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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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Wie lange willst du
     noch so weitermachen?«
    »Das ist mein Leben, Baffo. Und das wird es bleiben.«
    »Wieso denn? Und für wen? Für dich selbst? Um dir zu beweisen, daß du auf nichts und niemanden angewiesen bist, daß die ganze
     Welt ein Scheißhaufen ist – außer dir? Nun, dann sage ich dir eines: Wenn die ganze Welt aus Scheiße besteht und du aus Jasmin,
     dann bist du der einzige, der stinkt.«
    Sie schwiegen beide, dann ergriff wieder Baffigo das Wort: »Entschuldige, aber ich möchte wetten, daß du dich manchmal selbst
     nicht erträgst.«
    »Du irrst dich nicht«, sagte der Kommissar lächelnd.
    »Hör mal, Marco, vielleicht ist der Augenblick gekommen, um dir die Frage zu stellen; erinnerst du dich? Die Frage, die ich
     dir schon am Anfang der Affäre stellen wollte.«
    »Stell sie.«
    »Hast du ›Die Kampfmaschine‹ gesehen?«
    |377| »Nein.«
    Er holte tief Luft und erzählte: »Der Film handelt von einem Football-Spieler, der im Knast landet, weil er ein Spiel getürkt
     hat. Er hat nur eine kurze Haft abzusitzen, aber als er erst einmal drin ist, gerät er mit dem Aas von Anstaltsleiter aneinander,
     versetzt ihm einen Faustschlag, bekommt zwanzig Jahre aufgebrummt und muß im Knast verrotten.«
    Er holte noch einmal Luft und schien darüber nachzudenken, wie er den Rest in möglichst knappen Worten zusammenfassen konnte.
    »Sie tragen ein Match zwischen Häftlingen und Aufsehern aus, das die Sträflinge natürlich mit seiner Hilfe gewinnen, das hat
     jedoch keine Bedeutung, der übliche Hollywood-Schmarren. Aber als sie am Ende in die Zellen zurückkehren, fragt ihn ein alter
     Knacki, mit dem er befreundet ist: ›Dieser Faustschlag, den du damals dem Direktor verpaßt hast … war der das Ganze wert?‹
     Nun, das Beste an dem ganzen Film ist diese Frage. Und das Schlechteste an dem Film ist die Antwort. Denn der Football-Spieler
     sagt: ›Ja‹.«
    Marco Luciani schwieg.
    »Verstehst du? Er behauptet, das sei es wert gewesen. Zwanzig Jahre im Knast zu verbringen, alles zu verlieren, für einen
     Faustschlag.«
    Jetzt hatte der Kommissar kapiert, worauf er hinauswollte: »Und du willst mir dieselbe Frage stellen?«
    Der Patient nickte. Er wollte wissen, ob es sich gelohnt hatte, eine Fußballerkarriere wegzuwerfen, um einen korrupten Schiedsrichter
     zu verprügeln. Ob es sich gelohnt hatte, all die Gefängnisjahre an Stelle des Vaters abzusitzen. Ob es sich gelohnt hatte,
     sich, unschuldig, härter zu bestrafen, als es ein Gericht je mit einem Schuldigen getan hätte. Und ob es sich noch immer lohnte,
     gegen Windmühlen anzurennen, darum zu kämpfen, daß Menschen |378| die Augen aufgingen, die sie um jeden Preis geschlossen halten wollten.
    »Und ich, was soll ich darauf antworten, Baffo?«
    »Antworte mit nein, Marco«, flüsterte Baffigo, dann schloß er für eine ganze Weile die Augen. »Es lohnt sich nie, das eigene
     Leben wegzuwerfen.«
    Einen Moment später drückte der Journalist dem Kommissar fest die Hand und drehte sich zum Fenster.
    »Alles in Ordnung, Baffo?«
    Der Patient nickte stumm, dann ließ er die Hand los. Der Kommissar hatte verstanden, daß er allein sein wollte.
     
    »Also habe ich am Ende meinen Chef angerufen und gesagt: Was mich betrifft, ist der Fall gelöst. Suizid, die Indizien sind
     über jeden Zweifel erhaben.«
    Sofia Lanni saß auf dem Sofa, in Marco Lucianis Wohnung.
    Sie war mit ihrem Sonntagslächeln aufgekreuzt, als ob nichts geschehen wäre, als ob an jenem Morgen ihre Augen einander nicht
     alles gestanden hätten. In der letzten halben Stunde hatte sie noch einmal den ganzen Fall zusammengefaßt, hatte Schritt für
     Schritt den Gang der Ermittlungen nachgezeichnet, hatte alle Zeugenaussagen und Indizien aufgelistet, die Hartnäckigkeit,
     mit der sie jede einzelne Möglichkeit durchgespielt hatten. Die Mordthese war im Lauf der Zeit immer unwahrscheinlicher geworden.
     Und nun, nach der Aussage der Kassiererin, war sie endgültig vom Tisch.
    Eine halbe Stunde lang hatte der Kommissar sie, fast stumm, beobachtet.
    »Wenn du davon überzeugt bist, ist es richtig so«, murmelte er am Ende.
    »Hast du immer noch Zweifel?«
    »Es gibt vieles, was nicht zusammenpaßt.«
    |379| »Das stimmt. Und wahrscheinlich wird es nie ganz passen. Wahrscheinlich verwischte einer von den Helfern, als er die Umkleide
     betrat, die Spuren, verschob den Stuhl, was weiß ich … Aber was die Selbsttötungsabsicht des Schiedsrichters angeht, da ist
     inzwischen jeder

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