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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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lächelte sie. Er gab sich einen Ruck und betrat vor ihr das Lokal. Es war weitläufig, mit zu hohen Räumen,
     zu dicht gedrängten Tischen, Claudio Baglioni 1 im Hintergrund und einer gedämpften Beleuchtung, die so |181| tat, als wollte sie für anheimelnde Atmosphäre sorgen, in Wahrheit aber nur die Stromkosten drückte. Er sagte nichts, setzte
     sich und fing ihren komplizenhaften Blick auf.
    »Noch einen Augenblick Geduld. Ich will nur schnell bestellen«, sagte die Detektivin und legte ihre Hand auf die seine.
    Marco Luciani hatte das Gefühl, seine Finger lösten sich auf. Die Räume wurden niedriger, das Licht hüllte sie ein, die Hintergrundmusik
     verwandelte sich in ein Violinkonzert von Pachelbel. Als der Kellner die Karte brachte, schien es fast, als würde er lächeln.
    Luciani betrachtete das Angebot. Die Preise waren unmäßig, nichts sprach ihn an. Die Verwendung bestimmter Artikel zur Bezeichnung
     der Gerichte bestätigte, daß die Örtlichkeit das geeignete Ziel für einen Napalmangriff war. Er schloß im Geiste
» die
Dinkeltagliatelle an Shrimps und Zucchini« aus,
» das
Risotto mit Sepia und Trüffelchen«,
» das
Triptichon aus Gemüsequiche«,
» das
Filet an rotem Pfeffer und Rotweinsoße«,
» die
Spargel-Julienne mit Parmaschinken«. Sogar die Salate waren mit Artikel versehen und stellten ein Kuddelmuddel aus Nüssen,
     Äpfeln, Avocados und Ziegenkäse dar. Der einzige Trost war, daß die Portionen in solchen Lokalen für gewöhnlich winzig waren.
    Sofia Lanni bestellte Tagliatelle und Filet. Er verlangte einen Grünen Salat, woraufhin der Kellner pikiert bemerkte: »Ist
     das alles?«
    »Das ist mehr als genug, danke.«
    Die Detektivin musterte Luciani mit sorgenvoller Miene: »Haben Sie keinen Hunger, Herr Kommissar?«
    »Keinen großen, um ehrlich zu sein.«
    »Aber ein bißchen Wein werden Sie doch wenigstens trinken … mögen Sie lieber weißen oder roten?«
    »Wählen Sie, ich nehme ein Lemonsoda, wenn es das hier gibt.«
    |182| Der Kellner ging mit der Bestellung und hinterließ eine frostige Atmosphäre. Die Sofia Lanni mit ihrer warmen Stimme sofort
     verscheuchte.
    »Betrachten Sie das hier als Dienst, oder sind Sie Antialkoholiker?«
    »Sagen wir, ich trinke sehr selten.«
    »Und essen auch immer so wenig? Deswegen sind Sie so dünn …«
    »Essen schadet dem Organismus. Das habe ich irgendwo gelesen.«
    »Ich wette, Sie rauchen auch nicht.«
    »Erraten. Ich rauche hin und wieder eine Zigarre, wenn es etwas Besonderes zu feiern gibt.«
    »Hmm, das ist kurios. Wann haben Sie denn die letzte geraucht?«
    »Pff, weiß ich nicht mehr. Vielleicht letztes Jahr.« (In Wirklichkeit wußte er es genau: An Silvester hatte er sich zu Hause
     eine kubanische Zigarre gegönnt, um zu feiern, daß er den idiotischen Menüs und todlangweiligen Parties entgangen war.)
    »Das heißt, Sie feiern nicht oft. Das ist schade. Und darf ich Sie nach dem Anlaß für die letzte Zigarre fragen?«
    »Ach, nichts Besonderes: nur eine Gefahr, der ich entronnen bin.«
    »Viele Frauen würden Ihnen jetzt sagen, daß ein Mensch ohne Laster ein langweiliger Mensch ist.«
    »Ein Mensch ohne Interessen ist ein langweiliger Mensch. Jedenfalls für mich.«
    Sofia Lanni lächelte: Die Antwort hatte ihr gefallen.
    »Gut, da die Arbeit zweifellos zu Ihren Interessen gehört, ist es Zeit, Ihre Neugier zu befriedigen. Ich nehme an, Sie haben
     die Gattin des Schiedsrichters kennengelernt.«
    Marco Luciani nickte.
    |183| »Auf mich hat es den Eindruck gemacht, als ob ihr das Geld und ihre privilegierte Stellung sehr viel bedeuteten.«
    Sie schaute den Kommissar an, als warte sie auf ein Zeichen der Zustimmung, dann fuhr sie fort: »Und doch hat mir Frau Ferretti,
     völlig wider Erwarten und ganz offiziell, mitgeteilt, daß sie den Tod ihres Mannes als Selbstmord betrachtet. Und daß sie
     nicht um die Auszahlung der Prämie nachsuchen wird. Im Gegenteil, sie hat mich um die Unterlagen für eine Verzichtserklärung
     gebeten, damit der Fall so schnell wie möglich zu den Akten kann.«
    Marco Luciani schwieg.
    »Kommt Ihnen das nicht merkwürdig vor, Herr Kommissar, daß jemand so einfach auf 1,5 Millionen Euro verzichtet? Auf drei Milliarden
     Lire?«
    »Und ob mir das merkwürdig vorkommt.«
    Er dachte einige Sekunden nach, dann redete er weiter: »Aber man muß sehen, was sie als Gegenleistung bekommt. Offensichtlich
     würden die Spuren in einem Mordfall auch irgendwelche Skandale zutage fördern, und ich bin

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