebste ist. Und er meint das, weil ich gut bin, weil es zu meinem
     Job gehört, ihn davon zu überzeugen.«
    »Wovon genau haben Sie ihn überzeugt?«
    »Ich? Von nichts. Ich habe ihn nur reden lassen. Er sagte, er wolle mich zurück nach Brasilien bringen, eine
posada
aufmachen, ein kleines Hotel an einem schönen Plätzchen am Meer. Kinder bekommen, ein neues Leben anfangen.«
    »Und Sie wollten nicht mit ihm nach Brasilien fliehen? Ein neues Leben anfangen?«
    »Fliehen wovor? Vor wem? Ich habe keine Chefs, Herr Kommissar. Niemand zwingt mich zu irgendwas. Ich habe eine Wohnung in
     der Via della Spiga in Mailand, wissen |326| Sie, was das bedeutet? Wissen Sie, wieviel Miete ich zahle? Und wissen Sie, wieviel meine Kunden mir bezahlen? Warum sollte
     ich in ein Land zurückkehren, wo man am Hungertuch nagt. Um was zu tun? Um in einer Posada die Betten zu machen? Ich zerwühle
     sie lieber, die Betten.«
    Marco Luciani lachte aus vollem Hals. Sie war perfide und ironisch.
    »Es wird behauptet, der Schiri habe Ihren Zuhältern Geld geschuldet und nicht bezahlt. Und deshalb sei er umgebracht worden.«
    »Ich habe keine Zuhälter.«
    »Folglich ist das alles falsch?«
    »Nun … um ehrlich zu sein, habe ich Tullio erzählt, daß ich das Geld brauche, um mich auszulösen, er glaubte mir und gab mir
     das Geld.«
    Für Marco Luciani bestätigte sich ein Verdacht. Die Brasilianerin hatte den armen Ferretti, allein oder mit Hilfe von Komplizen,
     ordentlich gemolken.
    »Hat er Ihnen die ganze Summe gegeben? Zweihundertfünfzigtausend Euro?«
    »Bis auf den letzten Cent.«
    »Und wo ist das Geld?«
    »Fünfzigtausend habe ich Saggese gegeben, aber nicht für seine Protektion. Er war mein Manager, mein Mittelsmann, und für
     die Kundschaft, die er mir beschaffte, habe ich ihm immer eine Provision gewährt. Ich bin eine Nutte, aber ehrlich.«
    »Folglich haben Sie die restlichen Zweihunderttausend für sich behalten.«
    »Das war ein Geschenk.«
    »Bekommen Sie von all Ihren Kunden derartige Geschenke?«
    Maria lachte: »Natürlich nicht. Schön wär’s. Man muß den Richtigen finden, er muß sehr verliebt sein und ziemlich |327| reich. Aber nicht zu reich. Wer zu reich ist, der zahlt nicht so leicht, und er träumt nicht von einem neuen Leben. Oder zumindest
     nicht mit einer wie mir. Tullio sagte, er wolle mir zur Flucht verhelfen, aber er war es, der fliehen wollte. Er hatte eine
     furchtbare Frau, und den Fußball hielt er nicht mehr aus. Es war sein Leben, das den Bach runter ging, nicht meines.«
    »Und Sie haben ihn ohne jeden Skrupel betrogen. Spüren Sie kein bißchen Reue, jetzt, da er tot ist, sich womöglich Ihretwegen
     umgebracht hat?«
    Die Brasilianerin senkte die Augen. Als sie wieder aufsah, waren sie voller Tränen. Das ist mir zu einfach, dachte der Kommissar.
    »Klar spüre ich Reue. Ich bin auch nur ein Mensch. Und ich hätte nicht gedacht, daß es so enden würde, ich konnte nicht wissen,
     daß es so endet. Aber ich glaube nicht, daß er sich meinetwegen

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