freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani
vor sich hatte. Aber für sie gab es wahrscheinlich im Grunde nur einen
Typ Mann.
»Ich danke Ihnen, Herr Kommissar. Sie sind ein anständiger Mensch. Davon trifft man nicht viele in meinem Beruf.« Sie trocknete
ihre Augen, trank ihren Kaffee aus, dann fixierte sie ihn wieder.
»Und jetzt sagen Sie mir, ob ich noch etwas anderes für Sie tun kann.«
Ihr Tonfall und ihr Blick riefen bei Marco Luciani sofort eine Erektion hervor. Er starrte auf den Ausschnitt der Bluse, die
Brustwarzen, die gegen den leichten Stoff drückten. Gelobt sei die Brustchirurgie, dachte er, sie kreiert Märchenwelten, die
ein zeitgenössischer Dichter durchaus mit dem Marmor von Paros vergleichen könnte.
Ihr Blick ließ ihn immer noch nicht los. »Warum leisten Sie mir heute nicht beim Mittagessen Gesellschaft? Wir können in aller
Ruhe in meinem Hotel speisen. Uns besser kennenlernen. Und später können sie mich ins Präsidium bringen, um meine Aussage
aufzunehmen.«
Marco Luciani stellte sie sich vor, in Seidenunterwäsche und Strapsen, auf dem Bett kniend, er sah sich selbst, wie er ihr
den Slip auszog und ihren Duft einsog, er spürte den |333| übermächtigen Wunsch, sich von ihr einen blasen zu lassen und sie um die Erfüllung all seiner Wünsche zu bitten. Wenn es Leute
gab, die Tausende dafür bezahlten, mußte es ein unvergeßliches Erlebnis sein. Er schaute ihr tief in die Augen, wo tatsächlich
die Lust auf eine gemeinsame Nacht zu schimmern schien. Nach all den Männern, die sie aus Gewinnsucht oder Berechnung mit
nach Hause genommen hatte, mochte sie tatsächlich diesen ehrlichen und aufrichtigen Polizisten begehren, einfach weil sie
ihn sexy fand. Vielleicht würde sie es sogar genießen, richtig Lust empfinden, ohne eine Show abziehen zu müssen. Die Lust
entspringt immer dem Geist, und wenn sie mit ihm schlief, weil sie es wollte, nicht bloß des Geldes wegen, dann würde ihr
das vielleicht glücken.
Er berauschte sich einen Moment an dem Gedanken, doch dann fing er den Blick auf, den ein Passant auf das Mädchen warf, und
sofort war er wieder bei Sinnen. Ihm wurde plötzlich klar, wie Ferretti sich gefühlt haben mußte, wie sich wohl alle Männer
fühlten, die mit ihr zusammen waren. Dieses Mädchen hatte wirklich etwas Magisches, oder etwas Diabolisches, an sich.
Er legte das Geld für die Rechnung auf den Tisch, stand auf und lächelte sie an. »Ich weiß, daß ich es bereuen werde, aber
wir sollten lieber sofort zum Präsidium fahren.«
»Warum diese Eile, Herr Kommissar? Weil Sie den Fall abschließen wollen oder weil Sie Angst davor haben, mit mir zusammenzusein?«
Marco Luciani wollte schon bejahen, er wolle so schnell wie möglich den Fall abschließen. Doch dann entschied er sich für
die Wahrheit: »Die zweite Antwort trifft zu.«
Sie kamen zum Polizeigebäude und versuchten möglichst wenig Aufsehen zu erregen, auch wenn diese Blondine mit |334| ihrem formvollendeten Körper die Blicke aller Männer und auch vieler Frauen magnetisch anzog. Sie schlossen sich mit Giampieri
in einem Zimmer ein und ordneten an, daß nichts und niemand sie stören dürfe. Dann legten sie mit äußerster Sorgfalt die Fragen
und Antworten fest, mit denen sie Punkt für Punkt die Mordtheorie der Carabinieri widerlegen würden. Gleichzeitig wollten
sie sich von den Banken in Italien und Brasilien die Zahlungsbelege faxen lassen, um sie dem Protokoll von Marias Aussage
beizufügen.
Während Giampieri einen Personenschutz organisierte – Maria sollte für einige Tage komplett abgeschirmt werden –, brachte
Marco Luciani sie hinaus auf den Flur, um mit ihr einen Kaffee zu trinken. Da hatte er plötzlich Sofia Lanni vor Augen. Sie
saß auf einer Marmorbank und wartete, in einer Zeitschrift lesend. Offensichtlich saß sie schon eine ganze Weile da, und als
sie das Mädchen neben Luciani sah, schien sie Gefahr zu wittern. Marco Luciani reagierte – er wußte selbst nicht warum – mit
schuldbewußter Miene.
»Hallo.«
»Hallo. Ich wollte nur mal bei dir vorbeischauen.«
Marco Luciani war unsicher, ob er ihr das Mädchen vorstellen sollte, dann dachte er, daß es verdächtig wirkte, wenn er es
unterließ.
»Das ist Maria, und das ist Sofia.«
Die Frauen warfen einander ein unverschämt falsches Lächeln zu. Das Unbehagen war mit Händen zu greifen.
»Ich bin ziemlich am Rotieren im Moment.«
»Wenn sie diejenige ist, die ich in ihr vermute, dann habe ich nicht den
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