FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst
werden 5.000 Polizisten und Soldaten aus dem gesamten Bundesgebiet.
9. Erziehungsberechtigte mit Kindern von 8 bis 10 Jahren, die den Namen Erik oder Eric tragen wurden in Einzelgesprächen über die erhöhte Gefährdung informiert. Als Prävention wurden die Schulen über das Schulamt zu Belehrungen angewiesen.
10. Heute Nacht erfolgt eine intensive Beobachtung in der Stadt Leipzig, geplant sind zwanzig Kontrollpunkte für Verkehrskontrollen.
11. Dem Bericht des Ordnungsamtes folgend, sind in Leipzig dreiundvierzig Sprinter verschiedener Baujahre angemeldet. Achtundzwanzig davon weiß. Eine Einzelfallprüfung ist im Gang und wird Mittwoch zwölf Uhr abgeschlossen sein.
12. Ebenfalls ist die Überprüfung von bekannten Personen im Gange – Abschluss Mittwoch 20 Uhr – die bereits durch Sexualstraftaten an Kindern, insbesondere an Jungen, im Großraum Leipzig auffällig wurden.
13. KOK Hinrich überprüft am Mittwochvormittag im Amt für Statistik und Wahlen, wer Zugang zu den Personendaten der Stadt Leipzig hatte.
14. In der Nacht bleibt ein Team der K 1 von zehn Leuten in Bereitschaft. Einsatzleiter vor Ort ist Kommissar Minkwitz.
15. Nächste Lagebesprechung Mittwoch 12 Uhr.
16. Die Medien werden angewiesen, eine deutliche Suchmeldung aller drei vermissten Kinder, mit Bild, Zeitpunkt, Ort der Entführung, Namen und genauer Beschreibung zu veröffentlichen. Eine Hinweistelefonnummer wird angegeben, die im Präsidium auf drei Arbeitsplätze gesplittet wird, außerdem eine Mailadresse für anonyme Hinweise.
17. Eine Bereitschaftsgruppe des SEK hält sich im Polizei-Präsidium auf.
18. Ein Kommando des BND überwacht von Berlin aus sämtliche Aktivitäten verdächtiger Gruppen im Internet.
„Sagen Sie mal Hanni, was mich interessiert, wann genau sind die Schultzns aus Markranstädt umgezogen? Hat sie das mal jemand gefragt?“
Draußen schlug der Wind die Regentropfen gegen die großen Fensterscheiben des Präsidiums.
Hanni Polterer kramte in den Protokollen. „Warte, warte, warte ...“ Ihr Finger glitt durch die Zeilen. So nach und nach ging die Hamburgerin dazu über, den sächsischen Kommissar zu duzen. „Na, bitte. Hier:“, meinte sie endlich, „vor genau zwei Monaten sind sie von Leipzig-Grünau nach Markranstädt gezogen, auf den Tag genau.“
Hinrich nickte, sich selbst Recht gebend. „Dann hat der Täter sich die Daten in den letzten zwei Monaten geholt. – Vielleicht hilft uns das morgen im Amt weiter.“ Der Kaffee, den Frau Heinrich hinterlassen hatte, war nicht mehr sonderlich wärmend. „Mann oh Mann“, stöhnte der Kommissar, „hoffentlich haben wir nichts vergessen. – Bei euch, da drüben, was hätten die gemacht?“
„Die? Ach, Holger Hinrich“, die Hamburgerin lächelte, „nicht da drüben, im Norden, wir sind im Norden. – Anders?“ Die Kommissarin versuchte sich eine Zigarette anzuzünden, doch das Feuerzeug ist leer. „Sag mal, du warst doch auch Raucher, hast doch bestimmt noch en paar Rietsticken aufgehoben?“
„Rietsticken?“
„Streichhölzer.“
Hinrich holte aus seiner Schublade ein Feuerzeug, während Hanni Polterer sprach. „In Hamburg, versuchen einige Kommissare überprofessionell zu sein. Un das geht nach hinten los. Ich bewundere, wie ihr auf die armen Öllern eingeht. Un ik beobachte einen gewissen kollektiven Geist bei euch. Den eigenen Dienstwagen würde bei uns keiner hergeben. Sagen wir fast keiner. Aber anders ... Glaub mir, min Holger, so ein hässlicher Fall, da mut man hineinwachsen, das entwickelt sich, da gibt’s keen Allroundmittelchen. Und wer das leitet, wie du, der is achteran immer klüger. Der hat nur zu verlieren.“
Beide saßen, als förmlicher Tagesabschluss in Hinrichs Büro, sie waren sehr müde, Hinrich gähnte ununterbrochen.
„Was machst du heute noch?“, fragte die Hamburgerin plötzlich und völlig indiskret.
Hinrich sah erstaunt auf. „Ich fühle mich so was von fit, globste nich, physisch und psychisch. Ich würde gern mal wieder richtig abtanzen. Was denken Sie, Hanni? – Nach Hause, baden, essen, schlafen. Mehr garantiert nicht. Wo hat man Sie denn untergebracht?“
„Sag nicht Sie , sonst blockiert das mein Gehirn.“ Hanni Polterer hielt Hinrich wieder die Schachtel Zigaretten vor die Nase. Hinrich nahm sich eine, er hatte sie einfach nötig. „Hotel Markgraf“, antwortete die Kommissarin.
„Wo ist denn das? Kenne ich
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