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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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Zwischenzeit ein paar Dinge geschehen. Heute Abend, hoffentlich pünktlich acht Uhr, kommt eine Betreuerin der Kripo zu Ihnen, die heißt Zander, die auf Ihren Florian aufpasst, als Kindermädchen sozusagen. Und mein Kollege Engler nimmt Sie mal mit in ein Restaurant, dort reden Sie in aller Ruhe miteinander. Ist Ihnen das recht so?“
    „Ihr Kollege? Ein Restaurant? ... Ich bin ein bisschen ... überrascht. Nein, nein, verstehen Sie mich nicht falsch, es ist mir schon recht. Ich freue mich, dass Sie mir etwas mitteilen, vielleicht kann ich dann wieder ruhiger schlafen.“
    „Bestimmt, Frau Krahmann, der Engler ist ein ganz lieber. Also geht das klar?“
    „Hm.“
    „Na dann, alles Gute. Tschüssi.“ Hinrich wollte schon auflegen.
    „Herr Hinrich? – Nein, nichts, Aufwiederhören ...“
    Hinrich fühlte sich bei seinem Verkupplungsversuch ertappt. Frau Krahmann war schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Doch ihn tröstete der Gedanke, dass er auf diese Art und Weise zwei einsamen Menschen helfen könnte.

    Hinrich nahm erneut sein Handy in die Hand. Kurzwahl Schiller. Er wollte sichergehen, keine Spuren zu zerstören. „Können wir hinterkommen?“
    Kurz darauf ging der Kommissar zu seiner norddeutschen Kollegin, die mit dem Herrn Pfarrer in ein Gespräch vertieft war. „Darf ich unterbrechen?“ Hinrich machte eine Kopfbewegung. Sogleich folgte ihm Hanni Polterer. Sie hoben das Absperrband hoch, von dem dicke Tropfen abperlten, und liefen die Kirchstraße hinter. Schon wieder regnete es, dazu fegte ein kalter, kräftiger Wind durch die Straße.
    „Passt der Fall nun in eines Ihrer Schemas?“, fragte Hinrich, während er ein Bonbon auspackte und im Mund verschwinden ließ. „Was sagt die erfahrene Psychologin?“
    „Nein, kein Schema.“ Die Kommissarin schüttelte ein wenig den Kopf. „Ich bin mir sicher, mit dem Namen Erik hat es etwas zu tun. Ganz sicher. Zwei könnten zufällig sein, drei niemals. Wir sollten prüfen lassen, an welcher Stelle in Leipzig die Namen zusammenlaufen. Auch die, dieser äußeren Ortschaften. Einwohnermeldeamt, Standesamt, Amt für Statistik und Wahlen ... Irgendwoher muss der Täter die Daten haben. Dann sollten wir kontrollieren lassen, ob der Name ERIK schon einmal eine Rolle in einem anderen Fall spielte.“
    „Dieser Mensch, dieser Mann, unser Täter, was ist das für einer? Was hat der vor?“ Hinrich vergrub die Hände in den Manteltaschen, beide umkreisten glänzende Pfützen.
    „Der – oder die – Entführer kennen den Wohnsitz der Opfer. Die erste Entführung erfolgte vor dem Haus der Mutter. Der Täter griff zu, als er sich unbeobachtet fühlte. Er kannte die Haltestelle, an der dieser Erik aus Markranstädt auf seinen Linienbus warten würde. Vielleicht hätte er den Jungen an einem anderen Ort geschnappt, wenn der nicht gerade allein an der Haltestelle gestanden hätte. Vielleicht is’ das Zufall, dass in dieser kurzen Zeit alle drei Jungen – sagen wir – für den Täter verfügbar waren. Unser Täter jedenfalls hat sich sein Drehbuch geschrieben. Erste Szene: Entführung von Jungen, von ganz bestimmten, von den Jungen, die sein heimliches Casting gewonnen haben. Irgendwann wird der seine Schauspieler zusammen haben. Wir wissen leider nicht, wie viele es sein sollen und wen er sich noch holt. Dann beginnt die nächste Szene, er wird sie durchspielen, genau so, wie es in seinem Drehbuch steht. Seine geistige Vorlage, sein Skript, sein Schema ... Diese Dinge sind Gesetz für ihn. Er hat das Ganze in seinem Gehirn durchgespielt. Dass es nun mit realen Personen passiert, ist ihm vielleicht nicht bewusst. Er wird genau das tun, was er sich vorgenommen hat. Er will seine Wunschträume real und hautnah erleben. Nur dieses getreue und penible Imitieren seiner fantastischen Vorstellungen, wird den Mann zur persönlichen Befriedigung führen, erst dann kann er sich selbst im Spiegel wieder in die Augen sehen. Erst dann fühlt er seine Potenz.“
    „Also tut der das zu seiner sexuellen Befriedigung?“
    „Vielleicht. Das kann sein, das muss nicht sein. Das ist alles Theorie. Im Vordergrund steht die seelische Zufriedenheit. Um die zu ereichen, können solch sadistisch abweichende Menschen zu verschiedenen Mitteln greifen. Das Opfer einfach nur besitzen, Quälerei, Missbrauch, Schläge, Sadismus, Vergewaltigung, Mord ... Das steht jedenfalls im Drehbuch des Täters. Das Schlimme ist aber, wenn wir den Kerl nicht bekommen, irgendwann die Leichen finden, dann

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