Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
vielleicht hatte er sich doch nicht so gut in der Gewalt, wie er gehofft hatte, oder Sverig war ein aufmerksamerer Beobachter, als er bisher angenommen hatte, denn er sah ihn schon wieder misstrauisch an, als er sich neben ihn setzte.
    »Es ist wirklich schade, dass niemand weiß, wer diese Türme erbaut hat oder warum«, sagte er, bevor Sverig eine Frage stellen konnte; und vielleicht nur, um auf ein anderes Thema zu lenken. »Ich hätte gerne gewusst, wer es war.«
    »Ein Volk, das vor uns hier war«, antwortete Sverig achselzuckend. »Niemand weiß etwas über sie. Sie sind schon so lange fort, dass es nicht einmal mehr Legenden über sie gibt. Vielleicht waren sie nicht einmal Menschen.«
    Thor sparte sich den Hinweis, dass sich in einem Land, das vollkommen leer war und in dem so gut wie keine Menschen lebten, auch schwerlich Legenden bilden würden. Stattdessen fragte er: »Wie kommst du darauf?«
    »Die Treppe«, antwortete Sverig. »Ist dir nicht aufgefallen, dass die Stufen zu hoch sind, um wirklich bequem darauf gehen zu können? Warum sollten sie etwas bauen, das so unpraktisch ist?«
    Dafür mochte es hundert verschiedene Erklärungen geben, von denen jede einzelne wahrscheinlicher war als die Sverigs. Trotzdem hob er nur die Schultern, und Sverig fuhr mit einem gewichtigen Nicken fort: »Vielleicht waren es ja Riesen.«
    »Ja, vielleicht«, antwortete Thor. »Aber viel hat es ihnen nicht genutzt, oder? Es gibt sie nicht mehr.«
    Er hätte Sverig sagen können, wer diese Reihe zyklopische Wachtürme errichtet hatte und warum und auch weshalb die Erbauer untergegangen waren. Das Wissen war da, wie so vieles tief in ihm verborgen, sodass er es nicht direkt ergreifen und schon gar nicht in Worte kleiden konnte.
    »So ist nun einmal der Lauf der Zeit«, sinnierte Sverig. »Vielleicht waren vor diesen schon andere da und vor denen wieder andere … so wie nach uns andere kommen werden. Ich finde, der Gedanke hat etwas Tröstliches. Selbst wenn wir vergehen, werden nach uns andere kommen, die es vielleicht besser machen.«
    »Wenn du das wirklich glaubst, warum führen wir diesen Kampf dann überhaupt?«, fragte Thor.
    »Weil es meine Aufgabe ist«, antwortete Sverig. »Und weil Menschen nun einmal nicht so gemacht sind, dass sie ihr Schicksal klaglos hinnehmen.«
    »Manche schon«, antwortete Thor. Wenn man es genau nahm, sogar die meisten.
    »Die, die es wert sind, gerettet zu werden, nicht«, beharrte Sevrig.
    Thor sagte nichts mehr dazu, maß Sverig aber nun mit neuen Augen. Ganz zweifellos verfehlte diese graue Ödnis ihre Wirkung auch auf ihn nicht, aber er war nicht sicher, ob es tatsächlich eine Veränderung zum Guten war.
    »Ich würde dir gern vertrauen, Thor«, fuhr Sverig nach einer Weile fort. »Wahrhaftig, ich habe mich bemüht, und ich versuche es weiter. Aber ich kann es einfach nicht.«
    »Warum sagst du mir das?«, erkundigte sich Thor leicht verwirrt.
    »Dass ich dir nicht traue, muss mich nicht zwingen, dich zu belügen, oder?«, gab Sverig zurück. »Vielleicht versuche ich ja auch, mich selbst davon zu überzeugen, dass ich im Unrecht bin, wer weiß? Du hast bisher nichts getan, was mein Misstrauen rechtfertigen würde oder mir Anlass zu der Sorge geben würde, dass du ein eigenes Spiel spielst. Im Gegenteil. Du hast vielen im Tal geholfen, und mehr als einer von uns hat dir sein Leben zu verdanken.« Er sah Thor an, wie um ihn zu fragen, ob er in dieser Aufzählung noch etwas vergessen hatte. »Mein Verstand sagt mir, dass ich mich täusche. Bjorn sagt mir, dass ich mich täusche und wir dir vertrauen können, und abgesehen von den wenigen im Tal, die ich gegen dich aufbringen konnte, sagen alle anderen dasselbe. Aber etwas in mir ist überzeugt davon, dass ich recht habe und du uns den Untergang bringen wirst.«
    Jetzt sah er ihn eindeutig auffordernd an, aber was erwartete er? Dass Thor sich durch diese unerwartet offenen Worte genötigt sah, nun auch seinerseits etwas zuzugeben, das vielleicht gar nicht existierte?
    Er machte nur ein bedauerndes Gesicht. »Das tut mir aufrichtig leid. Ich wollte, ich könnte dich vom Gegenteil überzeugen.«
    »Und wie?«, wollte Sverig wissen.
    »Vielleicht –«, begann er, und das Scharren am Rande seines Bewusstseins wiederholte sich noch einmal, und jetzt war es nicht nur deutlicher – näher –, sondern auch anders. Boshafter. Aggressiver. Thor war mit einer einzigen Bewegung auf den Beinen und an der Mauer und schlug den Mantel zurück,

Weitere Kostenlose Bücher