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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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Verzweiflung.
    »Hast du gesehen, wie jung die Mutter war? Vielleicht dreiundzwanzig, fünfundzwanzig höchstens.«
    |124| Der Kommissar murmelte ein unverständliches: »Darauf habe ich nicht geachtet.«
    »Ich werde bald vierunddreißig.«
    Wieder ein Murmeln.
    »Ich habe nicht mehr viel Zeit, Marco.«
    Wenn sie ihn mit seinem Namen ansprach, hieß das, die Lage war ernst.
    »Ich weiß, daß wir das schon besprochen haben, aber wir können so nicht weitermachen, immer nur davonlaufen, alles aufschieben.
     Früher oder später müssen wir eine Entscheidung treffen.«
    »Ich will nicht davonlaufen. Ich habe dir schon oft genug gesagt, wie ich darüber denke. Meiner Meinung nach sollte ein Polizist
     nicht heiraten.«
    »Aber es gibt verheiratete Polizisten. Fast alle deine Kollegen sind verheiratet.«
    »Mag sein. Die können es halten, wie sie wollen. Aber jeder hat seine eigene Moral, sein eigenes Leben, und in meinem ist
     eine Familie nicht vorgesehen.«
    »Also bin auch ich nicht vorgesehen.«
    »Das habe ich nicht gesagt«, korrigierte er, obwohl es genau das war, was er bis vor einer Sekunde gedacht und ersehnt hatte;
     doch die Vorstellung, sie zu verlieren und alleine zu bleiben, vollkommen allein und verlassen, hatte ihn in Panik versetzt.
     Oder vielleicht auch nicht, vielleicht fürchtete er sich auch nur, sie zu verlassen, weil er mit einem so großen Schuldgefühl
     nicht klarkommen würde.
    »Das ist bequem, sehr bequem. So mußt du dich nicht festlegen, keine Verantwortung übernehmen.«
    Marco Luciani schaute ihr in die Augen: »Du weißt, daß ich immer meinen Teil Verantwortung übernehme. Und sehr oft übernehme
     ich auch den Teil der anderen. Den Grund habe ich dir bereits erklärt, als wir uns kennenlernten.«
    |125| »Sag ihn mir noch einmal.«
    »Du kennst ihn.«
    »Sag ihn noch einmal.«
    »Okay. Ich will nicht heiraten, und ich will keine feste Bindung, weil mein Beruf nach Unabhängigkeit verlangt: Bewegungsfreiheit,
     freie Zeiteinteilung; die Freiheit, das Leben aufs Spiel zu setzen, ohne daran zu denken, daß ich, wenn ich sterbe, meine
     Familie ins Unglück stürze. Die Freiheit, bescheiden zu leben. Ich komme mit wenig zurecht, mit extrem wenig. Aber wenn ich
     ein Kind hätte, würde ich es zu einem solchen Lebensstil nicht zwingen wollen, wenn ich ein Kind hätte, würde ich mehr verdienen
     wollen, und du kannst dir vorstellen, welche Möglichkeiten ein Polizist hat, sein Gehalt aufzubessern.«
    »Dann sind alle deine Kollegen, die Familie haben, korrupt.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Im Grunde schon.«
    »Im Grunde nicht. Ich habe nur gesagt, daß sie leichter korrumpierbar sind. Es fängt oft so an: ›Das ist nur eine kleine Aufmerksamkeit
     für Ihr Kind, Herr Kommissar.‹ Und solange das Kind sechs oder acht ist, bist du sein Idol, der Vater Polizist, was meinst
     du, wie neidisch da die Klassenkameraden sind; aber wenn der Sprößling erst einmal vierzehn oder sechzehn ist, dann bist du
     bloß noch ein alter Trottel, der weder ein Moped noch eine Ferienreise bezahlen kann. Dann fängst du an, dir die eine oder
     andere Frage zu stellen, und wenn du damit anfängst, dann bist du schon auf dem falschen Dampfer.«
    »Na, dann gib halt den Polizeiberuf auf.«
    »Wieso sollte ich? Das ist meine Arbeit. Als du mich kennenlerntest, war ich schon Polizist. Und ich werde immer Polizist
     bleiben. Ich bin es gern. Das ist mein Leben, und wahrscheinlich ist es das einzige, was ich kann.«
    |126| »Das stimmt doch gar nicht. Du könntest alles tun. Du bist klug, hast studiert, im Gegenteil: in diesem Job verkümmern nur
     deine Talente. Du könntest …«
    »Ihr Frauen seid wirklich verbohrt. Ihr begeht immer wieder dieselben Fehler.«
    Greta blieb mitten auf der Straße stehen. »Sag nicht
ihr Frauen
. Das ertrage ich nicht. Ich bin ich,
eine
Frau.«
    » Ihr
Frauen meint immer, ihr könntet uns ändern, oder nicht? Ich war von Beginn an aufrichtig. Ich habe dir nie etwas vorgemacht,
     habe alles offen gesagt. Aber du hast mir ja nicht einmal zugehört. Du hast wahrscheinlich gedacht: Der wird sich schon noch
     ändern. Wenn du mich nicht so wolltest, wie ich bin, dann hättest du dich gar nicht erst auf mich einlassen sollen.«
    »Wir alle verändern uns. Zumindest ein bißchen. Wenn man einen Menschen liebt, dann kann man versuchen sich zu ändern, dem
     anderen zuliebe.«
    »Aber ich will mich nicht ändern. Du weißt, daß ich dich mag, aber mich selbst mag ich noch mehr.

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