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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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selbst, daß ihr achtzig, wenn nicht neunzig Prozent von den impulsiven Tätern fangt,
     denen, die sich von einem Tobsuchtsanfall oder sonst einem Aussetzer hinreißen lassen – die gehen euch fast von alleine ins
     Netz. Und, sagen wir, fünfzig Prozent … oder weniger?«
    »Deutlich weniger: dreißig Prozent.«
    »… dreißig Prozent von den Abgebrühten, die vorher jeden Spielzug planen und an der Grundlinie bleiben, die euch zum Fluchen
     und Schwitzen bringen, bis ihr euch am Ende totgelaufen habt. Denn je länger die Partie dauert, desto geringer werden eure
     Chancen, sie festzunageln. Heißt es nicht, ein Mörder muß in den ersten achtundvierzig Stunden dingfest gemacht werden, sonst
     klappt es nicht mehr?«
    Marco Luciani ahnte, daß es nicht mehr lange dauern würde, bis der Geometer ihn mit dem Fall stichelte, der jetzt in den Zeitungen
     breitgetreten wurde. »Ja, so sagt man«, meinte der Kommissar und erhob sich, »und für die Mehrzahl der Fälle gilt das nach
     wie vor, auch wenn sich die wirkliche Deadline dank neuer technisch-wissenschaftlicher Methoden um rund drei Wochen verschoben |143| hat. Nur ist in unserem aktuellen Fall nicht gesagt, daß es überhaupt einen Mörder gibt.«
    »Den Mörder gibt es immer, Herr Kommissar. Auch wer sich selbst umbringt, ist ein Mörder.«
     
    Als Luciani gegen halb vier ins Büro zurückkam, wartete Iannece sofort mit einer Nachricht von Giampieri auf: Kaum sei der
     Kommissar weg gewesen, habe Doktor Delrio angerufen und nach ihm verlangt. Giampieri habe gefragt, ob es sich um etwas Dringendes
     handle, und da dem so war und sein Vize nicht wußte, wie er den Kommissar kontaktieren konnte, war er selbst zum Staatsanwalt
     gegangen. Er werde umgehend Bericht erstatten.
    »Ingenieur Giampieri meinte, ich solle Ihnen das nicht sagen, Herr Kommissar, aber es scheint, daß Doktor Delrio nicht erfreut
     darüber war, daß Sie unauffindbar waren; er hat gesagt, es sei an der Zeit, daß Sie sich ein Handy besorgen.«
    »Wenn er gemeint hat, du sollst es mir nicht sagen, warum sagst du es dann?«
    Iannece schaute verschmitzt. »Ach, Herr Kommissar, er hat mir gesagt, daß ich es Ihnen nicht sagen soll, weil er genau wußte,
     daß ich es doch tun würde. Wenn er gewollt hätte, daß ich es Ihnen nicht sage, hätte er es auch mir nicht gesagt.«
    Die Erklärung war absolut einleuchtend.
    »Und warum, meinst du, wollte er, daß ich es erfahre?«
    »Um Sie in Schwierigkeiten zu bringen, weil er Ihren Posten will.«
    Marco Luciani biß sich auf die Lippe. »Das ist möglich. Aber dann wäre es sinnvoller gewesen, den Mund zu halten und abzuwarten,
     bis Doktor Delrio mich direkt maßregelt. Da er mich informiert hat, könnte ich mir jetzt ernsthaft Gedanken machen, ein Handy
     kaufen und so dafür sorgen, daß ich erreichbar bin.«
    |144| »Jesus …, Herr Kommissar. Manchmal wundere ich mich, wie jemand so klug und gleichzeitig so naiv sein kann. Giampieri kennt
     Sie doch, er weiß, daß Sie, nachdem ich Sie informiert habe, stinksauer sein und das Handy aus Prinzip nicht kaufen werden.
     Oder täusche ich mich?«
    Marco Luciani war verärgert und verzog das Gesicht. Es behagte ihm nicht, daß er so leicht zu durchschauen war. »Du täuschst
     dich nicht, Iannece. Du täuschst dich ebensowenig wie Giampieri. Offensichtlich kennt ihr mich inzwischen viel zu gut. Aber
     eines Tages werde ich euch alle zum Narren halten, es wird euch die Sprache verschlagen. Das kannst du Giampieri ruhig sagen.«
    Ianneces Miene verfinsterte sich. »Sagen Sie es ihm selbst, Herr Kommissar. Ich verrate dem Ingenieur nichts. Ich bin loyal,
     und wenn ich einer Person die Geheimnisse einer anderen Person anvertraue, dann mache ich das nicht auch andersherum. Ich
     habe keine gespaltene Zunge, meine Zunge ist nur gegabelt, und damit Schluß.«
    Er wollte hinausgehen, doch da der Kommissar merkte, daß er schon wieder ins Fettnäpfchen getreten war, versuchte er die Sache
     auszubügeln.
    »Iannece …«
    »Bitte, Herr Kommissar?«
    »Was meinst du, wird Giampieri meinen Posten übernehmen?«
    »Früher oder später, warum nicht? Er ist fähig, intelligent. Er arbeitet genau. Er vergißt nie irgend etwas …«
    Marco Luciani schluckte das mit einem Lächeln.
    »… aber meiner Meinung nach will er zu hoch hinaus. Und wer hoch hinaus will, der fällt tief.«
     
    Der Kommissar blieb allein zurück, vor sich einen Berg von Verhörprotokollen. Calabrò hatte erstklassige Arbeit geleistet
    

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