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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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Beobachtungen auf: „Und zwanzig Meter davor lag eine ziemlich saubere, zur Hälfte aufgerauchte und durch die Feuchtigkeit erloschene, aber nicht ausgetretene Zigarettenkippe. Also, war die achtlos weggeworfen. Und wenn ich es richtig erkannt habe, dann war das mal eine HB. – Gerhard, hol unser Labor an die Stelle. Wenn der Fährtenhund kommt, sollen sie den Kollegen sofort durchlassen. Und bring diesen Herrn Neubauer mit. Der Regen hat mir noch gefehlt.“ Er schaute in den grauschwarzen Himmel.
    Tatsächlich regnete es nun ziemlich stark, dazu kam ein kräftiger Wind auf. Der Kollege rannte am Rand der Straße entlang zurück. Auch Schiller lief mit der Assistentin die fünfundzwanzig Meter bis zu jener bewussten Stelle. Dabei holte er die Handschuhe aus der sterilen Verpackung. Als erstes sicherte er die Zigarettenkippe. Eine HB, wie vermutet. Doch keine selten gerauchte Marke.

    „Und war da irgendjemand, den ihr nicht kanntet, vielleicht ein Mann, der sich ein wenig versteckt hat und Erik Neubauer folgen konnte?“ Hanni Polterer war in ihrem Element. Die beiden neunjährigen Mädchen aus der dritten Klasse der Wiederitzscher Schule hatten nun den Anfangsschock überwunden, sie ahnten, dass alles, was sie dieser dicken Frau erzählten, Erik helfen konnte. Wie es der Zufall wollte: Wenige Tage vor den Geschehnissen hatte die Direktorin der Wiederitzscher Schule in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Polizeiposten eine Informationsveranstaltung in der Schule durchführen lassen. Dabei wurde auch ganz offen über Dinge wie Kindesentführung und sexueller Missbrauch gesprochen. Die Kinder kannten das Problem, nicht nur von Ereignissen, die Deutschland in den letzten Jahren erschüttert hatten.
    Maria, ein Mädchen mit blonden Haaren und roten Wangen zappelte mit den Beinen und meldete sich, als würde es noch im Unterricht sitzen.
    „Du kannst einfach reden, Maria“, sprach lächelnd die Hamburgerin.
    Engler stand im Hintergrund und hatte das Aufzeichnungsgerät angeschaltet.
    „Da war einer, der sah ganz komisch aus.“
    „Wir haben über den gelacht“, setzte Sophia hinzu. „Der sah aus, wie zum Fasching.“
    „Was war denn so komisch an dem?“
    „Die Haare.“
    „Und der Bart.“
    „Und die Brille.“
    Hanni Polterer nickte. „Was hatte der Mann denn an?“
    Sophia kratzte sich im Gesicht und zuckte mit den Schultern. „Was dunkles vielleicht.“
    „Und einen Hut. So einen mit Schild vorne.“
    „Stand da was drauf?“
    Die Mädchen wussten es nicht mehr.
    „Wie alt war der Mann denn und wie groß?“
    Wieder zuckten beide mit den Schultern.
    „Na, das ist aber auch schwer“, flüsterte die Kommissarin. „Wenn sich jemand einen Bart anklebt und eine Perücke aufsetzt, dann kann man sein Alter schwer einschätzen, das ist klar. – Passt auf, Mädels: Wir schicken jemanden mit vielen, vielen Bildern und Menschenpuzzles zu euch nach Hause. Dann versucht ihr – jede für sich – den Mann nachzubauen. Vielleicht finden wir dann den bösen Mann, der euren Erik geklaut hat. Is’ das okay?“
    Die Mädchen nickten gleichzeitig.
    „Und wenn ihr heute eure Hausaufgaben mal nicht schafft, dann schreibt die Polizei euch eine Entschuldigung. Is’ das auch okay?“
    Die Mädchen nickten wieder.
    „Der Erik, das is’ ein lieber Junge?“, fragte Hanni Polterer noch.
    Jetzt kicherten die beiden. „Der lacht immer und ärgert uns nicht ständig, wie die andren“, meinte die kleine Sophia.
    „Na, ich denke, bald ist der Erik wieder bei euch. Ganz bestimmt.“

    Hinrich stand draußen, vor der Tür des Polizeipostens. Er sprach mit seiner Frau, die sich berechtigt Sorgen machte, sich mit der Arbeit des Kommissars jedoch seit vielen Jahren arrangiert hatte. Eine Kindesentführung ging der Frau sehr nahe. Trotzdem versprach Hinrich, am Abend nach Hause zu kommen. Während er telefonierte, klopfte ein weiterer Anruf an. Der Kriminaloberkommissar beendete das Privatgespräch.
    „Ja, Hinrich?“, meinte er zum nächsten Anrufer.
    „Herr Kriminaloberkommissar, ich habe hier einen Manfred Kollert in der Leitung, das ist der Busfahrer von der LVB, der den Erik aus Markranstädt ziemlich oft gefahren hat ...“
    „Danke, Frau Heinrich, stellen Sie den Mann durch“, meinte Hinrich, „und, im Übrigen, die Süßigkeiten schmecken, ich bezahl, wenn ich neue brauch ...“
    „Hallo?“
    „Ja, hier Hinrich von der SoKo ERIK.“
    „Und hier ist Kollert. Ich bin der Busfahrer.“
    „Was gibt’s denn, Herr

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