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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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meinen Vorgesetzten, sonst riskiere
     ich meinen Job.«
    Marco Luciani zerstreute ihre Befürchtungen nicht. »Gut«, sagte er, »ich danke Ihnen sehr. Ich möchte, daß Sie im Polizeipräsidium
     vorbeikommen und eine offizielle Aussage machen, sobald Ihre Schicht vorbei ist. Fragen Sie nach Kommissar Nicola Giampieri,
     ich schreibe Ihnen den Namen auf meine Karte.«
    |369| Die Frau sah Sofia Lanni an, die ihr umgehend die Hand reichte.
    »Aufrichtigen Dank noch mal. Ihre Aussage war für uns sehr wertvoll.«
    Marco Luciani tat, als wolle er gehen, dann kehrte er um, als ob er etwas vergessen hätte.
    »Ähm … gnädige Frau, noch eine Frage.«
    Die Verkäuferin erstarrte.
    »Sie können sich nicht zufällig an den anderen Kunden erinnern?«
    »Den anderen Kunden?«
    »Ja. Sie sagten, Sie hätten an jenem Sonntag zwei Kunden bedient. Einer war dieser Herr. Und der andere?«
    Die Verkäuferin schaute wieder auf die Detektivin.
    »Ich weiß nicht … vielleicht eine Frau.«
    Sie schwieg eine Weile, weil sie merkte, daß sie sich in irgendeiner Form rechtfertigen mußte.
    »Ja, vielleicht eine Frau. Der Mann ist mir im Gedächtnis geblieben, weil er so deprimiert wirkte, ich sagte es bereits, und
     weil er die Leine gekauft hat … Aber an die Frau kann ich mich nicht entsinnen. Das ist eine ganze Weile her … Ist es wichtig?«
    Marco Luciani seufzte.
    »Nein, gnädige Frau. Es ist nicht wichtig. Vergessen Sie nicht: Suchen Sie so schnell wie möglich das Polizeipräsidium auf.«
    Sie gingen auf die Straße. Sofia Lanni hatte gemerkt, daß etwas nicht stimmte, daß irgend etwas aus dem Ruder gelaufen war.
     Sie setzte ein angestrengtes Lächeln auf und versuchte der unvermeidlichen Aussprache zu entgehen.
    »Entschuldige, Marco, aber ich war schon vor einer Stunde verabredet, ich muß unbedingt los. Wollen wir später telefonieren?«
    Der Kommissar war wie ausgehöhlt. »Ja, ja, in Ordnung. |370| Du weißt, daß sich durch diese Aussage alles ändert …«, sagte er.
    Die Detektivin merkte, daß er nicht den Fall, sondern sie beide meinte. Sie versuchte unbefangen zu lächeln und stellte die
     Frage, die ihr am meisten am Herzen lag: »Glaubst du ihr?«
    »Warum nicht? Ich glaube nicht, daß sie ein Interesse daran haben könnte, zu lügen. Oder doch?« sagte Marco Luciani. Er fixierte
     noch immer ihre grünen Augen.
    »Ähh … nein, das glaube ich auch nicht. Sie kann sich nicht an alles erinnern, aber in der Regel sind die, die sich haarklein
     an alles erinnern, am wenigsten glaubwürdig. Außerdem, wie du sagst: warum sollte sie lügen?«
    »Ich weiß nicht. Aber Frauen sind gut im Lügen«, sagte er.
    Sofia Lanni hob den Blick, erstaunt, und begriff, daß er alles durchschaut hatte. Er wußte, daß sie ihn verraten und aus alten
     Zeitungen die Geschichte mit Schiedsrichter Ferretti herausgekramt hatte. Und er wußte auch, daß die Verkäuferin bei Upim
     aus irgendeinem Grund auf ihr Geheiß hin gelogen hatte.
    Marco Luciani sah, wie aus ihren grünen Augen der leuchtende Glanz verschwand, der die ganze Zeit über ihrer Liebe, ihren
     Blicken, ihren Träumen gelegen hatte. Sofia Lanni hielt seinem Blick jetzt problemlos stand, als wäre er ein Fremder, den
     sie vor drei Minuten kennengelernt hatte, als ob zwischen ihnen nie etwas vorgefallen wäre. Sie war weder erschrocken noch
     beunruhigt, und der Kommissar erkannte an ihrer Mimik, daß sie, obwohl sie ihm nichts mehr vormachen konnte, die Situation
     vollkommen im Griff zu haben meinte. Das Spiel war vorbei, aber ihr Job nicht.
     
    Sie schwiegen lange, dann legte die Detektivin ihre Hand auf Lucianis Arm: »Ich weiß, daß dieses Ende für dich einen |371| bitteren Beigeschmack hat, ich weiß, daß du von Anfang an auf etwas anderes auswarst. Aber ich glaube wirklich, daß dies die
     letzte verfügbare Version der Fakten ist. Es war nicht einfach, sie zu entdecken, und sie wird nicht allen schmecken, deshalb
     bitte ich dich, sie zu akzeptieren, tu es für mich. Denk darüber nach.«
    Der Kommissar fragte sich, ob der Schachzug mit dem Kaufhaus mit Colnago und Rebuffo abgesprochen war oder ob Sofia Lanni
     ihn allein ausgeheckt hatte, eine Art Abschiedsgeschenk oder eine Wiedergutmachung dafür, daß sie ihn in die Scheiße geritten
     hatte. Und er merkte, daß er sich schon wieder Illusionen hingab: Sie waren nicht in einem der Filme, in denen die Frau aus
     Berechnung Liebe heuchelt und sich dann tatsächlich verliebt – dies war die Wirklichkeit,

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