FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
um jedem Preis. Und, man höre und staune, diese Regel ging meistens sogar auf.
Um die Probleme der Ehe wissen nicht nur moderne Gesellschaften, sondern auch Naturvölker sehr gut Bescheid. Es verwundert kaum, daß sich in manchen Gesellschaften die Junggesellen gegen ihre Vermählung so lange wie möglich wehren. Die Lieblingsausrede der männlichen Caxapa in Ecuador ist, daß sie noch zu jung seien.
Dagegen mußten die Stammesältesten etwas unternehmen: Eigens zur Anbahnung der Ehe finden in regelmäßigen Abständen Kuppeleifeste statt. Ob aus Prüderie oder Desinteresse, selbst diese Feste hatten nicht den gewünschten Erfolg.
Also müssen die Stammesältesten noch deutlicher werden. Wer nach den mehrtägigen Festen immer noch keine Braut gefunden hat, läuft Gefahr, von den Stammesältesten einfach verkuppelt zu werden. Die Möglichkeiten, sich erfolgreich zu widersetzen, werden mit zunehmendem Alter und der Anzahl der Feste, an denen man teilgenommen hat, natürlich immer geringer. Schließlich ist man unter der Haube. Und je länger man wartet, um so geringer die Chancen seine Traumfrau abzubekommen.
Daß aber die Hochzeit für den Mann längst nicht mit den gleichen Gefühlen verbunden ist wie für eine Frau, beweist schon der Glückwunschsatz, den man Frischvermählten gegenüber äußert: Während der Braut ein feierliches „Herzlichen Glückwunsch“ entgegengeworfen wird, reicht es beim Bräutigam gerademal zu einem sehr skeptischen „Alles Gute“. Dieses „Alles Gute“ erinnert mehr an einen Beschwörungsversuch, einen Bannzauber, wie er in den Höhlen der ersten Homo Sapiens ausgesprochen wurde. Gemeint damit war ein gutes Gelingen bei langen Jagdexpeditionen oder gar Kriegszügen. Dieses „Alles Gute“, das möglicherweise von Vätern den Söhnen mit auf die Reise gegeben wurde, hat sich als Spruch für den frischgebackenen Ehemann erhalten.
Nachdem in indogermanischen Sprachen Sammelbegriffe, die sich sowohl auf den Mann als auch auf die Frau beziehen, meist nur in der männlichen Form existieren – etwa der Mensch, der Erwachsene, und so weiter – erstaunt das Begriffspaar Braut und Bräutigam. Der männliche Begriff Bräutigam ist nichts weiter als eine Ableitung von dem weiblichen Wort Braut. Auch das ist kein Zufall, denn es beinhaltet, daß ab dem Eheschluß der Mann etwas von seiner Individualität einbüßt und lediglich zu einem Bräutigam, also einer Ableitung von Braut wird.
Morgenländische und abendländische Kulturen gleichermaßen unterstellen der Frau mehr Böswilligkeit als dem Mann. Eigentlich ist nicht die Frau das Böse, sondern die vielen dunklen Mächte um sie herum. Einerseits ist das eine gute Entschuldigung für die Frau, nach dem Motto: „... sie kann ja gar nichts dafür, daß sie von den Mächten der Unterwelt beherrscht wird.“ Andererseits ist es bereits eine Aussage zur Abhängigkeit der Frau vom Mann, nach dem Motto: „... sie ist zwar böse, doch eigentlich nur vom Satan und von Dämonen beherrscht.“ Also wiederum von männlichen Wesen.
Um dieser Beherrschung entgegenzuwirken, muß die Braut geschützt werden. Denn Bräute sind besonders anfällig gegenüber dem Bösen. Einerseits, weil sie nicht mehr dem Bund ihrer eigenen Familie angehören und andererseits noch nicht dem Bund der Familie des Mannes. Erst durch den Bund der Ehe ist dieser außerordentlich anfällige Status einer jungen Frau aufgehoben und sie ist wieder relativ sicher vor der Unterwelt. Auch der Brautschleier ist eigentlich nichts anderes als ein Schutz vor den Mächten der Unterwelt. Seine Aufgabe ist es, die Braut zu vermummen, so daß sie von den bösen Mächten nicht erkannt wird. Das Schminken der Frauen hatte ursprünglich diese Bedeutung. In Bengalen bestreicht der Bräutigam die Stirn der Braut mit roter Farbe. Rot gilt als übelabweisend. Auch bei den Römern galt diese Farbe als die Farbe gegen das Übel, weshalb römische Brautschleier und Brautkleider ebenfalls rot waren.
Bei meinen Reisen durch den himalajischen Pamir erschrak ich nicht schlecht, als man mich plötzlich als Ehrengast bei einer Hochzeitsfeier in eine Frauentracht steckte. Ich wehrte mich wie besessen, denn über die Vielweiberei der Moslems wußte ich Bescheid. Ich hatte keine Lust mich in einem Harem wiederzufinden. Allerdings wußte ich auch, daß mehr als vier Frauen auch ein Moslem nicht haben darf. Und ich war bereits der sechste Mann in Frauenkleider. Langsam erst begriff ich, um was es ging.
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