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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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man ihn umgebracht und dann einen Selbstmord inszeniert hatte? Nun, das hätte vieles erklärt. Aber klar, ein Auftragskiller
     wäre wohl professioneller vorgegangen. Es sei denn, er hätte diesen Selbstmord absichtlich so stümperhaft inszeniert. Aber
     dann wurden die Motive vollkommen schwammig. Wer konnte Interesse an einem solchen Chaos haben, das den ganzen Profifußball
     lahmlegte?
    Handy, Zettel, Schlüssel, Stuhl. Das entsprach vier spektakulären Schlägen, vier Vorstößen ans Netz. Nun galt es herauszufinden,
     ob diese vier Attacken geplant waren oder dem Affekt entsprangen. Vier genau plazierte Volleys können den Sieg in einem Tennismatch
     bringen, vier verhunzte Volleys bedeuten die Niederlage. Luciani mußte nun diese vier Volleys parieren, vier perfekte Passierbälle
     spielen. Der Gegner mag noch so gut am Netz stehen, es bleibt immer eine winzige Lücke, durch die man den Ball schlagen kann.
     Die Lücke, die dieser vermaledeite Andrea fast immer fand.
    Der Kommissar versuchte sich Herrn Ferretti vorzustellen, auf der anderen Seite, direkt hinter dem Netz, den Schläger in der
     Hand. Aber er wirkte nicht wie ein Spieler, der sich in die Ballwechsel stürzt, er übernahm ungern die Initiative. Er war
     ein Mann mit Methode, rational, genau, äußerst seriös. Wenn jemand Verwirrung gestiftet hatte, dann nicht er. An irgendeinem
     Punkt mußte ein weiterer Akteur das Spielfeld betreten haben.

|156| Samstag
    »Was nehmen Sie, Herr Kommissar?«
    »Einen Salat niçoise, ohne Eier. Und eine große Flasche Mineralwasser ohne Kohlensäure.«
    »Sie enttäuschen mich, Herr Kommissar. Nehmen Sie gar nichts von dem Fisch? Einen Happen von dem fritierten? Der ist gar nicht
     schlecht, wissen Sie.«
    »Nein, wirklich nicht. Nachher esse ich vielleicht ein Dessert.«
    »Hmm …«
    »Aber bestellen Sie ruhig, was Sie wollen. Nehmen Sie auf mich keine Rücksicht.«
    Alfredo Rebuffo nickte erleichtert. »Na, ich werde Sardinen mit grüner Soße und ein bißchen fritierten Fisch als Vorspeise
     nehmen. Und dann die Spaghetti mit Hummer. Die sind traumhaft, wissen Sie.«
    »Wein?« fragte der Kellner.
    »Herr Kommissar?«
    »Für mich nicht, danke.«
    »Antialkoholiker?«
    »Nein, aber mittags trinke ich nie.«
    »Und essen tun Sie auch nicht … Bringen Sie mir einen Pigato, aber gut gekühlt, bitte.«
    Die beiden Männer schwiegen. Seit Luciani seinen Fuß in diesen überteuerten Protzschuppen gesetzt hatte, bereute er, sich
     auf das Treffen eingelassen zu haben. Es war wohl mehr als ein Zufall, daß Rebuffo kurz nach Colnagos Tobsuchtsanfall um eine
     Unterredung gebeten hatte. Der Manager lächelte zufrieden und versuchte eine ungezwungene |157| Gesprächsatmosphäre und so etwas wie Vertrauen herzustellen. Er sprach eine Weile über das Wetter, über die Stadt, die ihm
     sehr gefalle, und von einer Ausstellung, die er im Palazzo Ducale besucht habe. Der Kommissar hörte zu und gab hin und wieder
     einsilbige Antworten. Er gestand es sich ungern ein, aber an Rebuffos selbstsicherem Gebaren war etwas, das ihn gleichzeitig
     faszinierte und einschüchterte, wie die Erinnerung an ein früheres Leben.
    »Den Kommissaren in den Büchern ähneln Sie nun wahrlich nicht … die bringen ihre Zeit mit Essen und Trinken zu.«
    »Nein.«
    »Oder mit Kochen. Einige sind hervorragende Köche, wenn ich nicht irre.«
    »Ja.«
    »Wie erklären Sie sich das?«
    »Was?«
    »Wie erklären Sie sich, daß Ihre Kollegen in den Büchern so ein Faible für das Essen haben?«
    »Ich wüßte nicht. Ich lese schon seit Jahren keine Krimis mehr. Ich bin noch auf dem Stand von Sherlock Holmes und Maigret.«
    »Nun, das ist schade. Auch unter den neueren sind sehr gute … zum Beispiel gibt es einen spanischen Kommissar, das heißt,
     er ist Privatdetektiv, an dem sollten Sie sich ein Beispiel nehmen: Lebt in einer Villa mit Garten, ißt nur fangfrischen Fisch
     und trinkt nur Liebhaberweine. Der weiß das Leben zu genießen, und auch an Mädchen herrscht kein Mangel.«
    »Schön für ihn. Die Ermittler, die ich kenne, tanken Pizza und Bier …«
    »Vielleicht weil sie abhängig Beschäftigte sind. Wir wissen, daß der Staat mit seinen Dienern nicht großzügig umspringt. Sehen
     Sie, jemand, der zum Beispiel Ihr Talent |158| hat, der sollte sich selbständig machen, seine Erfahrung und seine Intelligenz für Privatkunden einsetzen … Ich bin sicher,
     da könnten Sie verdienen, soviel Sie wollen. Es gibt jede Menge Unternehmen, die

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