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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ohren hörte es sich trotzdem an wie ein Laut des Unmuts, mit dem sie auf die Störung ihrer Totenruhe reagierte.
    Thor schwieg dazu, aber er fand das, was Urd tat, ebenso pietätlos wie überflüssig. Zweifellos hatte sie recht, wenn sie annahm, dass sie auf ihrer Flucht möglicherweise eine Waffe brauchten, aber ausgerechnet diesen Dolch zu nehmen …
    Urd richtete sich auf, ging um das Bett herum und beugte sich über Cord, um ihm mit einer ebenso raschen wie unaufgeregten Bewegung die Kehle durchzuschneiden.
    Schmerz und Schock weckten ihn auf. Cord versuchte sich hochzustemmen, rang mit einem grässlich röchelnden Laut nach Luft und fiel um sich schlagend und strampelnd zurück, bevor seine Bewegungen erlahmten und dann ganz aufhörten. Seine Augen brachen.
    Thor starrte ihn an.
    Das Blut in seinen Adern schien sich in Eis verwandelt zu haben. Er konnte nicht denken, und ein Teil von ihm weigerte sich noch immer beharrlich zu glauben, was er sah.
    »Was … Warum hast du … das getan?«, brachte er nur mühsam hervor.
    Bevor sie antwortete, ging Urd zurück zu Sigislind und stieß ihr den Dolch noch einmal in die Brust, langsam und präzise an derselben Stelle wie beim ersten Mal. Erst dann richtete sie sich auf und drehte sich langsam zu ihm um.
    »Jetzt denken sie, dass sie sich gegenseitig umgebracht haben«, sagte sie. »Das bringt ihnen etwas, worüber sie nachdenken können, und uns zusätzlich Zeit, bevor sie anfangen, nach uns zu suchen. Außerdem hat er dich gesehen.«
    »Und deshalb hast du ihn umgebracht?«
    »Du hast Mitleid mit ihm?«, erwiderte Urd kalt. »Nun, dann lass dir gesagt sein, dass dieser so harmlose und gutmütige Bursche noch vor einer Stunde dafür plädiert hat, uns beide zu töten, nur um sicherzugehen.«
    »Das ist kein Grund, ihn umzubringen!«
    »Er hätte dasselbe mit uns getan. Aber ich kann dich verstehen. Und es war meine Entscheidung, die du nicht mittragen musst. Aber ich werde nicht dulden, dass irgendjemand meine Kinder in Gefahr bringt.«
    Sie beugte sich noch einmal hinab, um ihre schon wieder mit Blut besudelten Hände abzuwischen, dann trat sie an ihm vorbei an die Wand, wo Sigislinds Mantel an einem hölzernen Haken hing. Ohne die mindeste Hast zog sie ihn an und wandte sich dann wieder zu ihm um.
    »Vielleicht solltest du hierbleiben«, fuhr sie fort. »Bjorn und die meisten anderen hier trauen dir immer noch. Sie werden dir glauben, wenn du sagst, dass ich dich genauso belogen habe. Schon weil sie es glauben wollen.«
    »Und auch, weil sie recht damit hätten, nicht wahr?«, fragte Thor bitter. Er machte eine Kopfbewegung auf Sigislind. »Sie hatte recht mit ihrem Verdacht, oder? Du hast den Schmied und seine Frau vergiftet.«
    »Wir brauchten ein Zuhause«, sagte Urd ungerührt. »Die beiden waren alt und sehr krank. Sie hätten den nächsten Winter ohnehin nicht mehr erlebt.«
    Und daraus leitete sie das Recht ab, die beiden gutmütigen alten Leute einfach umzubringen? Thor schwieg. Er wusste nicht, was er tun sollte.
    »Ich könnte verstehen«, fuhr Urd fort, »wenn du nicht mit mir kommen willst. Sag mir, wo du dich mit Elenia und Lif verabredet hast, und ich gehe allein.«
    Und vielleicht sollte er genau das tun, dachte Thor bitter. Aber Urd war schließlich nicht irgendwer, sondern die Frau, die er trotz allem immer noch liebte, und die Mutter seines ungeborenen Kindes.
    Schweigend wandte er sich um und öffnete die Tür.
    Nicht einmal jetzt, wo er wusste, an welcher Stelle er danach zu suchen hatte, hätte er den Eingang des Götterpfades gefunden, wäre Bjorn – oder wohl eher Sverig – nicht so zuvorkommend gewesen, direkt davor eine Wache aufzustellen.
    Genauer gesagt waren es zwei. In einem erkannte er trotz der großen Entfernung Tjerg, der andere war ihm namentlich nicht bekannt, aber er hatte ihn ein paarmal oben in der Festung gesehen. Zweifellos auch einer von denen, die auf Sverigs Seite standen, sonst wäre er nicht hier postiert worden.
    »Worauf warten wir?«, flüsterte Urd. Die beiden Wachtposten, die nur über die unzulänglichen Sinne normaler Sterblicher verfügten, konnten Urd und ihn unmöglich sehen; nicht in diesem trüben Zwielicht, das die Augen narrte und die Schatten Dinge gebären ließ, die es nicht gab. Dasselbe galt für ihre Ohren. Es war ausgeschlossen, dass sie Urds geflüsterte Worte verstanden hatten.
    Beiläufig registrierte er, dass er seine Umgebung jetzt nur noch mit den Augen eines Kriegers betrachtete. Er

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