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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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Notfällen. Dies hier scheint mir, bisher zumindest, kein
     Notfall zu sein.«
    Valle schüttelte den Kopf: »Ich könnte dir ein paar Leute als Personenschutz geben.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Wenn die Jungs dahinterstecken, die ich im Auge habe, anarchistische Fans, dann sind sie gefährlich. Die können ziemlichen
     Schaden anrichten, ich habe sie schon in Aktion gesehen, denen kommt man mit Vernunft nicht bei. Es besteht der Verdacht,
     daß auch die Bombe vor der Agentur für Zeitarbeit auf ihr Konto geht.«
    Der Kommissar schnaubte. Die Vorstellung, sich ständig vorzusehen, behagte ihm nicht, ebensowenig wollte er dauernd zwei Bodyguards
     im Schlepptau haben. Die gegen eine Bombe sowieso nichts ausrichten konnten.
    |148| »Wenn es Fußballfans sind, glaube ich nicht, daß sie so gefährlich sind«, sagte er in Gedanken an Witwe Ferretti, »deren Interessen
     stehen hier ebenfalls auf dem Spiel, und wenn, dann verkloppen sie sich höchstens untereinander. Aber so weit zu gehen, daß
     sie sich an einem Polizeikommissar vergreifen … die wissen, daß sie das äußerst teuer zu stehen käme.«
    »Das auf jeden Fall«, lächelte Valle. »Denk trotzdem drüber nach und nimm die Pistole mit.«
     
    Er versuchte sich wieder auf die Protokolle zu konzentrieren, aber da schob Iannece den Kopf durch den Türspalt.
    »Herr Kommissar, ich bin es, Iannece.«
    »Das sehe ich. Was gibt es denn?«
    »Da drüben ist der Versicherungsdetektiv. Er möchte Sie gerne eine Minute sprechen.«
    »Mamma mia, das ist vielleicht ein Nervtöter. Sag ihm, daß ich beschäftigt bin.«
    »Wenn Sie gestatten, Herr Kommissar, würde ich gerne eine Wanze für ihn brechen. Er wartet seit zwei Stunden. Und es ist schon
     der dritte Tag, daß er hier antanzt. Er hat gesagt, daß ihr eine Minute genügt.«
    Marco Luciani bekam Gänsehaut bei diesem »ihr«. Nun begnügte Iannece sich nicht mehr mit seinen typisch süditalienischen Grammatikfehlern,
     inzwischen verwechselte er auch noch die Personalpronomina.
    »Okay, komm, ich hab’s kapiert. Laß ihn herein, dann geht er mir wenigstens nicht mehr auf die Nüsse. Aber wenn er innerhalb
     von genau drei Minuten nicht wieder draußen ist, dann kommst du hereingestürmt und brüllst: ›Notfall, wir müssen los, es gehe
     um Leben und Tod.‹ Verstanden?«
    »Vollkommen, Herr Kommissar.«
    »Und wenn ich sage: ›Aber hat das denn nicht noch einen |149| Augenblick Zeit‹, dann bestehst du darauf, daß es ein Notfall ist. Vergiß das nicht.«
    »Keine Sorge, Herr Kommissar. Verlassen Sie sich ganz auf mich!«
    Iannece schloß die Tür. Luciani verteilte ein paar Papiere auf dem Schreibtisch, damit er vielbeschäftigt wirkte. Kaum hatte
     es geklopft, nahm er den Telefonhörer ans Ohr und tat so, als hätte er gerade ein äußerst wichtiges Gespräch zu führen.
    »Herein!« knurrte er.
    Der Versicherungsdetektiv blieb einen Moment auf der Schwelle stehen – im Gegenlicht zeichnete sich eine großgewachsene kurvenreiche
     Silhouette in dunkelgrauem Kostüm ab. Das lange braune Haar fiel weich über die Schultern, die Augen einer Gazelle und das
     Lächeln von jemandem, der weiß, daß er überall gern gesehen ist …
Sie
ist das, dachte Luciani, die junge Frau aus dem Flur. Er legte den Hörer falsch herum auf den Apparat und sagte nachträglich:
     »Ich ruf dich nachher zurück.«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich so zudringlich bin, Herr Kommissar. Darf ich hereinkommen?«
    Die Stimme hatte Wärme – und Wirkung. Kein Gesäusel, kein Gezirze. Professionell. Die Rehaugen fixierten Luciani und bohrten
     sich in seinen Blick.
    Marco Luciani schluckte, hüstelte, wollte ihr schon entgegengehen, blieb stehen, beugte sich hinab, um die Papiere aufzulesen,
     die auf den Boden gesegelt waren, sagte: »Bitte, setzen Sie sich doch«, streckte ihr die Hand hin, spürte jedoch, daß sie
     verschwitzt war, führte die Bewegung weiter, als ob er ihr das Büro zeigen wollte, warf die Papiere auf den Schreibtisch,
     wischte sich die Handfläche am Hosenbein ab, sagte: »Entschuldigen Sie, aber hier drin herrscht immer das Chaos« und wandte
     sich der Tür zu, als ob die Kollegen daran schuld wären. Er wollte sich schon setzen, |150| hielt dann inne, um ihr den Vortritt zu lassen, er schloß einen Jackettknopf, fuhr sich mit der Hand durchs Haar – es sollte
     wie ein Ausdruck der Erschöpfung wirken, in Wahrheit richtete er seine Frisur –, schließlich wollte er die Papiere zu einem
     Haufen

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