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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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Nebentisch aus hätte er, ohne jeden Zweifel, gedacht: Wer ist denn diese Sexbombe?
     Und was will die mit der Vogelscheuche? Entweder ist er ein durchgeknallter Millionär, aber so sieht er nicht aus, oder er
     besitzt aus unerfindlichen Gründen etwas, hinter dem sie her ist. Sie läßt ihn ein bißchen an ihrer Muschi schnuppern, bis
     sie hat, was sie will, und dann ist sie weg. Aber wenn er nicht bescheuert ist, auch wenn er so aussieht, dann wird er sich
     nicht mit dem Beschnuppern zufriedengeben, sondern den Einsatz erhöhen.«
    Sofia Lanni vertilgte das Filet, ohne auf ein weiteres genüßliches Quietschen zu verzichten; sie brachte den Kommissar dazu,
     eine Panna cotta – eine Portion für zwei – zu bestellen. Doch dann aß sie das Dessert allein. Am Ende stand sie auf und sagte,
     sie müsse kurz auf die Toilette, statt dessen zahlte sie heimlich die Rechnung. Als Marco Luciani protestierte, legte sie
     noch einmal ihre Hand auf die seine und ließ sie eine Weile dort ruhen: »Sie sind nur mitgekommen, um mir Gesellschaft zu
     leisten, Herr Kommissar. Es ist offensichtlich, daß Sie schon gegessen hatten, es aber nicht zugeben wollten. Das wäre wirklich
     der teuerste Blattsalat der Geschichte.«
    Sie gingen wieder an die frische Luft.
    »Nun, Herr Kommissar, war der Abend so interessant, wie versprochen?«
    Marco Luciani machte eine zustimmende Geste. Er mußte an sich halten, um nicht zu sagen, daß er viel, viel mehr als das gewesen
     war.
    »Nun, laut unserer Abmachung sind Sie jetzt mit einer Enthüllung dran.«
    Er hatte schon entschieden, was er ihr sagen würde. Und auch, was er nicht sagen würde. Aber als er zum Sprechen ansetzte,
     wurde ihm bewußt, daß er sie wiedersehen wollte, um jeden Preis. Und daß der Vorschlag, den |187| Einsatz zu erhöhen, wie sein Tischnachbar meinte, gar nicht so abwegig war.
    »Was man versprochen hat, muß man auch halten«, sagte er, »aber heute ist es vielleicht schon ein wenig spät.«
    Sie seufzte und versuchte, ihre Enttäuschung zu überspielen.
    »Jetzt sagen Sie nicht, daß Sie auch noch früh schlafen gehen!«
    »Normalerweise nicht. Aber heute war wirklich ein harter Tag.«
    »Dann also morgen. Kann ich Sie auf dem Handy anrufen, im Büro gehen Sie ja nie ans Telefon?«
    »Ich habe kein Handy, tut mir leid.« Vielleicht das erste Mal, daß es ihm wirklich leid tat.
    Sofia Lanni hob die Augen gen Himmel, dann lächelte sie: »Dann rufen Sie mich an. Aber versuchen Sie nicht unterzutauchen.
     Sonst schlage ich vor der Dienststelle mein Zelt auf.«
    »Ich rufe Sie an. Versprochen.«
    Sie schauten einander eine ganze Weile in die Augen. Und diesmal schlug sie den Blick zuerst nieder. Dann trat sie einen halben
     Schritt zurück und streckte ihm die Hand hin. Er drückte sie kurz und sah zu, wie sie in ein Taxi stieg. Wieder goutierte
     er den Anblick ihres strammen runden Hinterns. Zwei oder drei Minuten lang wiegte er sich wie ein Kretin auf der Stelle, dann
     schaffte er den ersten Schritt. Bis spät in der Nacht streunte er auf den Hafenkais herum.

|188| Montag
    Als er aufwachte, war er wie zerschlagen. Er hatte heftige Kopfschmerzen und einen Druck im Magen. Er duschte, zog ein Jackett
     und außerdem eine Krawatte an. Letzteres tat er zwar ungern, aber bei Zeugenaussagen vor Gericht galt der Schlips als unverzichtbar.
     An diesem Morgen stand das Eilverfahren gegen die Hooligans an, die ihm vor der Haustür aufgelauert hatten; und auf dem ganzen
     Weg von der Wohnung bis zum Justizpalast wog Luciani die verschiedenen Alternativen ab, die seit zwei Tagen in seinem Kopf
     herumspukten.
    Gleich würde er in den Zeugenstand treten, die rechte Hand heben und die Wahrheit berichten müssen, die reine Wahrheit und
     nichts als die Wahrheit. Aber konnte er das wirklich tun? Wenn er die Sache genau so darstellte, wie sie sich abgespielt hatte,
     würden die vier Hooligans am selben Tag noch auf freien Fuß gesetzt werden, weil es einfach keine schwerwiegenden Anklagepunkte
     gab. Dann konnten sie sich den nächsten vorknöpfen und abstechen. Während Valle, der zwar ein gewalttätiger Fanatiker war,
     Luciani aber den Arsch gerettet hatte, mit einer saftigen Strafe, einer Degradierung und womöglich der Entlassung aus dem
     Polizeidienst rechnen mußte. Klar, rein theoretisch würde Luciani gerne auf Kollegen wie Valle verzichten. Aber solange im
     Rechtssystem der Status quo herrschte und Urteile nur auf dem Papier vollstreckt wurden, würde es immer

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