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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blieb am Fuß der Treppe noch einmal stehen, um zu lauschen, und bewegte sich dann auf Zehenspitzen hinauf, um jedes verräterisches Knirschen oder Knacken der hölzernen Stufen zu verrmeiden.
    Auf halbem Wege hörte er Stimmen. Sie waren leise, zurückgenommen, aber ihr Klang war erregt, und zumindest eine davon gehörte eindeutig einer Frau. Urd?
    Er ging weiter, steuerte, oben angekommen, eines der beiden großen Zimmer an, in denen Urd und er mitunter übernachtet hatten, als sie noch willkommene Freunde gewesen waren. Die Stimmen wurden lauter, je näher er der Tür kam, und er konnte sie nun identifizieren. Die eine war die Urds, die andere gehörte Sigislind. Er musste die Worte nicht verstehen, um zu wissen, dass er Zeuge eines heftigen Streits wurde.
    Etwas knackte. Thor erstarrte zu vollkommener Lautlosigkeit, als er hörte, wie sich jemand unter ihm im Haus bewegte. Dann schlug eine Tür, und es war wieder still. Trotzdem ließ er etliche Atemzüge verstreichen, bevor er die Hand nach der Tür ausstreckte und sie dann mit einem Ruck aufschob.
    Sigislind und Urd fuhren im gleichen Augenblick herum und starrten ihn an.
    Den Ausdruck auf Urds Gesicht vermochte er nicht zu deuten: Da waren Überraschung, beinahe so etwas wie Schrecken, aber auch eine unendliche Erleichterung, die sein Herz wie eine warme Hand berührte.
    Sigislind hingegen sah im allerersten Moment beinahe entsetzt aus. Sie war nicht überrascht, sondern wirkte eher, als hätte sie gewusst, dass er kommen würde, es aber bis zum letzten Augenblick nicht wahrhaben wollen. Zum ersten Mal fragte sich Thor ernsthaft, ob es vielleicht ein Fehler gewesen war, hierherzukommen.
    Aber wenn, dann war es ohnehin zu spät.
    »Keinen Laut!«, sagte er – was vielleicht von allem bisher die größte Dummheit war. Ohne, dass er es selbst bemerkt hatte, war seine Hand zum Schwertgriff hinaufgekrochen und hatte sich demonstrativ darum geschlossen.
    Aber Sigislind war keine Frau, die sich vom bloßen Anblick einer Waffe beeindrucken ließ.
    »Welchen Laut soll ich denn deiner Meinung nach nicht von mir geben?«, fragte sie spöttisch. »Keine Sorge, ich werde nicht um Hilfe rufen und dir so einen Vorwand liefern, jeden hier im Haus zu erschlagen.«
    Sie wirkte vollkommen ruhig, aber mit der neu erwachten Schärfe seiner Sinne spürte Thor, dass diese Ruhe nur gespielt war. Sowohl Sigislinds Worte ignorierend als auch ihrem Blick ausweichend, drehte er sich zu Urd um und machte eine auffordernde Geste mit der linken Hand. »Wir müssen weg«, sagte er. »Sofort. Sind Bjorn und Sverig im Haus?«
    »Sie sind vor einer Stunde gegangen«, antwortete sie. »Ich weiß nicht, wohin. Was ist mit –?«
    »Die Kinder wissen Bescheid«, unterbrach sie Thor. »Zieh deinen Mantel an und das wärmste Kleid, das du finden kannst. Und Stiefel.«
    Er musterte Urds Füße, die in dünnen Schuhen steckten, wie man sie normalerweise nur im Haus trug. Thor nahm an, dass man sie genau so hierhergebracht hatte. Nachdenklich sah er Sigislind an. Sie war vielleicht ein wenig kräftiger als Urd, hatte aber dennoch ungefähr dieselbe Figur. »Deine Kleider könnten passen«, sagte er.
    »Vermutlich«, antwortete Sigislind, ohne mit der Wimper zu zucken. »Und ich nehme an, jetzt möchtest du, dass ich sie ausziehe, damit sie nicht mit Blut besudelt werden?«
    Thor ignorierte den letzten Satz. »Ich möchte dir nicht wehtun«, sagte er sanft.
    »Aber zweifellos wirst du es, wenn ich dich dazu zwinge«, vermutete sie spöttisch. »Keine Angst, o großmächtiger Thor. Als ich gesagt habe, dass ich dir keinen Vorwand liefern werde, alle hier im Haus zu erschlagen, habe ich auch mich selbst damit gemeint. Ich will noch ein wenig länger leben.«
    »Wir möchten einfach nur gehen«, sagte Thor, »das ist alles.«
    Sigislind sagte nichts, aber aus der Verachtung in ihrem Blick wurde etwas noch Schlimmeres, und Thor registrierte fast überrascht, wie viel ihm daran gelegen wäre, dass sie ihm glaubte.Wahrscheinlich würden sie sich niemals wiedersehen, aber er wollte dennoch nicht, dass all diese Menschen hier ihn als Verräter in Erinnerung behielten.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, schürzte Sigislind noch einmal verächtlich die Lippen, machte aber dann gehorsam einen Schritt zurück und begann das Kleid auszuziehen. Darunter trug sie nur ein dünnes Hemd, sodass Thor sich dezent abwandte, sie aber trotzdem aus den Augenwinkeln im Blick behielt, so gut er konnte.
    »Ich weiß, dass

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